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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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einzuladen. Kein einziges Mal beendeten erboste Lehrer, die keinen Verstoß gegen ihre Vorschriften duldeten, diese Partys.
    Aus den wilden Storys hörte ich heraus, daß jedes dieser Mädchen intensiv durch die Welt gereist war, daß sie schon von Städten genug hatten, die ich erst kennenlernen mußte.
    Drei Mädchen waren wegen Liebesaffären aus Schweizer Privatschulen geflogen, zwei von anderen amerikanischen Schulen wegen Alkohol, zwei weitere wegen Drogenmißbrauch. Alle Mädchen konnten schlimmer als ein besoffener Hillbilly auf dem Tanzboden fluchen und geradewegs durch die Wände wurde ich äußerst differenziert in Sexdingen aufgeklärt – zehnmal schlimmer als alles, was Fanny je angestellt hatte.
    Eines Tages, als ich im Badezimmer unter der einzigen Dusche mit einer verschließbaren Türe war, hörte ich, wie sie sich über mich unterhielten. Sie wollten mich nicht in »ihrer«
    Schule, ich gehörte nicht zu »ihrer« Klasse. »Sie ist nicht, wer sie vorgibt«, flüsterte eine Stimme, die ich als die von Faith Morgantile zu identifizieren gelernt hatte.
    Ich gab nicht vor, etwas anderes als ein Mädchen zu sein, das nach einer Ausbildung suchte. Und das nahm man mir übel.
    Ich hoffte nur, daß ich alle Schikanen unversehrt mit meinem Stolz und meiner Würde bestehen würde.
    Also blieb ich auch hier in Winterhaven, was ich immer gewesen war, trotz meiner VanVoreen Vorfahren, meiner Verbindung zu den Tattertons. Trotz meiner feinen Kleidung, meines modischen Haarschnitts, meiner hübschen Schuhe und der guten Noten, an denen ich so hart arbeitete. Ich war ein Außenseiter, verachtet für das, was ich war. Und das schlimmste war, daß ich gleich am Anfang mich selbst betrogen hatte – und Tony.
    6. KAPITEL

    DIE ZEITEN ÄNDERN SICH

    Tony war es, der kam, um mich am ersten Freitag abzuholen.
    Mit fünfzehn Mädchen, die sich um mich drängten und ihm zuliebe die Freundlichen spielten, stand ich auf der Vordertreppe von Winterhaven. Sie beobachteten ihn beim Einparken, riefen oh und ah, sperrten den Mund auf, flüsterten und wunderten sich wieder, wo denn Troy bliebe. »Wann lädst du uns denn nach Hause ein, Heaven?« fragte Prudence Carraway, die jeder Pru rief. »Wir haben gehört wie super-toll es ist, absolut toll, toll, toll.«
    Noch ehe Tony aus dem Wagen heraus war und die Türe öffnete, war ich schon auf der Flucht vor diesen Mädchen die Stufen hinunter. »Bis Montag, Heaven!« tönten sie im Chor, und zum ersten Mal hatte jemand außer meinem Lehrer meinen Namen ausgesprochen.
    »Prima«, meinte Tony lächelnd und gab Gas. »Soweit ich sehe und höre, hast du dich anscheinend schon mit vielen angefreundet. Das ist fein. Aber ich hasse diese schlampigen Fetzen, die die Mädchen in der Schule tragen. Warum versuchen sie nur, in den besten Jahren ihres Lebens so häßlich auszusehen?«
    Einige Meilen vergingen, ohne daß ich sprach. »Na los, Heaven, erzähl es mir«, drängte er. »Waren deine Kaschmir-Sachen eine Sensation? Oder haben sie dich gehänselt, weil du Kleidung trägst, die auch ihre Mütter für sie kaufen. Aber die lassen sie dann zu Hause oder tauschen sie für gebrauchte Kleidung ein.«
    »Das tun sie?« fragte ich total verblüfft.
    »Ich habe davon gehört. In Winterhaven ist’s irgendwie Ehrensache, die Lehrer herauszufordern und Eltern oder irgendeine andere Autoritätsperson zu bekämpfen. Es ist eine Art Boston Tea Party für Heranwachsende, die um ihre Unabhängigkeit kämpfen.«
    Also hatte er genau gewußt, was er mir antat, als er alle meine Röcke, Pullis, Blusen und Hemden aussuchte, daß er mich damit zum Außenseiter und Einzelgänger stempelte.
    Noch immer schwieg ich.
    Aus seiner Haltung entnahm ich, daß er von mir keine Klagen über irgendeinen Vorfall hören wollte. Man hatte mich ins Wasser geworfen, und jetzt lag’s an mir, nicht unterzugehen.
    Er drängte mich nicht dazu, meine Kleidung weiter zu tragen.
    Er überließ es mir, nachzugeben oder dem Druck der Altersgenossen standzuhalten. Als ich das begriff, schwor ich mir, Tony gegenüber keines meiner Probleme je zu erwähnen.
    Damit würde ich allein fertig werden, komme, was da wolle.
    Tony fuhr schnell Richtung Farthinggale Manor, und wir waren fast da, als er die Bombe platzen ließ. »Dringende Geschäfte sind aufgetaucht, deshalb werde ich am Sonntag morgen nach Kalifornien fliegen. Jillian wird mich begleiten.

Wir würden dich mitnehmen, wenn du nicht schon in der Schule eingeschrieben wärest.

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