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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Schuhen und wieder zurück zu meinem Gesicht. Sie zog den Atem mit einem pfeifenden Geräusch ein. »Na, schau, schau, mein Schwesterchen, die alte Jungfer, hat’s doch geschafft, sexy auszuschaun.«
    Heiße, verlegene Röte stieg mir ins Gesicht. »Wir leben nicht mehr in den Bergen. Bostoner Mädchen heiraten nicht mit zwölf, dreizehn oder vierzehn. Kannst mich also schlecht eine alte Jungfer nennen.«
    »Redst vielleicht komisch«, stellte sie fest und Feindseligkeit stand jetzt deutlich in ihren Augen. »Alles, was de mir gebracht hast, is Kram! Und Großpapa haste Geld geschickt und daweil hat er gar kein’ Ort, wo er’s ausgeb’n kann!«
    »Schau in deine Börse, Fanny.«
    Wieder quietschte sie vor Vergnügen, riß die zierliche, kleine Börse auf, die zweihundert Dollar gekostet hatte. Dann starrte sie auf die zehn Hundert-Dollar-Scheine, als ob sie mehr erwartet hatte. »Oh, Jesus, Maria und Joseph«, schnaufte sie, mit Zählen beschäftigt, »schau, waste gemacht hast… mein Leben gerettet. War hin… hatte grade noch genug übrig bis zum Ende der Woche.« Sie sah auf, und in ihren dunklen Augen blitzten rote Lichter vom Kleid. »Dank dir, Heaven.«
    Sie lächelte, und wenn Fanny lächelte, funkelten ihre weißen Zähne im Kontrast zu ihren Indianerfarben. »Na, los, erzählst ma jetzt, waste in der alten Miststadt getrieb’n hast. Hab’
    gehört, alle Damen ham dort blaue Strümpfe an, und de Männer sind schärfer auf Politik als aufs Vögeln.«
    Ich war ein Narr an diesem Tag, war sorglos und hatte ganz vergessen, was für eine Sorte Mädchen Fanny war.
    Vielleicht war’s aus dem Grund, weil Fanny mir zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich aufmerksam zuhörte. Und erst, als es zu spät war, stockte ich und verwünschte mich selbst, weil ich so vieles enthüllt hatte, was ich besser verschwiegen hätte, besonders vor Fanny.
    Zu dem Zeitpunkt, als ich zur Besinnung kam, hatte sie sich aufs Bett gerollt und trug nicht mehr als ihr schwarzes Höschen und einen BH mit Vorderverschluß. Andauernd öffnete sie ihn und machte ihn dann automatisch wieder zu.
    »Jetzt laß mich mal das verquere Ding gradstellen – deine Großma Jillian ist einundsechzig, sieht aber jung aus? Was hab’n die dort droben bloß für ’ne Luft?«
    Der scharfe Ausdruck in ihren Augen ernüchterte mich und machte mich wachsam. »Sag mir, was du gemacht hast«, fragte ich hastig. »Was hörst du denn so von deinem Baby?«
    Offensichtlich hatte ich das Richtige gewählt, um sie abzulenken. Diesem Thema widmete sie sich mit Feuer und Flamme. »Alte Lady Wise schickt mir Schnappschüsse von mei’m Baby die ganze Zeit. Sie ruft sie Darcy. Ist’s nicht ’n hübsches Ding«, und dann sprang sie auf, wühlte sich durch eine Kommode voller Kleidungsstücke. Aus einem großen, braunen Umschlag zog sie zwanzig oder mehr Schnappschüsse von einem Baby in verschiedenen Entwicklungsstadien.
    »Kannst sicher sag’n, wer ihre Ma ist, kannste?« fragte Fanny stolz. »Klar hat se auch was von Waysie mitbekommen, nich viel, aber doch was.«
    Waysie? Ich lächelte bei dem Gedanken, den guten Reverend
    »Waysie« zu rufen. Aber Fanny übertrieb nicht. Das kleine Mädchen, auf das ich hinunterschaute, war ein hübsches Kind.
    Es verblüffte mich, daß ein Kind aus einer so unheiligen Verbindung so gut gelingen konnte. »Sie ist schön, Fanny, wirklich schön, und hat, wie du schon sagtest, die besten Teile deines Aussehens und von dem ihres Vaters geerbt.«
    Fannys Gesicht verzerrte sich dramatisch. Sie warf sich auf das Bett, das sie bereits zerknittert hatte. Dabei zerdrückte sie ihr neues rotes Kleid, die Schuhe und die Tasche, die sie dort liegen gelassen hatten, und fing an, zu jammern und zu heulen, während sie das billige Kissen mit beiden Fäusten bearbeitete.
    »’s ist gar nich toll hier, Heaven! ’s ist ganz und gar nicht so, wie ich’s mir als junger Hüpfer in den Bergen gedacht hatte!
    Diese Direktoren und Producer an der Oper mög’n mein Aussehen, aber meine Stimme können se nicht ausstehen!
    Sag’n mir, sollt’ Gesangsunterricht nehm’n und zur Schule zurückgeh’n und lernen, wie ma spricht. Oder noch besser, sag’n mir gleich, sollt’ Tanz studier’n, dann bräucht’ ich gar nichts sag’n! Bin einen Tag hingegang’n, hab’ ’ne Stunde genommen, um Bewegung zu lernen, wie se mir rieten, aber ’s tat so weh, wenn ich meine Muskeln dehnte, daß ich nie mehr zurückkam! Dachte, alles, was ich wiss’n müßte,

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