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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wär, die Beine zu spreizen und weißt’s ja, das hab’ ich schon mein ganzes Leben lang gekonnt! Und bei meiner Singstimme hamse so’s Gesicht verzog’n, als ob’s ihre Ohren zerreiß’n täte. Sag’n, se wär zu schrill! Dachte, Country-Sänger könnt’n von nichts zu viel hab’n! Heaven, se sag’n, ich hätt’ ’n tolles Gesicht und ’n Körper, wär aber bloß ’n mediokres Talent –
    was meinen se denn damit? Wenn ich nur halb schlecht bin, heißt’s doch, ich bin halb gut und könnt’ noch besser wer’n!
    Tut weh, zuhör’n, wie se über mir lachen. Und jetzt is auch noch mein ganzes Geld futsch, ’s ging so schnell, als ich mich mal dran gewöhnt hatte, es auszugeb’n. Hab’ immer drauf geschlaf’n, hatte Angst, ’s würd’ einer klauen. Wennste nicht gekomm’ wärst, hätt’ ich bloß noch fünfzehn Dollar bis zum Wochenende gehabt. Dann wollt’ ich mich auf die Straß’n stell’n und mein Zeug anbiet’n.«
    Ihre Augen schielten rasch zu mir, um meine Reaktion zu testen, und als sie keine bemerkte, schnellte sie herum und rieb sich mit den Fäusten die Tränen fort. Als ob man einen Knopf gedrückt hätte, versiegten ihre Tränen und ihr frustrierter, deprimierter Gesichtsausdruck verschwand. Sie lächelte wieder, ein boshaftes, haßerfülltes Lächeln.
    »Stinkst nach Geld jetzt, Heaven, tust’s echt. Wetten, daß das Parfüm, das de trägst, ‘ne Menge kostet. Hab’ auch noch nie so weiches Leder geseh’n als das, aus dem deine Tasche und die Schuhe gemacht sind. Wett’n, daß de zehn Pelzmäntel hast!
    Wetten, daß de Hunderte Kleider, Tausende Schuhe und Millionen Dollar zum Verbrauchen gekriegt hast! Und kommst daher mit Geschenken, die de für ’n Fünfer kriegst. Magst mich auch nicht echt, nich so wie Tom. Sitzt da und bemitleidest mich, weil ich bloß ’s Schwarze untern Nägeln habe, während du dir ’n ganzen Honigtopf geschnappt hast!
    Schau dir mein Zimmer an und denk dran, wo du grad herkommst. Oh, hab’ schon von Tom das ganze Zeug gehört, das de mir nich sag’n magst. Hast alles gekriegt, in dem Palast mit fünfzig Zimmern und achtzehn Bädern. Weiß Gott, was de mit allem bloß machst! Hast drei Räume nur für dich allein gekriegt, mit vier Schränken voller Kleider, Handtaschen und Schuhe, dazu noch Schmuck und Pelze und ’ne Collegezeit obendrein. Ich, ich hab’ nichts gekriegt, bloß wehe Füße und
    ’nen Haß auf diese ganze, verdammte Stadt, die überhaupt nicht nett zu mir ist!«
    Wieder nibbelten ihre Fäuste brutal an den Augen, bis das Fleisch ringsherum rot und geschwollen aussah. »Hast auch noch den tollen Hecht Logan Stonewall zu ’nem guten Preis gekriegt! Schade, ’s is dir nie in dein dummes Hirn gekomm’n, daß ich Logan gern für mich selbst gehabt hätt’. Gingst hin und hast’n mir weggenomm’n, und dafür haß ich dich! Jedes Mal, wenn ich dran denk, was de mir angetan hast, haß ich dich!
    Sogar wenn ich dich vermiß, haß ich dich! ’s ist höchste Zeit, daß de was für mich tust, außer mir ’n Handvoll magerer Scheinchen in de Hand zu drück’n, die für dich eh nichts mehr wert sind! Jetzt reicht’s, kannst mir ja ruhig zehn Hundert-Dollar-Scheinchen geben, weil du ja viel mehr da hast, wo’s herkommt!«
    Bevor ich blinzeln konnte, war sie auf den Beinen und schlug auf mich ein!
    Zum ersten Mal in meinem Leben schlug ich bei ihr zurück.
    Mein überraschender Schlag in ihr Gesicht bewirkte, daß sie sich zurückzog und wimmerte.
    »Hast mich noch nie vorher geschlag’n«, schluchzte sie.
    »Bist gemein geword’n, Heaven Casteel, gemein!«
    »Zieh deine Kleider an«, sagte ich scharf. »Ich habe Hunger und möchte essen.« Ich beobachtete sie, wie sie sich in einen roten Minirock zwängte, der wie Leder aussehen sollte.
    Darüber zog sie einen viel zu kleinen weißen Baumwollpulli.
    Von ihren durchstochenen Ohrläppchen baumelten goldene Kreolen. Die Füße steckte sie in ausgetretene, rote Plastikschuhe mit dünnen Sohlen, dafür aber schwarzen, zwölf Zentimeter hohen Absätzen. Den Inhalt ihrer kleinen, roten Plastiktasche hatte sie bei meinem Anblick zuvor auf dem Fußboden verstreut. Neben einer zerknüllten Packung Zigaretten lagen fünf kleine Kondome. Ich sah weg. »Es tut mir leid, Fanny, daß ich gekommen bin. Nach dem Essen werd’ ich dir Good-bye sagen.«
    Während unseres ganzen Essens in einem italienischen Lokal unten in ihrer Straße war sie still. Fanny verschlang alles auf ihrem Teller und

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