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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Befriedige die Ardeur, ma petite, wähle ihre Flamme, bevor ein anderer Hunger aufkommt und dich mitreißt.« Damit war er fort, als wäre eine Tür zwischen uns zugefallen. Im nächsten Moment merkte ich, dass er auch die Tür zwischen Richard und mir zugeworfen hatte. Plötzlich war ich von ihnen abgeschnitten.
    Allein mit dem Gefühl von Nathaniels Puls in meinem Mund. Sein Fleisch war warm, so warm, und sein Puls hüpfte wie etwas Lebendiges unter der Haut. Ich wollte es befreien, dieses zappelnde Ding, wollte es aus dem Käfig lassen, wollte Nathaniel aus dem Käfig seines Fleisches befreien. Er sollte frei sein.
    Ich rang mit mir, nicht zuzubeißen, denn wenn ich einmal Blut schmeckte, würde ich mich daran sättigen, und Nathaniel würde es vielleicht nicht überleben.
    Jemand packte meine Hand und hielt sie fest. Ich wusste, wer es war, und hob den Kopf von Nathaniels Oberschenkel. Damian kniete neben uns. Seine Berührung half mir, meinen Verstand einzuschalten, wenigstens ein bisschen, und mich aufzurichten. Doch die Ardeur ging deshalb nicht weg. Sie zog an mir wie das Meer bei Ebbe, und ich wusste, sie käme zurück. Eine neue Flutwelle baute sich auf, und bis sie auf uns zurollte, brauchten wir einen Plan.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte ich, und meine Stimme zitterte. Ich blieb an Damians Hand, als wäre er meine letzte Rettung.
    »Ich hab gespürt, wie die Ardeur aufsteigt, und dachte, na großartig, ich werde wieder ausgelassen. Dann hat sich etwas verändert.«
    »Es hat sich wunderbar angefühlt«, sagte Nathaniel träumerisch, als hätte er erst das Vorspiel hinter sich.
    »Hast du die Veränderung nicht bemerkt?«, fragte ich.
    »Doch.«
    »Hattest du keine Angst?«
    »Nein. Du würdest mir nie etwas tun.«
    »Wie schön, dass wenigstens du dir sicher bist.«
    Er richtete sich vom Boden auf, wo er schwelgend gelegen hatte, und kam auf die Knie. »Vertraue dir. Vertrau auf das, was du fühlst. Es hat sich verändert, als du angefangen hast, dich zu wehren. Hör auf, dich dagegen aufzulehnen.« Er neigte sich zu mir. »Still deinen Hunger an mir.«
    Ich schüttelte den Kopf und klammerte mich an Damians Hand, spürte aber schon die anrollende Flut. Die Woge baute sich auf und wuchs, und wenn sie uns erreichte, würde sie uns mitreißen. Ich wollte mich nicht mitreißen lassen.
    »Wenn Jean-Claude dir sagt, du sollst die Ardeur befriedigen, dann tu es«, sagte Damian. »Was ich gerade bei dir gespürt habe, war Blutdurst.« Er war sehr ernst, sehr besorgt. »Du willst gar nicht wissen, was Blutdurst aus dir machen kann, Anita. Das willst du bestimmt nicht.«
    »Warum ist es heute so anders?« Ich klang wie ein Kind, das um eine Erklärung bettelt, wieso das Monster unter seinem Bett einen neuen, noch scheußlicheren Kopf bekommen hat.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich habe es sofort gespürt, bei der ersten Berührung. Nur schwach erst, aber es war da. Bisher ist es immer weggegangen, wenn du mich angefasst hast.« Er machte eine Bewegung mit den Fingerspitzen, als löschte er eine Kerzenflamme. »War wie ausgelöscht. Aber heute …« Er beugte sich über meine Hand, und ich wusste, er würde die Lippen auf meine Knöchel drücken. Mit der Ardeur geht einher, dass man jemandem ins Herz blicken kann. Sie lässt einen sehen, was der andere wirklich empfindet. Und als Damians Lippen mich berührten, nahm ich wahr, was er empfand. Befriedigung. Eifer. Sorge, die aber schnell verblasste, als er meine Haut an den Lippen spürte. Und er wollte mich. Er wollte den Hunger seiner Haut stillen. Den Hunger seines Körpers, nicht nach Orgasmen, sondern nach Nähe. Das Verlangen, das wir alle haben: sich nackt an jemanden zu schmiegen. Ich nahm seine Einsamkeit wahr, und sein Verlangen nach mir, und wäre es nur dieses eine Mal, wo er nicht einsam zu sein brauchte, nicht unten allein im Dunkel zu bleiben brauchte. Ich sah, was er von seinem Sarg unten im Keller hielt. Der Keller war nicht sein Zimmer, war in keiner Weise sein. Es war nur eine Stelle, wo er sich jeden Morgen zum Sterben hinlegte. Der Platz, wo er hinging, um zu sterben, allein und in dem Wissen, dass er genauso allein wieder aufstehen würde. Ich sah die endlose Reihe der Frauen, an denen er seinen Durst gestillt hatte, wie in einem Buch: eine Blonde, eine Brünette, eine mit Tattoos am Hals, einige mit dunkler Haut, einige mit heller Haut, eine mit blauen Haaren, eine endlose Reihe von Hälsen und Handgelenken, begierigen Augen und grapschenden

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