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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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verstummte. »Ich liebte sie, bis sie weglief, weil sie herausgefunden hatte, daß Pa im Sterben lag.«
    »Du mußt Sarahs Namen aus deinem Gedächtnis streichen.
    Und du darfst nicht darauf hoffen, sie wiederzusehen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo Sarah ist«, entgegnete ich hastig, als ob ich Sarah verteidigen müßte, die es ja versucht hatte, aber gescheitert war…
    »Heaven, wenn ich etwas in vierzig Jahren gelernt habe, dann die Tatsache, daß böse Saat immer aufgeht.«
    Ahnungsvoll starrte ich ihn an.
    »Noch einmal, Heaven, wenn du ein Mitglied dieser Familie wirst, muß du deine Vergangenheit aufgeben, alle Freunde, die du damals gewonnen hast, alle Kusinen, Tanten oder Onkel.
    Du wirst dir ein höheres Ziel setzen, als nur noch ein Lehrer zu sein, der sich in den Bergen vergräbt, wo sich nichts verbessern wird, bis sich die Leute endlich dazu entscheiden, selbst etwas zu verbessern. Du wirst nach dem Standard der Tattertons und der VanVoreens
    leben, die keine
    Durchschnittsbürger wurden, sondern außergewöhnliche. Wir verpflichten uns nicht nur in Worten, sondern tatsächlich – und das betrifft beide Geschlechter.«
    Was für ein Mann war er, um soviel zu fordern? Kalt und gemein, dachte ich und versuchte intensiv meine wahren Gefühle zu verbergen, auch wenn ich wütend aufstampfen und ihm geraderaus erzählen wollte, was ich von derart grausamen Einschränkungen hielt. Und ich begann zu vermuten, weswegen meine Mutter davongelaufen war. Dieser grausame, fordernde Mann! Und dann, typisch Casteel-Lumpenpack, schoß mir ein heimtückischer Gedanke durch den Kopf: Nicht einmal Tony Tatterton konnte meine Gedanken lesen. Von meinen Briefen an Tom und Fanny würde er keine Ahnung haben. Er wollte ein Diktator sein – gut, sollte er doch. Ich würde mein eigenes Spiel spielen.
    Demütig senkte ich den Kopf. »Alles, was du sagst, Tony.«
    Daraufhin ging ich kerzengerade und mit hocherhobenem Kopf die Treppe hinauf. Bittere Gedanken begleiteten meine Schritte. Je mehr sich die Dinge veränderten, desto mehr blieben sie die alten. Ich war unerwünscht – sogar hier.
    5. KAPITEL

    WINTERHAVEN

    Gleich am nächsten Tag übernahm Tony mein Leben, als ob weder ich noch Jillian irgend etwas dazu zu sagen hätten. Er entwarf Stundenpläne für jede Minute meines Tages und verdarb so einiges von dem Vergnügen, das ich dabei gehabt hätte, wenn er etwas langsamer eine Prinzessin aus Aschenputtel geschaffen hätte. Ich brauchte Zeit, mich an Dienerschaft zu gewöhnen, Zeit, um mich in einem Haus zurechtzufinden, dessen Konstruktion fast so kompliziert war wie das Labyrinth draußen. Ich mochte nicht, wenn Percy mein Bad einließ und meine Kleider herauslegte, so daß mir keine Wahl mehr blieb. Ich konnte den Befehl nicht ausstehen, der klar besagte, daß ich die Telefone nicht benutzen durfte, um irgend jemanden aus meiner Familie anzurufen.
    »Nein«, antwortete er ablehnend und sah von seiner intensiven Beschäftigung mit der Börsenseite auf, »du mußt dich nicht noch einmal von Tom verabschieden. Du hast mir erzählt, daß du’s bereits getan hast.«
    Jillian schlief den Vormittag hindurch und verbrachte dann einige weitere Stunden hinter verschlossenen Türen mit ihren
    »geheimen Schönheitsritualen«. Inzwischen fuhr mich Tony in kleine Boutiquen, wo Kleidung und Schuhe ein Vermögen kosteten. Kein einziges Mal fragte er nach dem Preis von Pullovern, Röcken, Kleidern, Mänteln, Stiefeln oder nach sonst etwas! Er unterschrieb Rechnungen so selbstverständlich wie einer, dem nie das Geld ausgehen würde. »Nein«, sagte er, als ich flüsterte, es wäre hübsch, passende bunte Schuhe zu allem zu haben.
    »Schwarze, braune, beige, blaue und ein paar grau-rote Schuhe sind genug Farben, bis du weiße Sommerschuhe brauchst. Ich werde einige deiner Wünsche nicht erfüllen.
    Niemand sollte sich jeden Traum auf einmal erfüllen. Du weißt, wir leben von Träumen, und wenn keine mehr da sind, sterben wir bald.«
    Seine hellblauen Augen verdunkelten sich. »Einmal habe ich den Fehler begangen, zu vieles zu schnell zu geben, indem ich nichts zurückbehielt. Diesmal nicht.«
    Am frühen Abend fuhren wir nach Hause, mit einem Rücksitz voller Pakete, genug Kleidung für drei Mädchen. Er schien nicht zu merken, daß er bereits zu viel und zu schnell gegeben hatte. Mein ganzes Leben hatte ich von wunderschöner, teurer Kleidung geträumt, und jetzt war ich überwältigt, und trotzdem hatte er keine Ahnung, daß ich

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