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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Sicht kam.
    In dem verfallenen Gemäuer, das halbvoll mit verrottendem Heu war, roch es alt und säuerlich. An Hunderten von Stellen leckte der Regen durch, platschte auf den dreckigen Boden und bildete Pfützen. Durch die Löcher im Dach konnte ich den immer dunkler werdenden Himmel beobachten der jetzt von riesigen Blitzen zuckte. Sie schienen direkt über uns zusammenzutreffen. Ich sank auf die Knie, während Troy sich um das Pferd kümmerte, es absattelte und mit der Satteldecke trockenrieb. Dann kam er zu mir und stocherte mit seinen Händen so lange im Heu, bis er auf eine Lage stieß, die trocken war und nicht so stank. Darauf setzten wir uns.
    Als ob es gar keine Unterbrechung gegeben hätte, fuhr ich in meiner wütenden Art fort: »Es ist ja ein Wunder, daß reiche Leute wie die Tattertons diesen Stadel nicht schon längst haben abreißen lassen.«
    Er ignorierte meine Bemerkung, lehnte sich auf den Heuhaufen zurück und sagte mit weicher Stimme: »Als kleiner Junge habe ich immer in diesem Stadel gespielt. Ich hatte einen erfundenen Freund, den ich Stu Johnson rief, und mit dem sprang ich immer dort droben vom Heuboden herunter.«
    Er deutete in die Richtung, um mir zu zeigen wo. »Ich sprang immer auf den Heuhaufen, auf dem wir jetzt sitzen.«
    »Was für ein albernes und gefährliches Spiel!« Ungläubig starrte ich den offenen Heuboden und seine enorme Höhe an.
    »Du hättest tot sein können.«
    »Ach, daran dachte ich nicht. Damals war ich fünf und brauchte unbedingt einen Freund, wenn’s auch nur einer in der Phantasie war. Deine Mutter war fortgelaufen und hatte mich einsam zurückgelassen. Jillian weinte die ganze Zeit und rief Tony im Ausland an und flehte ihn an, nach Hause zu kommen. Und wenn er’s dann tat, stritten sie jeden Tag.«
    Atemlos wandte ich mich ihm zu, weil er sich ein bißchen an meine Mutter erinnerte. »Warum ist meine Mutter fortgelaufen?«
    Anstelle einer Antwort setzte er sich auf, nahm ein Taschentuch aus seiner Tasche, tauchte es in eine Pfütze mit Regenwasser und fing dann an, mir verschmierten Schlamm vom Gesicht zu wischen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er und beugte sich dabei vor, um meine Nasenspitze mit seinen Lippen zu berühren. »Ich war zu jung, um die Vorgänge zu begreifen.« Er küßte mich auf die rechte Wange, dann auf die linke. Sein Atem glitt mir warm und erregend über Gesicht und Nacken, während er weiter küßte und erzählte. »Ich wußte nur, daß mir deine Mutter zu schreiben versprach, als sie wegging.
    Sie sagte, eines Tages, wenn ich groß wäre, würde sie zurückkommen.«
    »Das hat sie dir erzählt?«
    Ein sanfter Kuß fand meine Lippen. Logan hatte mich oft geküßt, aber nicht ein einziges Mal hatte ich mich bei seinen linkischen, knabenhaften Annäherungsversuchen so erregt gefühlt, wie bei einem Mann, der offensichtlich genau wußte, was er tun mußte, um meine Haut kribbeln zu lassen. Obwohl ich es besser hätte wissen sollen, antwortete ich viel zu rasch und zuckte dann zurück. »Du mußt kein Mitleid mit mir haben und mir Lügen erzählen.«
    »Ich würde dich nie über etwas so Wichtiges belügen.« Seine beiden Hände umfaßten meinen Kopf. So konnte er ihn in eine Richtung biegen, die für ihn angenehm war. Der nächste Kuß auf meinen Lippen war noch intensiver. Ich konnte kaum noch atmen. »Je mehr ich zurückdenke, desto mehr wird mir klar, wie sehr ich deine Mutter geliebt habe.«
    Zärtlich legte er mich auf den Heuhaufen zurück, hielt mich an seine Brust gedrückt, während sich meine Arme wie von selbst hoben, um ihn zu umarmen. »Mach weiter, erzähl mir mehr.«
    »Nicht jetzt, Heaven, nicht jetzt. Laß mich nur dich halten, bis der Sturm vorüber ist. Laß mich eher darüber nachdenken, was zwischen uns beiden vorgeht. Ich habe mich energisch gewehrt, mich in dich zu verlieben. Ich mochte einfach nicht noch ein Mann sein, der dich verletzt.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Du bist erst achtzehn, ich bin dreiundzwanzig.«
    Ich konnte kaum glauben, was ich als nächstes antwortete.
    »Jessie Shackleton war fünfundsiebzig, als er Lettie Joyner heiratete, die zehn Meilen außerhalb der Willies lebte. Sie gebar ihm noch drei Söhne und Töchter, ehe er im Alter von neunzig starb.«
    Er stöhnte und vergrub sein Gesicht in meinem nassen Haar.
    »Erzähl mir nichts mehr. Wir beide müssen nachdenken, bevor’s zu spät ist, um das zu stoppen, was bereits begonnen hat.«
    Ein wunderbares Gefühl durchströmte mich. Er

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