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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Pru Carraway mit großen, tief beeindruckten Augen.
    »Ich kann ihn benutzen, bis meine Tante Jillian wieder zu Hause ist.«
    Der helle Wahnsinn herrschte an diesem frühen Morgen bei meinem Eintreten in Winterhaven. Mädchen rannten umher, teilweise oder kaum angezogen, einige hatten noch Lockenwickler im Haar. Nur wenige lebten so wie ich in einer Entfernung, die man noch mit dem Auto zurücklegen konnte.
    Während ich die anderen Graduierten beobachtete, wie sie ihre Familien vorstellten, hatte ich ein grollendes und ziemlich bitteres Gefühl. Würde es denn immer so mit mir sein, daß meine Familie aus den Bergen Tausende von Meilen entfernt und nur in meinen Gedanken anwesend wäre, meine Bostoner Familie dagegen irgendwelche Entschuldigungen finden würde, um an meinen kleinen Triumphen nicht teilzunehmen?
    Natürlich war es Jillian, der ich Vorwürfe machte. Leicht konnte mich meine Großmutter mit Großzügigkeit überschütten, aber wenn’s darauf ankam, mir ein bißchen von sich selbst und ihrer Zeit zu geben, hätte ich draufgehen können. Und Troy wirkte manchmal so abwesend, wenn er ein neues Projekt, das seine Gedanken beherrschte, begonnen hatte. Ach, an diesem Tag bemitleidete ich mich selbst, während ich mein schönes, weißes Seidenkleid anzog, das breite Bänder aus Cluny-Spitze am Saum des weiten Rocks und an den Puffärmeln hatte. Miss Marianne Deal hatte mir einmal erzählt, sie habe genauso ein Kleid am Tag ihres High-School-Abschlusses getragen. Als sie es damals beschrieb, hatte ich mir jedes Detail eingeprägt, mit dem Gedanken, Logan würde dann da sein, um mich zu bewundern.
    Während wir vierzig Mädchen uns in einem Vorzimmer aufreihten und unsere schwarzen Roben und Hüte anzogen, konnte ich durch die Tür, die ständig auf- und zuging, kurze Blicke in den überfüllten Zuschauerraum werfen, der von der hellen Junisonne erleuchtet wurde. Es war wie ein Traum, der für mich wahr wurde, nachdem ich so lange gefürchtet hatte, dieser Tag würde nie kommen. Schon wollten mir Tränen in die Augen steigen und übers Gesicht laufen. Ach, ich hatte so gehofft, Tom hätte Pa von diesem Tag erzählt! Wenn ich nur nicht so allein gewesen wäre… Einige der Mädchen hatten zehn Verwandte und mehr unter den Zuschauern. Die Jüngsten würden mit den Füßen stampfen, wie wild applaudieren und pfeifen (obwohl das schon in Winnerow als unfein gegolten hatte). Und für mich würde es nicht einmal ein einsames Händeklatschen geben. Das Mittagessen würde auf der Wiese unter hübschen gelb-weiß gestreiften Schirmen serviert werden. Wer würde an meiner Tafel sitzen? Sollte ich ganz allein an der für mich reservierten Tafel essen müssen, würde ich wieder einmal vor Demütigung sterben… aber ich würde einfach unerkannt fortschlüpfen und alleine weinen.
    Die Leiterin des Festaktes gab ihr Zeichen und, wie die anderen, straffte ich meine Schultern, hob den Kopf und fing mit kerzengerade nach vorn gerichteten Augen zu gehen an, langsam und im Takt. So würden wir zu unseren Plätzen kommen. Hintereinander schritten wir in einer Reihe vorbei.
    Ich war die achte nach der Anführerin, weil wir nach dem Alphabet aufgestellt worden waren. Ich bemerkte nur, wie sich eine verschwommene Masse von Köpfen umdrehte, alle sahen zu ihrer Graduierten, kein vertrautes Gesicht war darunter. Und wenn er nicht halb gestanden hätte, hätten meine starren Augen vielleicht sogar über Troy hinweggesehen. In diesem Moment machte mein Inneres Luftsprünge, weil ich es so sehr zu schätzen wußte, daß er es nicht vergessen hatte, daß ihm wirklich etwas daran lag. Ich wußte, er haßte gesellschaftliche Anlässe. Im allgemeinen wollte er die Bostoner Welt glauben lassen, er stecke in irgendeiner verlassenen Gegend der Welt –
    und trotzdem war er gekommen. Als endlich mein Name aufgerufen wurde und ich aufstand, um zum Podium zu gehen, war’s nicht nur Troy, der sich erhob, sondern eine ganze Reihe Männer, Frauen und Kinder stand auf zum Applaudieren!
    Später hatten alle Graduierten unter hübschen Markisen Platz genommen, wo es Sonne und Schatten gleichzeitig warm und kühl sein ließen. Hier fühlte ich mich von einem Glücksgefühl überwältigt, wie ich es vorher nicht gekannt hatte. Troy war gekommen und hatte einige Manager der Tatterton Toy Company mit ihren Familien gebeten, als meine Familie aufzutreten. Sie hatten so völlig »richtige« Kleider an, daß die Mädchen mit offenem Mund und ungläubigen

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