Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
ich schon zu diesem riesigen, einsamen Haus zurückfinden, und nie mehr wieder würde ich Tony nicht Gehorsam leisten, um mich zu Troys Hütte hinüberzustehlen. Also blieb ich im Wasser sitzen, verhielt mich ruhig und schlug nach den Insekten, die mich idiotischerweise attraktiv fanden. Eine endlose Zeit verging, bis er aufhörte, zu rufen und durch die Wälder zu streifen.
    Wind kam auf und fing an, in den Blättern zu rascheln.
    Dunkle, massige Wolken ballten sich zusammen, wie sie’s anscheinend immer taten, wenn ich kurz davor war, etwas wirklich Wertvolles zu finden. Mein verdammtes Glück!
    Ach verflixt noch mal, ich tat mir selbst so leid, daß ich nicht einmal bevor es leicht zu regnen anfing, mein Schluchzen unterdrücken konnte. Da ertönte plötzlich ein leises Geräusch hinter mir, gefolgt von einer amüsierten Stimme. »Ich wollte schon immer mal eine Jungfrau in Not retten.«
    Mein Kopf wirbelte herum, und ich sah Troy ungefähr drei Meter von mir weg sitzen. Wie lange er mir schon zugeschaut hatte, konnte ich nicht ahnen. An einigen Stellen war seine Reitkleidung aufgerissen, und ein langer Dorn hatte einen Ärmel von der Schulternaht bis zum Ellenbogen aufgeschlitzt.
    »Weshalb bleibst du denn hier sitzen? Bist du verletzt?«
    »Hau ab!« rief ich schrill und drehte den Kopf weg, damit er mein schlammverschmiertes Gesicht nicht sehen konnte.
    »Nein, ich bin nicht verletzt! Ich muß nicht gerettet werden!
    Ich brauche dich nicht, ich brauche niemanden!«
    Ohne Antwort trat er mitten in die nasse Rinne und versuchte, meine Beine nach Knochenbrüchen abzutasten. Ich versuchte, ihn zu verjagen, aber nach drei Versuchen schaffte er es trotzdem, mich aufzuheben. »Jetzt sei mal ernsthaft, Heaven.
    Sag mir, ob du irgendwo verletzt bist.«
    »Nein! Laß mich bloß runter!«
    »Du hast Glück, daß du noch lebst. Wenn es harter Boden statt Wasser und aufgeweichter Schlamm gewesen wäre, könntest du sehr gut schwer verletzt sein.«
    »Ich kann aber gehen. Bitte stell mich auf meine Füße.«
    »Nun gut, wenn du’s unbedingt willst«, er befolgte meinen Befehl und stellte mich vorsichtig hin. Ich schrie laut auf, denn ein höllischer Schmerz war durch meinen linken Knöchel geschossen. Sofort nahm er mich wieder in seine Arme. »Wir müssen uns beeilen, für Spielereien ist jetzt keine Zeit. Ich mußte absteigen, um deiner Spur zu folgen. So wie der geschwollene Knöchel aussieht, hast du ihn dir ohne Zweifel verstaucht.«
    »Das macht mich noch lange nicht zum Krüppel! Ich kann immer noch laufen. Wie oft bin ich schon die sieben Meilen nach Winnerow marschiert mit etwas, das mehr schmerzte, als dieser Knöchel!«
    Wieder kräuselten sich seine Lippen amüsiert. »Sicher, mit knurrendem Magen und nicht mit einem verstauchten Knöchel.«
    »Was verstehst du denn schon davon?«
    »Nur was du mir erzählt hast. Und jetzt hör mit der Streiterei auf und benimm dich. Wenn ich nicht bald mein Pferd finde, wird uns beide der heraufziehende Sturm überraschen.«
    Geduldig wartete sein angebundenes Pferd, während Troy mich hinaufhob und vor ihn in den Sattel setzte. Ich kam mir schäbig und häßlich vor, als er sich hinaufschwang und hinter mich setzte. Vorsichtig führte er sein Pferd, sogar als er seinen rechten Arm frei machte und ihn mir beschützend um die Taille legte.
    »Es regnet ja schon.«
    »Ich weiß.«
    »Wir werden es nie zum Haus zurück schaffen, ehe der Sturm voll losgeht.«
    »Ich fürchte nein. Darum steuere ich auch auf einen alten verlassenen Stadel zu, in dem das Korn, das frühere Tattertons angebaut haben, gelagert wurde.«
    »Das heißt, deine Vorfahren konnten also noch etwas anderes als Spielzeug machen?«
    »Ich vermute, jeder hat Vorfahren, die über mehr als eine Fähigkeit verfügten.«
    »Sicherlich hatten deine Vorfahren Diener für die ganze Landwirtschaft.«
    »Vielleicht hast du recht, trotzdem braucht’s auch ein bißchen Talent, um das Geld zu machen, mit dem man Lohnarbeiten bezahlen kann.«
    »Man braucht mehr als nur Talent, um in der Wildnis zu überleben.«
    »Touché. Und jetzt halt dich still und laß mich die Richtung finden.« Er strich sich das nasse Haar aus der Stirn, sah sich um und lenkte dann das Pferd nach Osten.
    Schwarze Gewitterwolken türmten sich von Südwesten auf und bald folgten zuckende Blitze. Trotz meiner Absicht, ihm davonzulaufen, war es ein angenehmes Gefühl, seinen Arm um mich zu haben, mit dem er mich festhielt, bis endlich der Stadel in

Weitere Kostenlose Bücher