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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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liebte mich!
    Man spürte es aus dem Klang seiner Stimme, aus der Art, wie er mich hielt und mich zu warnen versuchte.
    Der Regen trommelte über unseren Köpfen, Ströme von Wasser flossen durch die Löcher im Dach, der Donner krachte, und die Blitze zuckten. Währenddessen lagen wir uns schweigend in den Armen, streichelten uns, und unsere Lippen fanden sich von Zeit zu Zeit. Es war süßer als alles, was ich zuvor gekannt hatte. Er hätte mich auf der Stelle nehmen können, und ich hätte keinen Widerstand geleistet. Aber er hielt sich zurück und ließ dadurch meine Liebe zu ihm nur noch wachsen.
    Eine Stunde lang hielt der Regen an. Dann setzte er mich auf sein Pferd, und langsam ritten wir auf das große Haus zu, dessen Kamine und Türme wir schon über den Baumwipfeln sehen konnten. Auf den Stufen vor dem Seiteneingang zog er mich nochmals in seine Arme. »Ist es denn nicht merkwürdig, Heaven, wie du in mein Leben kamst, als ich dich weder wollte noch brauchte, und jetzt kann ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen.«
    »Dann tu’s auch nicht. Ich liebe dich, Troy. Versuche nicht, mich aus deinem Leben zu streichen, nur weil du mich für zu jung hältst. Ich bin nicht zu jung. Niemand in meinem Alter wird in den Bergen als jung angesehen.«
    »Deine Berge wirken ehrfurchtgebietend, aber ich kann nicht heiraten, weder dich noch sonst jemanden.«
    Seine Worte verletzten mein Herz.
    »Dann liebst du mich nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Du mußt mich nicht heiraten, wenn du nicht willst. Liebe mich nur so lange, wie ich mich wohl fühle.« Schnell stellte ich mich auf die Zehenspitzen und preßte meine Lippen auf seine, während meine Finger sein feuchtes Haar kraulten. Fest legte er seine Arme um mich, während ich an all die Frauen dachte, die früher in seinen Armen gelegen haben mußten.
    Reiche, wilde, schöne und kluge Frauen! Frauen mit Charme, Verstand und Kultur. Juwelengeschmückt, modisch gekleidet, geistreich, selbstsicher – was für eine Chance hatte denn eine Hillbilly-Casteel, einen Mann wie Troy festzuhalten, wenn sie alle gescheitert waren?
    »Ich sehe dich dann morgen«, sagte er, löste sich und ging rücklings die Stufen hinunter. »Das heißt, wenn nicht Jillian und Tony zurückkommen. Ich weiß auch nicht, was sie so lange fernhält.«
    Auch ich hatte keine Ahnung, aber es tat gut, die Treffen mit Troy nicht so verheimlichen zu müssen. Je mehr ich darüber nach dem Zubettgehen grübelte, desto unruhiger wurde ich. Ich wollte jetzt bei Troy sein, hatte keine Lust, noch länger zu warten. Wortlos suggerierte ich ihm, zu mir zu kommen, jetzt.
    Endlose Stunden brachte ich immer am Rand des Schlafs zu, konnte aber nie das friedliche Vergessen finden, das ich verzweifelt suchte. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, versuchte es auf dem Rücken, auf dem Bauch. Dann hörte ich plötzlich meinen Namen rufen. Hellwach setzte ich mich auf und starrte auf die elektrische Uhr auf meinem Nachttisch. Zwei Uhr – das sollte die ganze Zeit gewesen sein, die vergangen war? Ich stand auf und zog mir einen dünnen, grünen Mantel, der genau zu meinem Nachthemd paßte, über.
    Dann ging ich durch die obere Halle zur Treppe und fand mich, ohne es zu wissen, plötzlich barfuß im Labyrinth wieder.
    Das Gras war feucht und kühl. Was ich hier verloren hatte, wollte ich lieber nicht analysieren.
    Der Gewittersturm hatte die Luft so völlig reingefegt, daß jetzt das Mondlicht die Dunkelheit erhellte. Die hohen Hecken spiegelten mit ihren Millionen Blättern kleine Bruchstücke des Sternenlichts wider und funkelten. Und dann war ich da, zögerte vor seiner verschlossenen Tür und wünschte mir, ich hätte den Mut, anzuklopfen oder die Tür einfach zu öffnen und hineinzugehen. Oder nur die Energie, mich umzudrehen und dorthin zurückzugehen, wohin ich gehörte. Ich senkte den Kopf, bis ich die Stirn ans Holz pressen konnte, dann schloß ich die Augen und fing leise an zu weinen. Alle Kraft war aus meinem Körper gewichen, ich sackte erschöpft zusammen. In dem Moment ging die Türe auf, ich ließ mich nach vorne fallen – direkt in Troys Arme.
    Er sagte kein Wort, während er mich auffing. Er hob mich in seine Arme und trug mich in sein Schlafzimmer.
    Mondlicht fiel über sein Gesicht, während er seinen Kopf zu mir beugte, und diesmal forderten seine Lippen mehr. Seine Küsse, seine Hände brannten wie Feuer. Aber alles geschah zwischen uns so natürlich und schön, daß ich nichts

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