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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Er streckte die Hand nach mir aus und hätte mich berührt, wenn ich nicht ausgewichen wäre.
    »Geh. Sofort.«
    Jetzt konnte er nicht mehr anders, er musste gehorchen.
    Mit tränenglänzenden Augen verließ er die Küche und ging an Nathaniel vorbei, der im Durchgang stand. Der sah mich neutral an, verzog keine Miene. »Micah musste weg.«
    Ich nickte, weil ich meiner Stimme nicht traute. Ich hatte schon lange nicht mehr solche Wut bei mir zugelassen. Ein paar Augenblicke lang hatte es mir gutgetan, doch ich bedauerte bereits, wie ich Damian behandelt hatte. Er hatte nicht darum gebeten, mein Diener zu werden. Ich hatte es unabsichtlich herbeigeführt, doch das machte die Sache nicht besser. Er war ein Erwachsener, und ich hatte ihn gerade ins Bett geschickt wie ein unartiges Kind. Das hatte er nicht verdient. Niemand verdiente das.
    Mein Ärger ging zurück, und sogar meine Haut fühlte sich kühler an. Ich schämte mich meines Verhaltens. Teils verstand ich, warum ich es getan hatte. Noch einen Mann, der metaphysisch an mich gefesselt war und einen Teil meines Bettes belegen oder zumindest meinen Körper wollte, konnte ich überhaupt nicht gebrauchen. Nicht im Geringsten. Vor allem brauchte ich keinen Mann, der nicht mal die Ardeur mit mir befriedigen konnte. Denn selbst in der heftigsten Phase kühlte seine Berührung die Glut herunter. Wenn er meine Hand hielt, kam die Ardeur nicht zum Ausbruch und wurde für Stunden aufgeschoben. Warum klebte ich mir Damian dann nicht an den Leib? Weil er mehr von mir wollte, als ich zu geben bereit war. Ich wollte ihn nicht zur Abwehr der Ardeur benutzen, wenn ich nicht auch bereit war, seinen und meinen Hunger nach Körperkontakt zu stillen.
    Nathaniel tappte in die Küche mit nichts weiter an als seinen seidenen Joggingshorts, die er zum Schlafen trug. Den Zopf hatte er gelöst, sodass seine Haare um ihn hingen wie ein Cape. »Geht es dir gut?«
    Ich muss mich bei Damian entschuldigen, wollte ich sagen, kam aber nicht mehr dazu, weil beim Luftholen die Ardeur in mir aufstieg. Nein, falsches Wort – sie überflutete mich, ertränkte mich, nahm mir die Luft. Ich konnte an dem Puls in meinem Hals nicht vorbeiatmen. Meine Haut fühlte sich dick und schwer an. Ich weiß nicht, was in meinen Augen zu sehen war, doch es stoppte Nathaniel auf der Stelle. Er erstarrte wie ein Kaninchen im Gras, das den Fuchs gewittert hat.
    Die Ardeur floss über wie Wasser, heiß, nass atemberaubend. Ich sah, wann ihre Kräfte Nathaniel trafen, denn er erschauerte, bekam Gänsehaut am ganzen Körper.
    Vorhin hatte ich die Ardeur zurückgedrängt, und das hatte seinen Preis. Ich hatte die Berührung meines Dieners verweigert, und das hatte seinen Preis. Ich hatte meinen Ärger hochkommen lassen und an jemandem ausgelassen, den ich gern hatte, und auch das hatte seinen Preis. Aber ich wollte nicht, dass Nathaniel ihn bezahlte.

12
    I ch konnte mich nicht erinnern, den Raum durchquert zu haben, musste ich aber wohl, denn jetzt stand ich vor ihm. Seine Augen waren groß, riesig, seine Lippen halb geöffnet. Ich sah den Puls an seinem Hals unter der Haut schlagen, als wollte er raus. Ich neigte mich zu ihm hin, streckte den Kopf vor, bis ich den warmen Vanilleduft roch, und war nah genug, um seinen Puls auf der Zunge zu schmecken wie ein Bonbon. Und ich wusste, das Bonbon wäre rot und weich und wunderbar. Ich musste die Augen schließen, um nicht den Mund auf diese Stelle zu setzen, über die Haut zu lecken, hineinzubeißen und dieses bebende Etwas zu befreien. Ich musste die Augen schließen, sonst hätte ich weiter auf dieses pochende, hüpfende … Mein Puls ging so schnell, als müsste ich daran ersticken. Ich hatte geglaubt, die Ardeur an Nathaniel zu befriedigen sei das Schlimmste, was ich tun könnte, doch meine Gedanken drehten sich nicht um Sex. Sie drehten sich um Fressen. Dank meiner Bande mit Jean-Claude und Richard hatte ich etwas in mir, das finsterer war als die Ardeur. Etwas Gefährliches. Tödliches.
    Ich verhielt mich vollkommen still, versuchte, meinen Puls, meinen Herzschlag zu kontrollieren. Doch auch mit geschlossenen Augen konnte ich Nathaniels Haut riechen. Süß und warm und … nah.
    Als mir sein Atem übers Gesicht strich, öffnete ich die Augen.
    Er war so dicht herangekommen, dass sein Gesicht mein Blickfeld ausfüllte. Meine Stimme kam leise, halb erstickt von dem Verlangen, gegen das ich ankämpfte. »Nathaniel …«
    »Bitte.« Er flüsterte es und neigte sich weiter

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