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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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das? Liebst du ihn denn nicht?«
    »Ihn nicht lieben? Troy war immer meine größte Verantwortung und die wichtigste Person in meinem Leben.
    Aber er ist nicht leicht zu verstehen. Er wirkt auf eine rührende Art verletzlich, und das zieht die Frauen an, als ob sie merken würden, daß Sensibilität bei so einem gutaussehenden, begabten jungen Mann selten ist. Aber er ist nicht wie andere Männer, Heaven, denk daran. Sein ganzes Leben lang war er rastlos, immer auf der Suche nach etwas, das außer Reichweite liegt.«
    »Wonach sucht er denn?«
    Tony gab seine Zeitungslektüre auf und runzelte die Stirn.
    »Laß uns mit dieser Unterhaltung aufhören, die doch nirgendwo hinführt. Wenn die Zeit reif ist, werde ich drauf schauen, den richtigen jungen Mann für dich zu finden.«
    Ich lehnte seine Worte ab! Ich würde selbst meinen richtigen jungen Mann finden! Ich lehnte alles Kritische, was er über seinen Bruder sagte, ab, denn ich fand Troy so bewundernswert! Welche Frau wäre nicht entzückt, einen Mann mit so vielen häuslichen Fähigkeiten zu besitzen?
    Glücklich, glücklich würde das Mädchen sein, das Troy heiratete. Verwunderlich dabei war nur, daß er nicht einmal eine Freundin hatte.
    Bald standen Vorbereitungen für die Abschlußfeier an erster Stelle von allen Aktivitäten in Winterhaven. Endlich, endlich war ich auf meinem direkten Weg zum College und zur Selbstachtung. Mehr als alles wünschte ich mir, Tony und Jillian kämen zur Abschlußfeier, um zu hören, wie mein Name als zukünftiger Student aufgerufen würde.
    Jillian runzelte die Stirn, als sie die dicke, weiße Einladung las. »Ach, Heaven, du hättest mir das früher erzählen müssen.
    Ich habe Tony versprochen, in dieser Woche mit ihm nach London zu reisen.«
    Die Enttäuschung trieb mir beinahe die Tränen in die Augen.
    Kein einziges Mal hatte sie den leisesten Versuch unternommen, mein Leben zu teilen. Mit einer stummen Bitte drehte ich Tony den Kopf zu. »Tut mir leid, meine Liebe«, antwortete er sanft, »aber meine Frau hat recht. Du hättest uns auf das Datum deiner Abschlußfeier gut vorbereiten müssen.
    Ich dachte, sie wäre Mitte Juni, und nicht in der ersten Juniwoche.«
    »Sie haben das Datum vorverlegt«, flüsterte ich mit erstickter Stimme. »Könnt ihr eure Reise nicht verlegen?«
    »Es handelt sich um eine Geschäftsreise, und obendrein um eine sehr wichtige. Aber glaube mir, wir werden dich für unsere Vernachlässigung mit mehr als nur durch Geschenke entschädigen.«
    Selbstverständlich kam das Geldverdienen vor allen familiären Verpflichtungen, das hatte ich bereits herausgefunden. »Du wirst es schon richtig machen«, meinte Tony vertrauensvoll. »Du bist jemand, der überlebt, genau wie ich. Und ich werde darauf achten, daß du alles hast, was immer du brauchst.«
    Ich brauchte eine Familie, jemanden im Zuschauerraum, der mich beachtete, während ich die Urkunde erhielt! Aber ich lehnte es ab, noch länger zu betteln.
    Nachdem ich begriffen hatte, Jillian und Tony würden an einem der entscheidendsten Tage meines Lebens verreist sein, schlüpfte ich bei der ersten Gelegenheit zur Hütte hinter dem Labyrinth hinüber. Troy war mein Trost, meine Zuflucht, und ohne Hemmungen platzte ich mit meinem Schmerz heraus.
    »Die meisten Graduierten von Winterhaven erwarten nicht nur ihre Eltern, sondern ihre ganze Familie – Tanten, Onkel, Cousinen und Freunde.«
    Bei diesem Gespräch befanden wir uns außerhalb seiner Hütte. Auf unseren Knien jäteten wir beide seine Blumenbeete.
    Zuvor hatten wir uns schon um seinen kleinen Gemüsegarten gekümmert. Als wir mit dem Jäten und Pflanzen fertig waren, sagte ich: »Es heißt ja nicht, daß ich nicht schrecklich dankbar für alles wäre, was Tony und Jillian für mich getan haben.
    Dankbar bin ich schon, aber immer wenn etwas Besonderes ansteht, fühle ich mich so einsam.«
    Ohne zu antworten, warf mir Troy einen verständnisvollen Blick zu.
    Dabei hätte er zumindest sagen können, er würde gerne wenigstens einen Platz im Zuschauerraum ausfüllen, aber er bot sich nicht freiwillig an! Öffentliche Plätze und Veranstaltungen konnte er nicht leiden.
    Am Freitag meiner Abschlußfeier fuhr mich Miles nach Winterhaven, und die Mädchen kamen zusammen, um den neuen Rolls-Royce zu bewundern, den Tony Jillian zu ihrem einundsechzigsten Geburtstag geschenkt hatte. Es war ein wunderschöner, weißer Wagen mit einem cremefarbenen Top und ebensolcher Innenausstattung. »Deiner?« fragte

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