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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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daß die Diener aufstanden. Aber sie waren zu weit von mir weg, als daß ich hören konnte, wie sie die Dusche oder das Badewasser aufdrehten oder Kommoden öffneten. Ich konnte schnuppern und doch nie den brutzelnden Speck in der Küche riechen.
    Auch der Duft von Kaffee kam nie hierher. Nur gut, dachte ich, wenigstens habe ich Rye Whiskey, wenn es mir zu einsam wird. Wenn ich nicht doch noch einen Weg finden konnte, um Logan zu besuchen. Meinen Brief hatte er nicht beantwortet, aber ich wußte, in welchem Studentenwohnheim er lebte. Die Garagentür hatte ich bereits getestet und verschlossen gefunden. Cal Dennison hatte mir das Fahren beigebracht, wenn seine Frau nicht dabei war.
    Es wäre an Logan gewesen, zu mir zu kommen und mich um eine Erklärung danach zu fragen, was zwischen mir und Cal Dennison passiert war. Aber nein, er war im Regen davongerannt, hatte mich auf dem Friedhof stehenlassen und mir nicht einmal die Chance gegeben, zu erklären, daß Cal auf mich wie ein Vater gewirkt hatte, der Vater, den ich mir immer gewünscht hatte. Und um ihn mir als meinen Vater und Freund zu erhalten, hätte ich fast alles getan! Alles!
    Über den Wänden des Labyrinths stieg eine dünne Rauchfahne in die Luft. Bedeutete es, daß Troy heute in der Hütte war? Ohne weiter nachzudenken, rannte ich zum Garderobenschrank in der Eingangshalle, zog mir Stiefel und einen neuen Wintermantel an. Verstohlen schlich ich zur Vordertür hinaus, so daß kein Diener Tony berichten könnte, ich hätte mein Wort gebrochen und wäre zielstrebig hinausgegangen, um seinen Bruder zu sehen.
    Diesmal fand ich leicht meinen verschlungenen Weg durch das Labyrinth. Aber es war schon viel schwieriger, vor seine Tür zu gehen und zu klopfen. Wieder zögerte er, mich hereinzulassen und ließ sich so ewig lange Zeit, daß ich mich schon umdrehen und weggehen wollte. Plötzlich ging dann die Tür auf, und er stand vor mir. Über das Wiedersehen mit mir lächelte er nicht, sondern sah mich traurig an, als ob er jemanden bemitleiden würde, der ganz zwanghaft immer und immer wieder dasselbe tat. »Du bist also zurück«, stellte er fest, trat beiseite und winkte mir, hereinzukommen. »Tony versicherte mir, du würdest fortbleiben.«
    »Ich bin gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten«, erwiderte ich empört über seine kühle Art. »Ich muß heute unbedingt in die Stadt fahren, und Tony hat Miles befohlen, mich nirgendwohin zu fahren. Wenn ich dein Auto benutzen könnte…«
    Er saß schon wieder und fing an, kleine Gegenstände auf seiner Werkbank zu bearbeiten. Er warf mir einen erstaunten Blick zu: »Du, eine Sechzehnjährige, willst nach Boston fahren? Kennst du denn den Weg? Hast du einen Führerschein? Nein, meiner Meinung nach solltest du dir und anderen zuliebe von den vereisten Autobahnen wegbleiben.«
    Oh, es tat weh, ihn im Glauben lassen zu müssen, ich sei erst sechzehn, während ich doch tatsächlich schon siebzehn war!
    Und ich war eine gute Fahrerin – wenigstens war Cal Dennison davon überzeugt gewesen. Hinten in Atlanta bekamen schon Mädchen in meinem Alter den Führerschein. Immer noch im Mantel, setzte ich mich unaufgefordert hin und versuchte, nicht zu weinen. »In Farthy machen sie Herbstputz«, erwiderte ich kläglich. »Sie machen alles für die kommenden Feiertage fertig. Fenster und Rahmen werden geputzt, Böden geschrubbt und gewachst, Staub gewischt und gesaugt. Sogar in der Bibliothek, wo ich den ganzen Tag bleiben wollte, kroch der Putzmittelgeruch unter der Türe durch.«
    »Zu dieser Jahreszeit heißt das Feiertagsputz«, korrigierte er mich, wobei er amüsiert aufsah. »Ich kann es ebensowenig ausstehen wie du, wenn ein Haus völlig auf den Kopf gestellt wird. Das Vergnügen bei einem kleinen Haus ist, daß keine Diener nötig sind, die in meine Privatsphäre eindringen. Wenn ich etwas runterwerfe, bleibt’s dort, bis ich’s wieder aufhebe.«
    Ich räusperte mich und nahm mich zusammen. Dann tastete ich mich wieder an den Zweck meines Besuchs heran. »Wenn du mir nicht erlaubst, in deinem Auto zu fahren, wärst du dann so nett, mich selbst in die Stadt zu fahren?«
    Er verwendete gerade einen winzigen Schraubenzieher, um Miniatur-Beine an winzige Körper anzuschrauben.
    Wie intensiv er sich doch mit seiner Spielzeugmacherei beschäftigte! »Warum mußt du denn unbedingt in die Stadt?«
    Angenommen, ich würde ihm die Wahrheit sagen, würde er das Tony sofort nach seiner Rückkehr erzählen? Angespannt und in

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