Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Ich will damit nicht andeuten, dass Nathaniel von dir geheiratet werden will. Der Gedanke kam nie auf, ehrlich.«
»Na, da bin ich aber erleichtert.«
»Du wirst noch lange einen Pomme de sang brauchen, Anita. Noch Jahre.«
»Jean-Claude meint, ich könnte schon in ein paar Monaten fähig sein, die Ardeur ohne diesen ganzen Körperkontakt zu befriedigen.«
»Die Abstände werden zwar größer, Anita, aber die Ardeur selbst hast du noch gar nicht im Griff.«
»Auf der Tanzfläche habe ich sie vollständig zurückgedrängt.«
Er seufzte. »Ja. Aber damit hast du noch lange keine Kontrolle über sie. Es ist wie mit einer Waffe: Sie im Waffenschrank einzuschließen ist leicht, aber deshalb kannst du noch lange nicht damit schießen.«
»Du vergleichst das mit einer Schusswaffe? Mir scheint, du denkst schon eine ganze Weile darüber nach, hm?«
»Seit Nathaniel mir gesagt hat, dass du ihm bei der Befriedigung der Ardeur keine Erleichterung erlaubst.«
»Von Erlauben kann keine Rede sein. Er hat das ja nicht einmal angesprochen. Und wie sollte ich wissen, dass er es nicht selbst macht? Ich habe es ihm doch nicht verboten.«
»Es selbst machen ist ja ganz schön, aber keine wahre Befriedigung.«
Ich drückte mich gegen den Baum, als ob mich das Holz festhalten könnte, denn ich hatte das Gefühl zu fallen. Als fiele ich in einen Abgrund, aus dem es kein Entkommen gab. »Ich weiß nicht, ob ich mit Nathaniel schlafen und am Morgen noch in den Spiegel gucken kann.«
»Warum ist das für dich bei ihm so schwierig?«
»Weil er meine Orientierung durcheinanderbringt. Ich habe Freunde, ich habe Männer, mit denen ich zusammen bin, ich habe Leute, die von mir abhängen und um die ich mich kümmere. Ich schlafe nicht mit Leuten, um die ich mich zu kümmern habe. Das hieße, ihre Situation auszunutzen.«
»Und Nathaniel fällt in diese Kategorie?«
»Ja.«
»Du meinst, du nutzt seine Lage aus, wenn du mit ihm Sex hast?«
»Ja.«
»Das sieht er anders.«
»Das weiß ich inzwischen, Jason.« Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf an die grobe Rinde. »Verdammt, ich will die Ardeur endlich in den Griff kriegen, damit ich nicht andauernd solche Entscheidungen fällen muss.«
»Und wenn ich einen Zauberstab schwenken könnte und du die Ardeur von jetzt an im Griff hättest, was dann? Was würdest du mit Nathaniel tun?«
»Ihm helfen, eine eigene Wohnung zu finden.«
»Er erledigt bei dir das Gros der Hausarbeit. Er kauft deine Lebensmittel ein. Er und Micah kochen meistens. Weil Nathaniel das alles tut, können Micah und du so viele Stunden am Tag arbeiten. Wie würdest du das ohne Nathaniel organisieren?«
»Ich möchte ihn nicht behalten, weil er mir das Leben erleichtert. Das wäre übel.«
Jason stieß einen großen Seufzer aus. »Bist du wirklich so langsam, oder willst du mich bloß in den Wahnsinn treiben?«
»Was denn?«
Er schüttelte den Kopf. »Anita, was ich sagen will, ist Folgendes: Nathaniel fühlt sich nicht ausgenutzt. Er fühlt sich nützlich. Er braucht keine Freundin, weil er denkt, dass er schon eine hat. Er will keine Beziehung mit einer Frau anfangen, weil er schon mit einer zusammenlebt. Er braucht sich keine Wohnung zu suchen, weil er schon eine hat. Micah weiß das, Nathaniel weiß das, nur einer weiß das nicht, und das bist du.«
»Jason …«
Er hob die Hand. »Anita, du hast zwei Männer, die mit dir zusammenleben. Beide lieben dich. Beide begehren dich. Beide unterstützen dein Berufsleben. Sie sind wie deine Ehefrau. Es gibt Leute, die würden morden, um zu bekommen, was du hast. Und du willst das einfach wegwerfen.«
Ich blickte ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Nur eins fehlt noch an diesem häuslichen Arrangement, damit es für alle Beteiligten perfekt ist: Nathaniels Befriedigung.« Er trat dicht an mich heran, mit sehr ernstem Gesicht. »Du hast das Kräftespiel so gestaltet, dass du bei euch die Hosen anhast, und das ist in Ordnung; Micah und Nathaniel kommen damit klar. Doch die Hosen anzuhaben hat auch eine unangenehme Seite, Anita, man hat nämlich unangenehme Entscheidungen zu treffen. In den Jahren seit ich dich kenne, hat sich dein Leben verbessert. Du bist jetzt schon länger glücklich, als ich es bisher bei dir erlebt habe. Micah kenne ich nicht so gut, aber von Nathaniel kann ich sagen, dass er noch nie so glücklich gewesen ist. Alles funktioniert, Anita. Jeder trägt dazu bei. Jeder außer –«
»Mir.«
»Außer dir.«
»Weißt du,
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