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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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immer so wie jetzt Zusammensein könnten? Du und ich, ich würde aufs College gehen, während wir in der Hütte leben könnten.«
    Seine Augen überschatteten sich vor lauter Qual, der sonnige Tag wurde plötzlich dunkel.
    Er liebte mich nicht! Er brauchte mich nicht! Ich war dabei, ihn zu verführen, zumindest versuchte ich es, so wie mich Cal Dennison auf Grund seiner eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte verführt hatte, ohne Rücksicht auf die meinigen.
    Ich gab ihm sein zweites Stück Kuchen, zu empört, um ihn auch nur anzuschauen. Damit er mich nicht leiden sehen konnte, säuberte ich mit gesenktem Kopf das Tischtuch. Als ich vorher das Wasser gesehen hatte, hatte ich geplant, das schmutzige Geschirr und Besteck im Bach zu waschen. Aber jetzt warf ich alles auf einen großen Haufen in den Picknickkorb zurück, so daß ich nicht einmal mehr den Deckel schließen konnte. Fürchterlich verärgert schob ich den Korb in seine Richtung.
    »Hier ist dein Korb!« schluchzte ich.
    Seine verblüffte Miene trieb mich dazu, aufzuspringen, dann rannte ich zu meinem Pferd. »Ich gehe nach Hause!« schrie ich kindisch. »Ich begreife, daß du niemanden wie mich brauchst, der für immer in deinem Leben bleibt! Alles, was du brauchst, ist Arbeit und nochmals Arbeit. Danke für die letzten zehn Tage, und verzeih mir für meine impulsive Art. Ich verspreche dir, daß ich deine Zeit nie wieder vergeuden werde!«
    »Heavenly!« rief er. »Halt! Warte doch…«
    Aber ich wartete nicht. Irgendwie kam ich in den Sattel, wobei es mir egal war, ob auf korrekte Art oder nicht. Ich preßte meine Absätze in die Flanken meiner Stute, und sie machte einen Satz vorwärts, während ich von albernen Tränen blind war und mich mehr über mich selbst als über ihn ärgerte.
    Meine Stute wurde dadurch verwirrt und unsicher. Um meine Fehler wieder gutzumachen, riß ich hart an den Zügeln. Darauf stieg sie fast senkrecht hoch, schnaubte, hieb mit den Vorderhufen durch die Luft und stürmte dann vorwärts. Ab ging’s im wildesten Galopp durch die Wälder. Tiefhängende Zweige kamen mir nahe, einer nach dem anderen, Zweige, die mich aus dem Sattel schleudern und mir Hals, Rückgrat und Beine brechen konnten. Mit mehr Glück als Verstand brachte ich es fertig, mich unter jedem Zweig zu ducken. Und je stärker ich mich im Sattel bewegte, desto wahnsinniger raste mein Pferd! Meine Schreie wehten wie lange, dünne Schals hinter mir her. Fast zu spät fiel mir Troys Rat wieder ein, wie ich mich an einem durchgehenden Pferd festhalten sollte. Ich ließ mich nach vorne fallen und klammerte mich an die dicke, braune Mähne der Stute. Über Hohlwege und Rinnen raste mein zügelloses Pferd und sprang über tote Bäume, die der Sturm gefällt hatte. Ich preßte meine Augen fest zusammen und fing an, immer wieder ihren Namen zu rufen, ein Versuch, sie zu beruhigen.
    Das nächste, was ich wußte, war, daß die Stute strauchelte.
    Direkt von ihrem Rücken landete ich in einer seichten Rinne, halb mit schleimigem, grünem Regenwasser gefüllt. Sie kletterte wieder auf die Füße, wieherte, schüttelte sich und warf mir einem abschätzenden Blick zu. Dann galoppierte meine Stute nach Hause und ließ mich verblüfft, durchgeschüttelt und verletzt zurück. Mein zweiter Stiefel war mir ebenfalls verloren gegangen. Ich fühlte mich wie ein kompletter Narr, wie ich so auf dem Rücken mitten im Brackwasser lag und durch das Blätterdach hinauf direkt in die helle Sonne starrte, die mir ins Gesicht schien.
    Gottes Strafe, dachte ich sauer, für allzu kühne Pläne! Ich hätte es besser wissen müssen, als vor dem erstbesten Mann, der mein Blut beschleunigte und heiß werden ließ, auf die Knie zu fallen, noch dazu nach Cal und der Abfuhr von Logan! Kein Casteel hatte je einen Preis gewonnen! Wie konnte ich annehmen, ich sei etwas Besseres!
    Noch andere dumme Gedanken schossen mir durch den Kopf, bis ich genug Verstand besaß, mich aufzusetzen und das Dreckwasser aus meinen Haaren zu schütteln. Dann säuberte ich mein Gesicht mit dem Hemdsärmel vom Schlamm. Wilde Honigbienen fühlten sich angezogen, vielleicht von meinem Parfüm oder vom leuchtenden Gelb meiner einstmals hübschen Bluse.
    »Heaven, wo bist du?« hörte ich Troy aus einiger Entfernung rufen. Du kommst zu spät, Troy Tatterton! Jetzt will ich dich nicht mehr! Trotzdem begann ich zu zittern, so sehr strengte es mich an, nicht zu antworten. Ich wollte nicht, daß er mich fand, nicht jetzt. Irgendwie würde

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