Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
in seinem Kopf sein. Ich tastete nach Jean-Claude. Streckte hilfesuchend die Arme nach ihm aus und stieß auf … Blut.
Seine Lippen waren auf einen Hals gedrückt, die Reißzähne ins Fleisch gebohrt. Ich roch die Haut, kannte ihren Geruch, wusste, es war Jason, sein Pomme de sang, den er in den Armen hielt, fester als einen Geliebten, denn ein Geliebter wehrt sich nicht, fühlte beim Kuss nicht den nahen Tod.
Das Blut war so süß, süßer als das Blut des Rehs. Süßer, reiner, besser. Besser auch durch das Gefühl seiner Arme, die er um uns schlang, mit denen er uns festhielt wie wir ihn. Aber nicht nur die Umarmung machte mehr daraus. Auch das Gefühl von Jasons schlagendem Herzen in seiner Brust, das auch gegen unsere Brust schlug, sodass wir mitbekamen, wie es plötzlich raste, als es begriff, dass etwas nicht stimmte. Und je größer seine Angst wurde, desto mehr Blut pumpte es, desto mehr strömte von der süßen Wärme durch unseren Rachen.
Ich schmeckte nur noch Blut, roch nur noch Blut. Es überschwemmte meinen Mund, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich drohte zu ertrinken. Drohte in Jasons Blut zu ertrinken. Die Welt wurde rot, und ich war verloren. Ein Puls, ein Puls in dieser roten Dunkelheit. Ein Puls, ein Herzschlag, der mich fand, der mich herausführte.
Zwei Dinge nahm ich gleichzeitig wahr: Ich lag auf kalten Fliesen, und jemand hielt mich am Handgelenk. Ich öffnete die Augen und sah Nathaniel bei mir knien, die Finger um mein Handgelenk geschlungen. Der Puls in seinem Handteller pochte gegen meine Schlagader. Es war, als könnte ich das Blut durch seinen Arm rinnen fühlen, es riechen, beinahe schmecken.
Ich drehte mich zu ihm, schlang die Arme um seine Beine, legte den Kopf auf seinen Oberschenkel. Er roch so warm. Ich küsste ihn auf die Oberschenkelbeuge, und er spreizte die Beine für mich, ließ mich das Gesicht dazwischenschieben, sodass der nächste Kuss die glatte, warme Innenseite traf. Ich leckte über die Haut. Er schauderte, und sein Puls beschleunigte, pochte an meinem Handgelenk, als wollte er in mich hinein. Doch es war nicht sein Puls, den er in mir haben wollte.
Ein Schwenk der Augen, und ich sah ihn geschwollen und hart in den Joggingshorts liegen. Ich leckte am Oberschenkel entlang und immer näher an den Satinsaum heran.
Ich spürte seinen Puls an meinen Lippen, aber es war nicht das Echo von seiner Hand. Mein Mund lag auf seiner Schlagader am inneren Oberschenkel. Er ließ mein Handgelenk los, als bräuchten wir es nicht mehr, als hätten wir jetzt einen anderen Puls, eine süßere Stelle zum Erkunden. Ich konnte das Blut unter seiner Haut riechen wie ein exotisches Parfüm. Ich drückte den Mund auf die pochende Stelle, küsste das Blut darunter, beleckte züngelnd den rhythmischen Schlag. Er schmeckte süß und rein wie die Haut, aber auch kupfrig wie das Blut.
Ich biss ihn ganz sacht, und er schrie auf. Ich schob die Hände um den Oberschenkel, um ihn festzuhalten und kräftiger hineinzubeißen. Für eine Sekunde füllte sein Fleisch meinen Mund, und ich dachte an das Blut, das hineinströmen würde, wenn ich zubisse, und dass sein Herz sich durch meine Kehle entleeren würde, als wollte es sterben.
Ich blieb mit den Zähnen an der Schlagader und rang darum, nicht zuzubeißen, nicht den warmen roten Schwall herauszulassen. Ich konnte mich nicht überwinden, loszulassen, und brauchte meine ganze Willenskraft, um den Biss nicht zu vollenden. Ich griff an den metaphysischen Fesseln entlang, die mich an Jean-Claude und Richard banden, und bekam ein verwirrendes Bild von Fleisch und Eingeweiden und sich drängenden Leibern. Das Rudel fraß. Ich schüttelte das Bild ab, weil es mich zum Zubeißen drängte. Richards Schnauze steckte tief in dem warmen Rehkadaver, grub sich in die köstlichen Innereien. Ich musste schleunigst von diesen Empfindungen weg, um Nathaniel nicht anzufressen.
Ich fand Jason bleich auf Jean-Claudes Bett liegen. Er blutete auf das Laken. Jean-Claudes Blutdurst war gestillt, doch es gab noch andere Gelüste. Er blickte auf, als könnte er mich sehen. Seine Augen waren zum Versinken schön, und ich spürte, dass die Ardeur in ihm hochgekommen war. In einer Welle der Leidenschaft, bei der er ohne einen Gedanken an Blut auf Jasons reglosen Körper blickte.
Seine Stimme hallte durch meinen Kopf: »Ich muss dich ausschließen, ma petite. Heute Nacht geht etwas Sonderbares vor sich. Du wirst mich sonst zu Dingen treiben, die ich nicht tun möchte.
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