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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Arm.
    Wollte er mich warnen, nur eine Freundin zu bleiben und nicht mehr werden zu wollen? Konnte es denn möglich sein, daß mir nie ein Mann die Liebe und Wärme geben wollte, nach der ich mich so sehnte?
    Und der ganze Zauber dieser perfekten Sommernacht löste sich in Nichts auf. Die Sterne schienen sich zu entfernen, und hinter den silbernen Wolken kamen dunklere hervor und verbargen den Mond.
    »Jetzt sieht’s nach Regen aus«, kommentierte Troy mit einem Blick nach oben. »Schon als Kind pflegte ich den Eindruck zu haben, meine ganzen Erwartungen auf künftiges Glück wären verwelkt, bevor sie auch nur eine Chance zum Aufblühen gehabt hatten. Das Gefühl, immer wieder betrogen zu werden, ist schwer zu ertragen, bis man letztlich akzeptieren muß, was man nicht ändern kann.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und zermalmte dabei kleine Steinsplitter auf dem Plattenweg unter seinen Schuhen.
    Der Zauber dieser Nacht machte es ihm schwer, sich auf taktvolle Weise von mir zu entfernen. Also gratulierte er mir nochmals aus zehn Schritt Entfernung und wünschte mir dann eine gute Nacht. Sehr schnell ging er auf das Labyrinth und die dahinterliegende Hütte zu.
    »Troy«, rief ich und rannte ihm nach, »warum gehst du rein?
    Es ist noch früh, und ich bin kein bißchen müde.«
    »Weil du jung, gesund und voller Träume bist, die ich unmöglich teilen kann. Nochmals gute Nacht, Heaven.«
    »Danke, daß du zu meiner Abschlußfeier gekommen bist«, rief ich tief verletzt und zitternd, denn offensichtlich hatte ich etwas falsch gemacht, und ich hatte keine Ahnung was.
    »Das Mindeste, was ich tun konnte.« Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit. Jetzt verdeckten Wolken den Mond, die Sterne verschwanden rasch, und ein Regentropfen fiel auf meine Nasenspitze. Hier also war ich, lange nach Mitternacht, saß auf einer kalten Steinbank in einem verlassenen Rosengarten und erlaubte dem leise fallenden Regen, meine Haare zu durchnässen und das hübscheste Kleid aus meinen Schränken zu ruinieren. Es machte mir nichts aus, gar nichts. Ich brauchte Troy nicht, nicht mehr als ich Logan brauchte. Ganz alleine würde ich es schaffen … ganz alleine.
    Ich war achtzehn Jahre alt und glaubte, Logan wäre für immer gegangen. Das Bedürfnis nach Zärtlichkeit füllte alle meine Gedanken. Bald mußte die Liebe für mich aufblühen, oder ich wäre niemals fähig, zu überleben. Warum nicht ich, Troy? Warum nicht?
    10. KAPITEL

    SÜNDE UND SÜNDER

    An einem frühen Juniabend, bevor Jillian und Tony aus London zurückkehrten, hörte ich aus dem Musikzimmer die raschen Notenfolgen eines Klavierstücks von Chopin. Diese Art Musik hatte ich nur im freiwilligen Musikunterricht von Miss Deale jeden Freitag gehört, romantische Melodien, die mich bezauberten, verwirrten und mit einer solchen Sehnsucht erfüllten, daß es mich zu den Stufen und hinunter zog, um Troy am großen Konzertflügel sitzen zu sehen. Seine langen, schlanken Finger glitten mit einer Meisterschaft über die Tasten, daß ich mich wunderte, wie er ein solches Talent vor der Welt hatte verbergen können.
    Sein bloßer Anblick bewegte mich. Seine Schulterhaltung, die Art, wie er den Kopf über die Tasten beugte, die Leidenschaft und Sehnsucht, die er in seine Musik legte, schienen mir so viel zu erzählen. Er war hier, wo er doch wissen mußte, daß ich ihn hören würde. Er brauchte mich, er wußte es nur nicht. Und ich brauchte ihn. Während ich zitternd unter der Türe stand und mich in Nachthemd und Neglige gegen den Rahmen lehnte, ließ ich die Musik auf mich einwirken.
    Auf eine merkwürdige Art wirkte er jünger als Logan und zehnmal so sensibel und verletzlich, wie ein Knabe, der erwartet, auf den ersten Blick geliebt zu werden – also schlug er um sich, um nicht wegen seines Aussehens, seines Reichtums oder seiner Talente geliebt zu werden. Während ich darüber nachdachte, spürte Troy meine Gegenwart und hörte zu spielen auf. Mit einem scheuen Lächeln drehte er sich zu mir um. »Ich habe dich hoffentlich nicht aufgeweckt.«
    »Bitte hör nicht auf.«
    »Ich bin eingerostet, weil ich jetzt nicht mehr jeden Tag spiele.«
    »Warum hast du aufgehört?«
    »Wie du weißt, habe ich kein Klavier in meiner Hütte.«
    »Aber Tony erzählte mir, dies wäre dein Klavier.«
    Sein Lächeln wirkte kurz und gequält. »Mein Bruder möchte mich von dir fernhalten. Seit deiner Ankunft habe ich auf diesem Klavier nicht mehr gespielt.«
    »Warum verbietet er unsere

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