Schwarzer Engel
selbstverständlich tun. Aber am meisten mache ich mir Sorgen um Tom. Ich will nicht, daß Tom da drunten hängenbleibt und dasselbe macht wie Pa, was immer es sein mag. Ich will nicht, daß er sein Leben aufgibt, um Pa bei der Unterstützung für seine neue Familie zu helfen.«
»Troy«, fuhr ich fort und war kühn genug, mit meinem Plan zu enttäuschen. »Ich muß meine Familie noch unbedingt vor unserer Hochzeit besuchen.« Ich griff nach seinen Händen und bedeckte sie über und über mit Küssen. »Verstehst du das, Liebling? Ich bin so glücklich, mein Leben ist so schön, da muß ich einfach etwas unternehmen, um ihnen zu helfen, bevor ich mein wunderbares, neues Leben mit dir beginne. Ich kann ihnen beiden helfen, schon allein durch meinen Besuch, dadurch daß ich ihnen zeige, daß ich mich noch immer um sie sorge und sie immer auf mich zählen können. Und das können sie doch, nicht wahr, Troy? Du wirst doch nichts dagegen haben, wenn meine Familie uns nach unserer Hochzeit besuchen kommt, oder? Du wirst sie doch in unserem Haus willkommen heißen, oder?« Mit bittenden Augen wartete ich auf seine Antwort. Troy nahm meine beiden Hände, die seine umklammert hielten, und zog mich ans Kopfende seines Bettes nieder. »Ich habe ein paar Tage lang gewartet, dir meine Neuigkeiten mitzuteilen, Heaven. Hoffentlich wirst du mir verzeihen, daß ich sie hintangestellt habe, aber ich konnte es einfach nicht ertragen, daß unsere Idylle zu Ende ging. Ich war nämlich sicher, du würdest eilends aufbrechen, sobald ich es dir erzählt hätte.« Immer wieder küßte er mich, dann lächelte er und fuhr fort: »Ich habe von den Anwälten gehört, Liebling.
Ich habe gute Nachrichten für dich. Jetzt wirst du nämlich deine ganze Familie besuchen können, denn wir haben Lester Rawlings gefunden! Er lebt in Chevy Chase, Maryland, und ist der Vater von zwei Adoptivkindern namens Keith und Jane!«
Ich hatte Mühe, überhaupt noch Luft zu schnappen und nach allem, was so rasend schnell passierte, nicht überschwemmt zu werden.
»Ist ja gut, ist ja gut«, beruhigte mich Troy, als ich zu weinen anfing. »Du hast noch jede Menge Zeit vor unserer Hochzeit, um alles in Ordnung zu bringen. Ich werde glücklich sein, dich zu begleiten, die Familie Rawlings zu besuchen und deinen jüngeren Bruder und deine Schwester zu sehen. Dann können wir in Ruhe entscheiden, was du unternehmen willst, wenn überhaupt.«
»Sie gehören mir!« schrie ich ganz grundlos. »Ich muß sie einfach wieder unter meinem Dach haben!«
Erneut küßte er mich. »Entscheide das doch später. Und nachdem wir Keith und Unsere-Jane gesehen haben, werden wir Weiterreisen, um deinen Bruder und deinen Vater zu besuchen. Mit einem Besuch bei Fanny wird unsere Reise zu Ende gehen. Und inzwischen laß uns Fanny ein paar tausend Dollar telegraphisch anweisen, damit sie sich bis zu unserer Ankunft über Wasser halten kann.«
Unglücklicherweise sollte es ganz anders kommen. Während ich geborgen und sicher auf Farthinggale Manor in meinem Bett schlief und daran dachte, Troy und ich sollten bis zu unserer Heirat unsere Leidenschaft zügeln, versank Troy bei sperrangelweit offenen Schlafzimmerfenstern in Tiefschlaf.
Ein fürchterlicher Nordostwind stürmte vernichtend mit Regen, Hagel und Sturmböen über uns hinweg. Der Tumult von Wind und Regen weckte mich aber nicht vor sechs Uhr früh. Bei einem Blick aus meinen Schlafzimmerfenstern sah ich, daß die schönen Wiesen verwüstet waren, mit entwurzelten Bäumen, abgebrochenen Ästen und anderem Unrat übersät. Und als ich zu Troys Hütte rannte, fand ich ihn fiebrig und mit Blut befleckt. Er war kaum noch zum Atmen fähig.
Ich war zutiefst beunruhigt, während ich Tony anrief und ein Krankenwagen Troy eiligst ins Krankenhaus brachte. Gerade als er am glücklichsten hätte sein müssen, war er tödlich an einer Lungenentzündung erkrankt. Hatte er es unbewußt so weit kommen lassen, weil er unfähig war, die Liebe und das Glück, das ihm zustand, zu ertragen? Nie wieder würde ich so etwas zulassen. Sobald wir verheiratet waren, würde ich immer da sein, um ihn vor seinen schlimmsten Ängsten zu beschützen, die jetzt offensichtlich doch noch einen Weg gefunden hatten, sich zu bestätigen.
»Ich will es so«, flüsterte Troy einige Tage später aus seinem Krankenhausbett. »Der schlimmste Teil meiner Lungenentzündung ist geheilt und mir ist klar, daß du darauf brennst, Keith und Unsere-Jane wiederzusehen. Es gibt
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