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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Mattscheibe. Nicholas schrie: »Lauf, Nathaniel, lauf!« Ich rannte, rannte durch die Höfe. Ein Kettenhund knurrte und bellte mich an. Ich rannte, rannte, fiel an einem Bach auf die Knie, hustete Blut. Dunkelheit.
    Ich erinnerte mich an eine Schlacht, Schwerter und Schilde und Durcheinander, wohin ich blickte; an den Schwall Blut, der aus der klaffenden Halswunde eines Soldaten spritzte; an meinen kräftigen Schwerthieb, von dem mir der Arm taub wurde; an die Wucht, mit der ich frontal den Schild eines Feindes rammte; an die schmale Treppe, auf der ich zurückgedrängt wurde, und an die grimmige Freude, die bei all dem herrschte, das Behagen, weil wir für die Schlacht lebten und alles andere nur Wartezeit war. Vertraute Gesichter trieben ins Bild, blaue und grüne Augen, blonde und rote Haare, lauter Gesichter wie meines. Ein schwankendes Deck unter mir, eine graue See mit schaumgekrönten Wellen. Ein dunkles Schloss an einer einsamen Küste. Dort war gekämpft worden, das wusste ich, doch daran erinnerte ich mich nicht. Was ich sah, war eine schmale Wendeltreppe in einem dunklen Turm. Fackeln flackerten, und da war ein Schatten, vor dem wir flohen, weil er Schrecken verbreitete. Das Tor fiel krachend herab, sperrte uns ein, wir drehten uns um und stellten uns. Diese zermalmende Angst, die einem die Luft abschnürte. Viele wurden davon wahnsinnig und ließen die Waffe fallen.
    Der Schatten trat ins Licht des Sternenhimmels. Es war eine Frau. Mit einer Haut so weiß wie ausgebleichte Knochen und blutroten Lippen und goldblonden Haaren so fein wie Spinnenweben. Schrecklich war sie und schön zugleich, doch ihre Schönheit brachte Männer zum Weinen, nicht zum Lächeln.
    Sie selbst dagegen lächelte. Diese roten, roten Lippen teilten sich und zeigten Zähne, wie kein Sterblicher sie besaß. Verwirrung, dann das Gefühl kleiner weißer Hände unnachgiebig wie Stahl, und ihre Augen, ihre Augen waren wie graue Flammen, als könnte Asche lodern. Das Bild verschwamm, und Damian lag in einem Bett, auf ihm ritt die schreckliche Schönheit. Sein Körper füllte sich, stand kurz vor dem Überfließen, schwebte am Rand höchster Lust, als sie es mit einer Anspannung ihres Willens umschlagen ließ: ein Gedanke von ihr, und er ertrank in Furcht. Die Furcht war so schrecklich, dass er schrumpfte. Sie riss ihn aus der Lust und stieß ihn an die Grenze des Wahnsinns. Dann verebbte die Angst, und es begann von vorn. Immer und immer wieder: Lust, Schrecken, Lust, Schrecken, bis er flehte, sie möge ihn töten. Wenn er darum flehte, ließ sie ihn zum Ende kommen, steigerte seine Lust bis zum Höhepunkt, aber nur wenn er flehte.
    Eine Stimme schallte in die Erinnerung und sie zerstob. »Anita, Anita!«
    Ich blinzelte. Neben mir knieten Nathaniel und Damian. Damian hatte meinen Namen gerufen. »Nicht noch mehr«, sagte er.
    Nathaniel weinte und schüttelte den Kopf. »Bitte, Anita, nicht noch mehr.«
    »Warum gebt ihr mir die Schuld für diesen Ausflug in miese Erinnerungen?«
    »Weil du der Meister bist«, sagte Damian.
    »Und darum ist es meine Schuld, wenn wir das Schlimmste in unserem Leben noch einmal durchmachen?« Ich sah ihn forschend an und hielt seine Hand fest umschlossen. Sie kam mir vor wie eine Rettungsleine.
    »Du bist der Meister«, wiederholte er.
    »Vielleicht ist es vorbei, was immer es war.« Er bedachte mich mit einem Blick, der von Jean-Claude hätte sein können. »Warum siehst du mich so an?«
    »Ich kann es noch spüren«, sagte Nathaniel leise und heiser vor Angst.
    »Wenn du aufhören würdest zu zanken und stattdessen mal aufpasst, was vor sich geht, würdest du es auch spüren«, sagte Damian und meinte offenbar mich.
    Ich machte den Mund zu, das beste Mittel gegen Zanken, und die folgende Stille reichte, damit ich es fühlte: eine Macht, die wie etwas Großes gegen eine Tür in meinem Kopf drückte. Gegen eine Tür, die nicht lange standhalten würde.
    »Wie konntest du uns so weit davon lösen?«
    »Ich bin kein Meister, aber über tausend Jahre alt. Ich habe einiges gelernt, nur um geistig gesund zu bleiben.«
    »Also gut, mein superkluger Vampir, was geht hier vor?«
    Er quetschte meine Finger, und sein Blick sagte deutlich, dass er es nicht laut auszusprechen wagte. Mir fiel auf, dass ich von seinen Empfindungen nichts spürte.
    »Du schirmst uns ab, ja?«
    Er nickte. »Aber das kann ich nicht lange.«
    »Was ist es? Was passiert mit uns? Warum teilen wir Erinnerungen?«
    »Wir werden mit Zeichen

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