Schwarzer Engel
von den Schuld- und Schamgefühlen spürte, die Cal Dennisons Liebeskünste hervorgerufen hatten. Wir kamen zusammen, als ob es so sein müßte, oder wir würden sterben. Als es vorbei war, lag ich in seinen Armen und zitterte vor den Erregungen des ersten Orgasmus in meinem Leben.
Als wir wach wurden, herrschte Morgendämmerung, und ein feuchter, kühler Wind blies durch das geöffnete Fenster. Der süße Morgengesang von schläfrigen Vögeln trieb mir Tränen in die Augen. Dann setzte ich mich auf und griff nach der Decke, die am Fußende des Bettes zusammengefaltet lag.
Rasch zogen mich Troys Arme zurück. Sanft verteilte er kleine Küsse auf meinem Gesicht, während seine freie Hand mein Haar streichelte. Dann barg er mich wieder an sich.
»Vergangene Nacht lag ich hier auf meinem Bett und dachte an dich.«
»Ich hatte Mühe, einzuschlafen.«
»Ich auch.«
»Erst als ich schon fast schlief, setzte ich mich plötzlich hellwach auf und meinte zu hören, wie du meinen Namen riefst.«
Tief aus seiner Brust kam ein unterdrückter Laut, er drückte mich noch fester an seinen warmen Körper. »Ich war auf meinem Weg zu dir, als du durch die Tür fielst wie die Antwort auf ein Gebet. Und trotzdem hätte ich nicht zulassen dürfen, daß es passiert ist. Ich habe solche Angst, du wirst es bedauern. Ich möchte dir nie weh tun.«
»Du kannst mir gar nicht weh tun, niemals! Ich habe noch nie einen so zärtlichen und liebenswürdigen Mann getroffen.«
Er lachte tief in sich hinein. »Wie viele Männer hast du denn schon im zarten Alter von achtzehn gekannt?«
»Nur den einen, von dem ich dir erzählt habe«, flüsterte ich und versteckte mein Gesicht, als er mir in die Augen schauen wollte.
»Möchtest du mir von ihm erzählen?«
Er hörte zu, ohne eine Frage zu stellen; seine schlanken Hände liebkosten mich die ganze Zeit, und als ich zu reden aufhörte, küßte er meine Lippen und danach jede einzelne meiner Fingerspitzen.
»Hast du von diesem Cal Dennison etwas gehört, seit du nach Farthy gekommen bist, um hier zu leben?«
»Ich möchte nie mehr von ihm hören, niemals!«
Wie heftig ich das hinausschrie!
Schweigend verbrachten wir die erste Mahlzeit an diesem Tag und verhielten uns wie zwei erwachsene Kinder, die gerade dabei waren, einander zu finden. Nie vorher hatte ich Sandwiches mit Spiegelei und gebratenem Speck gegessen, und ich hatte keine Ahnung, daß Erdbeermarmelade den Geschmack von Ei und Speck noch steigerte. »Es war purer Zufall, wie ich diese Feinschmeckerspezialität kennengelernt habe«, fing er zu erklären an, »ich war ungefähr sieben und dabei, mich von irgendeiner der Kinderkrankheiten zu erholen, die mich so oft plagten. Jillian hatte mich ausgeschimpft, weil ich bei Tisch immer herumkleckste, und da fiel mir der Toast mit Erdbeermarmelade in meinen Teller. »Das ißt du aber auf alle Fälle!« schrie sie. Und als ich’s tat, entdeckte ich zum ersten Mal, daß ich Eier und Schinken und…«
»Jillian hat dich oft angeschrien?« Ich war erstaunt, denn ich hatte geglaubt, ein Großteil ihres rüden Verhaltens beruhe auf der Tatsache, daß sie die Gegenwart eines jüngeren weiblichen Wesens übelnahm.
»Jillian hat mich nie gemocht… hörst du… es donnert wieder. Der Wetterbericht hat für die ganze Woche Sturm vorhergesagt, erinnerst du dich?«
Ich hörte, wie der Regen auf das Hausdach trommelte. Bald war Troy dabei, ein Feuer herzurichten, um die morgendliche Kühle und Feuchtigkeit zu vertreiben. Auf dem Fußboden ausgestreckt beobachtete ich ihn dabei. Wie er die Holzspäne akkurat aufschichtete, amüsierte mich. Trotzdem machte es mir Spaß, ihn zu beobachten, wenn er mal nichts tat. Wie schön, daß uns das Wetter in seiner Hütte einschließen würde.
Heiß und hell loderte das Feuer auf. Das Schweigen zwischen uns dehnte sich und begann vor Emotionen zu vibrieren. Der orangene Widerschein des Kaminfeuers auf seinen Gesichtszügen ließ meinen Körper erschauern. Ich bemerkte, wie er mich bei meinen Gedanken beobachtete, wie er mein Gesicht musterte, während ich auf seine Hände starrte… und dann bewegte er sich, stützte sich auf seinen Ellbogen, und sein Gesicht kam immer näher. Vielleicht wollte er wieder mit mir schlafen – mein Puls beschleunigte sich.
Aber statt Küsse schenkte er mir nur Worte. Statt mich innig zu umarmen, ließ er sich zurückfallen und verschränkte wieder die Arme hinter dem Kopf, in seiner Lieblingsposition. »Weißt du, was mir im
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