Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
berührte, hatte ich einen Fuß an Damians Bauch und beide Hände an seinen Armen. Das war der einzige Judowurf, bei dem man seinen ganzen Körper einsetzt. Die meisten Würfe kann man, wenn sie keinen Erfolg haben, in letzter Sekunde noch abwandeln, aber den Tome-Nage nicht. Er klappt oder geht daneben. Geht er daneben, ist der Gegner in der perfekten Position, um einen auf dem Boden festzunageln. Doch ich hatte mir den Wurf nicht ausgesucht, er war bei Damians Angriff der einzig mögliche gewesen. Also entweder machte ich es richtig oder er würde mir das Gesicht wegbeißen. Ich legte meine ganze Kraft in den einen Tritt und vergaß wieder, dass ich davon viel mehr besaß als früher.
Damian flog durch die Luft, aber nicht aus eigenem Antrieb. Ich sah ihn gegen die meterweit entfernte Wand krachen. Er hinterließ Risse und eine große Delle im Putz.
»Wow«, sagte jemand hinter mir, aber es war nicht Richard, denn der kam gerade neben mir um die Couch herum. Ich hatte keine Zeit mich umzudrehen, um zu sehen, ob Nathaniel oder Gregory hinter mir stand, denn in dem Moment passierten gleich zwei schlechte Dinge auf einmal.
Erstens kam Damian langsam vom Boden hoch, so langsam, dass ich ihn wohl verletzt haben musste. Hoch kam er trotzdem. Zweitens fing die fremde Frau wieder an zu kreischen, und weil ich Damian quer durchs Zimmer geschleudert hatte, stand sie am dichtesten bei ihm. Sie war zurückgewichen, während er durch die Luft segelte, andernfalls wäre er auf ihr gelandet, trotzdem war sie nur einen Meter weit weg von ihm. Nicht gut.
Richard machte eine Bewegung zu ihr hin, doch sie wich bereits weiter zurück und damit auch von uns weg. Sie ging rückwärts auf die offene Haustür zu, aber auf eine Weise, dass Richard und ich sie hindern wollten. »Clair, nicht …« und »Nicht rennen!«, riefen wir, doch da war es schon zu spät. Sie rannte im selben Moment, da Damian sie entdeckte. Er reagierte wie eine Katze in einem Raum voller Mäuse und jagte den, der als Erster weglief.
Richard konnte trotz seiner Schnelligkeit nicht vor Damian an die Tür gelangen, um ihm den Weg abzuschneiden. Aber er konnte sich noch auf ihn werfen und ihn umreißen.
Er hatte den Vampir unter sich am Boden, aber nicht handlungsunfähig gemacht. Er schrie. Sein breiter Rücken versperrte mir die Sicht auf Damian, und ich musste erst um sie herumlaufen, um zu sehen, dass Damian sich in Richards Brust verbiss.
Ich kniete mich neben sie, um Damians Mund aufzuzwingen, doch Richard beging den kardinalen Anfängerfehler und packte Damian an den Haaren, um ihn von sich wegzureißen. Bei Vampiren ist es wie bei Schlangen: Wenn sie gut zugebissen haben, kann man sie nicht einfach von dem Körperteil abreißen. Das richtet mehr Schaden an, als wenn man sie weitermachen ließe oder ihr Gebiss langsam auseinanderzwänge. Außer vielleicht bei einer Giftschlange, wenn man annimmt, dass sie umso mehr Gift in die Wunde spritzt, je länger sie zubeißt, was vielleicht der Fall ist oder auch nicht. Aber Vampire haben keine Giftzähne. Es war ein beeindruckender Kraftbeweis, den Vampirmund aus dem Brustmuskel zu reißen, doch das hatte seinen Preis. Richard verlor die halbe Hemdfront und riss ein großes, blutiges Loch in seine Brust unterhalb seiner Schulter. Sein Arm, mit dem er Damian weggestemmt hatte, erschlaffte plötzlich, und was Damian einzig hinderte, erneut zuzubeißen, war Richards Faust in seinen langen roten Haaren.
Ich drückte gegen Damians Schulter, und zum ersten Mal kam ich gegen die Kraft eines wütenden Vampirs an, zumindest ein bisschen. Es hat was für sich, kein Mensch mehr zu sein.
Ein Klumpen Fleisch fiel Damian aus dem Mund, als er die Zähne in mich schlagen wollte. Richard riss ihn an den Haaren und hielt die vorwärtsstrebenden Zähne von mir weg. Er versuchte, den linken Arm zu bewegen, und es ging auch, aber drücken konnte er damit noch nicht. Ein wichtiger Muskel musste verletzt worden sein. Obwohl superstark, kämpfte er jetzt nur noch mit einem Arm.
Mit vereinten Kräften verhinderten wir, dass Damian sich aufsetzte, schafften es aber nicht, ihn vollständig auf den Boden zu drücken. Er versuchte in einem fort, hochzukommen und zuzubeißen, wobei er Laute von sich gab, die mehr tierisch als menschlich klangen. Wir unterlagen nicht, konnten ihn aber auch nicht besiegen. Wir mussten uns etwas anderes einfallen lassen.
Als ich Anstalten machte, ihn loszulassen, riss Richard die Augen auf. »Ich kann ihn
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