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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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die Wände hellgrau gestrichen. Als ich aus einer der Kabinen herauskam, nahm ich mir die Zeit, mich umzusehen. In einer anderen Abteilung gab es nebeneinander zwölf Badewannen. Die Duschen, bis auf eine alle ohne Türen, waren wieder woanders. Auf Regalen hinter Glastüren lagen Hunderte sauber gefalteter, weißer Handtücher bereit. In diesem Moment beschloß ich, mich zu duschen, statt ein Bad zu nehmen.
    Ehe ich das Badezimmer verließ, befühlte ich die Topfpflanzen, sah, daß sie trocken waren, und gab jeder sorgfältig etwas Wasser, eine Gewohnheit aus meinem Leben mit Kitty Dennison. Zurück in meinem Zimmer packte ich rasch aus, stapelte meine neue Wäsche ordentlich in der Kommode und schaute dann wieder auf meinen Stundenplan.
    Um zwei Uhr dreißig würde ich in Sholten Hall für Sozialkunde erwartet – meine erste Unterrichtsstunde in Winterhaven.
    Sholten Hall war leicht zu finden, nur vor dem Zimmer zögerte ich. Ich trug die Kleidung, die Tony für meinen ersten Unterricht vorgeschlagen hatte. Dann atmete ich tief ein, hob den Kopf hoch, öffnete die Tür und ging hinein. Man schien auf mich zu warten. Jedes Mädchen drehte den Kopf zu mir, alle fünfzehn Augenpaare musterten jede Einzelheit meiner Kleidung, bevor sie mir zum Schluß ins Gesicht sahen. Dann schauten sie wieder nach vorne, wo eine lange, dünne Lehrerin hinter ihrem Pult saß.
    »Kommen Sie herein, Miss Casteel, wir haben Sie schon erwartet.« Sie sah auf ihre Uhr. »Bitte versuchen Sie morgen, pünktlich zu sein.«
    Nur die vordersten Sitze waren frei, und ich fühlte mich schrecklich beobachtet, als ich zum nächsten ging, um mich hinzusetzen. »Ich heiße Powatau Rivers, Miss Casteel. Miss Bradley, bitte geben Sie Miss Casteel die nötigen Bücher für diese Klasse. Miss Casteel, ich hoffe, Sie haben selbst Füller, Bleistift, Papier usw. dabei.«
    Tony hatte mich mit allem ausgestattet, deshalb konnte ich nicken, die Sozialkundebücher in Empfang nehmen und meinen hübschen Stapel krönen. Immer war ich stolz gewesen auf Bücher und auf alles, was mit der Schule zusammenhing.
    Aber zum ersten Mal besaß ich alles, was sich ein Student nur wünschen konnte.
    »Würden Sie sich bitte zur Klasse drehen und Ihren Mitschülern etwas von sich selbst erzählen, Miss Casteel?«
    Mein Kopf wurde völlig leer. Nein! Ich hatte keine Lust, vor ihnen aufzustehen und ihnen irgend etwas zu erzählen! »Es ist so üblich, daß unsere neuen Studenten dies tun, Miss Casteel, besonders solche aus anderen Gebieten unseres großen, schönen Landes. Es hilft uns allen, sie zu verstehen.«
    Erwartungsvoll verharrte die Lehrerin, während sich alle Mädchen vorbeugten, so daß ich ihre Augen in meinem Rücken spürte. Zögernd stand ich auf, ging die paar Schritte zur Vorderwand. Jetzt konnte ich alle Mädchen sehen und begriff, wie falsch Tony in der Wahl der Kleider für mich lag!
    Kein einziges Mädchen trug einen Rock! Sie hatten Hosen oder Blue Jeans an und darüber lose, übergroße Hemden oder schlecht sitzende Pullis. Mein Mut sank – genau solche Schulkleidung trugen alle Kinder in Winnerow!
    In dieser exklusiven Schule hier hatte ich mir die Dinge anders, hübscher vorgestellt.
    Ein paar Mal mußte ich meine trockenen Lippen anfeuchten, meine Beine ließen mich im Stich und fingen an zu zittern.
    Tonys Anweisungen fielen mir ein. »Ich bin in Texas geboren«, begann ich mit stockender und zittriger Stimme,
    »später – ich war ungefähr zwei – zog ich mit meinem Vater nach West-Virginia. Dort bin ich aufgewachsen. Mein Vater wurde krank, deshalb lud mich meine Tante ein, zu ihnen zu kommen und mit ihr und ihrem Mann zu leben.«
    Eilig ging ich zu meinem Platz zurück und setzte mich. Miss Rivers räusperte sich. »Miss Casteel, vor Ihrer Ankunft nannte man mir Ihren Namen zur Eintragung in unser Register. Hätten Sie etwas dagegen, mir die Herkunft Ihres bemerkenswerten Vornamens zu erklären?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen…«
    »Die Mädchen möchten wissen, ob Sie nach einer Verwandten genannt wurden…«
    »Nein, Miss Rivers, ich wurde nach dem Ort benannt, an den wir alle, früher oder später, gelangen möchten.«
    Hinter mir kicherten ein paar Mädchen, Miss Rivers Augen wurden steinhart: »Nun gut, Miss Casteel, ich vermute, nur in West-Virginia sind Eltern so kühn, die himmlischen Mächte herauszufordern. Jetzt wollen wir unser Buch auf Seite 212
    aufschlagen, um mit unserer heutigen Lektion weiterzumachen. Miss

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