Schwarzer Engel
waren. Ich wollte ihn nicht wieder in seinen morbiden Phantasien versinken lassen. Tony hin oder her, ich würde bei Troy bleiben und ihn von einer Heirat zu überzeugen versuchen. Und Tony hätte das zu akzeptieren. Am anderen Morgen erwachte ich spät mit dem Bewußtsein, Troy hatte schließlich beschlossen, mir zu vertrauen, mich zu heiraten.
Ich konnte ihn in der Küche herumarbeiten hören. Der Duft von frischem, selbstgebackenem Brot stieg mir in die Nase.
Noch nie hatte ich mich so lebendig gefühlt, so schön, so weiblich und vollkommen. Mit über der Brust verschränkten Armen lag ich im Bett und lauschte, wie sich Küchenschränke öffneten und schlossen, als ob ich Schuberts Serenade zuhörte.
Das Zuknallen des Kühlschranks klang wie ein Becken, das zum richtigen Zeitpunkt zusammenschlug. Musik, die gar nicht da war, bewegte die Haare auf meinem Kopf und auf meiner Haut. Mein ganzes Leben lang hatte ich nach dem gesucht, was ich jetzt empfand. Und dann weinte ich aus dem erleichterten Bewußtsein, daß die Suche vorbei war.
Er würde mich heiraten! Er würde mir die Chance geben, den Rest seines Lebens mit Regenbogenfarben anstelle von Grau auszumalen. Langsam und schlaftrunken, aber fast unsinnig vor Glück, schlenderte ich zur Küche. Troy drehte sich vom Herd weg, um mir zuzulächeln. »Wir werden Tony von unseren Heiratsplänen erzählen müssen, und zwar bald.«
Eine Welle von Panik ließ mein Herz schneller schlagen, aber jetzt war ich auf Tonys Unterstützung nicht mehr angewiesen.
Wenn Troy und ich erst einmal Mann und Frau wären, würde alles ein gutes Ende finden – für ihn und für mich.
Noch an diesem Nachmittag gingen wir Hand in Hand durchs Labyrinth nach Farthinggale Manor und direkt in die Bibliothek, in der Tony hinter seinem Schreibtisch saß. Die späte Nachmittagssonne schien durch die Scheiben und fiel in glänzenden Flächen auf den farbenprächtigen Teppich. Troy hatte ihn angerufen, um ihm zu erzählen, wir wären auf dem Weg. Vielleicht war es ein schlaues Lächeln, das ich auf seinem Gesicht bemerkte und kein warmherziges, erfreutes.
»Nun gut«, meinte er, als er uns Hand in Hand sah, »ihr habt mir also alle beide nicht gefolgt und jetzt kommt ihr zu mir und seht drein wie zwei sehr verliebte Menschen.«
Tony nahm mir den Wind aus den Segeln; nervös zog ich meine Hand aus der von Troy. »Es ist einfach passiert«, flüsterte ich leise.
»Wir werden an meinem Geburtstag heiraten«, verkündete Troy entschlossen. »Am neunten September.«
»Jetzt warte mal eine Minute!« schrie Tony los, stand auf und stützte beide Handflächen auf seinen Schreibtisch. »Troy, immer hast du mir erzählt, du würdest nie heiraten! Und daß du auch keine Kinder haben wolltest!«
Troy griff nach meiner Hand und zog mich nahe an seine Seite. »Ich habe nicht angenommen, jemanden wie Heaven zu treffen. Sie macht mir Hoffnung und Mut, weiterzumachen, ohne Rücksicht auf das, was ich glaube.«
Während ich mich an Troys Seite drückte, lächelte Tony auf seltsame Art und Weise. »Ich nehme an, es wäre Zeitverschwendung, wenn ich Einwände hätte und anmerken würde, Heaven sei noch zu jung und ihr Hintergrund zu verschieden, um sie zur passenden Frau für dich zu machen.«
»Das stimmt«, erwiderte Troy standhaft. »Noch ehe die Herbstblätter zu Boden fallen, werden Heavenly und ich auf unserem Weg nach Griechenland sein.«
Wieder machte mein Herz einen Luftsprung. Troy und ich hatten uns nur vage über Flitterwochen unterhalten. Ich hatte an einen Ort in der Nähe gedacht, wo wir ein paar Tage bleiben konnten, und dann auf nach Radcliffe, wo ich Englisch studieren würde. Aber bald saßen wir alle drei zu meinem größten Erstaunen nebeneinander auf einer langen Ledercouch und schmiedeten Pläne für die Hochzeit. Keine Minute lang hatte ich glauben können, Tony würde die Hochzeit wirklich zulassen.
»Nebenbei, meine Liebe«, wandte er sich freundlich an mich.
»Winterhaven hat dir ein paar Briefe ohne Absender schicken lassen.«
Der einzige, der mir schrieb, war Tom.
»Jetzt müssen wir nach Jillian schicken und ihr eure freudige Nachricht mitteilen.« Lag da Sarkasmus hinter seinem Lächeln? Ich konnte es nicht sagen, denn Tony war jemand, den ich nicht durchschauen konnte.
»Danke, Tony, daß du es so gut aufgenommen hast«, sagte Troy. »Besonders aufgrund deines Berichts, wie ich mich benommen habe, als du mir von deiner bevorstehenden Heirat mit Jillian erzählt
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