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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nein!« flüsterte sie, dann hörte ich den Hörer klicken. Mir blieb nur noch das Belegtzeichen. Sofort rief ich sie wieder an.
    Das Telephon läutete in einem fort, bis Rita Rawlings schließlich antwortete. »Bitte«, bat sie mit tränenerstickter Stimme, »zerstören sie nicht den Frieden von zwei wunderbar glücklichen Kindern, die sich erfolgreich an eine neue Familie und an ein neues Leben gewöhnt haben.«
    »Mrs. Rawlings, sie sind meine Blutsverwandten! Sie gehörten zu mir, lange bevor sie zu ihnen gehörten!«
    »Bitte, bitte«, flehte siemich an. »Ich weiß, daß Sie sie lieben. Ich erinnere mich sehr gut an Ihren Gesichtsausdruck an dem Tag, als wir sie fortbrachten, und ich verstehe ihre Gefühle. Als sie anfangs bei uns lebten, waren Sie es, nach der sie immer weinten. Aber seit über zwei Jahren haben sie nicht mehr nach Ihnen verlangt. Jetzt rufen sie mich Mutter oder Mammi und meinen Mann Vati. Es geht ihnen gut, seelisch und physisch… Ich werde ihnen Fotographien schicken, Zeugnisse und ärztliche Untersuchungsberichte, aber ich flehe Sie an, kommen Sie nicht, um die beiden an alle Mühsal zu erinnern, die sie während ihres Lebens in dieser erbärmlichen Baracke in den Willies erdulden mußten.«
    Jetzt war ich an der Reihe, zu bitten. »Aber Sie verstehen mich nicht, Mrs. Rawlings! Ich muß sie wiedersehen! Ich möchte mich davon überzeugen, daß sie gesund und glücklich sind, oder ich kann meinerseits nicht glücklich werden. Jeden Tag meines Lebens habe ich geschworen, Keith und Unsere-Jane zu finden. Meinen Vater hasse ich für seine Tat, es frißt Tag und Nacht in mir. Sie müssen mir gestatten, die beiden zu sehen, auch wenn sie mich nicht sehen können.«
    Das Zögern, das sich in ihrer späten Antwort zeigte, hätte jemanden, der nicht so hartnäckig wie ich war, von seinem Entschluß abrücken lassen.
    »Nun gut, wenn Sie es unbedingt tun müssen. Aber Sie müssen mir versprechen, sich vor den Kindern zu verstecken.
    Sollten Sie Ihnen anschließend nicht gesund, glücklich und wohlbehütet erscheinen, dann werden mein Mann und ich alles tun, was in unserer Macht liegt, um die Situation zu verbessern.« In diesem Augenblick wurde mir klar, daß es sich um eine Frau mit starkem Willen handelte, die entschlossen war, ihre Familie heil zu erhalten. Sie würde mit dem Teufel kämpfen, um die Kinder für sich behalten zu können.
    Den ganzen Samstag lang streifte ich durch kleine Geschäfte, auf der Suche nach den richtigen Geschenken für Fanny, Tom und Großpa. Sogar für Keith und Unsere-Jane kaufte ich ein paar Sachen; ich wollte sie zu den anderen legen, die ich für den Tag aufhob, an dem wir wieder eine Familie sein würden.
    Am Sonntagmorgen erwachte ich hoffnungsvoll und aufgeregt.
    Um zehn Uhr hielten Limousine und Fahrer, die mir zur Verfügung standen, langsam vor einer Episkopalkirche in mittelalterlichem Stil. Ich wußte bereits, wo sich die beiden Kinder, die ich so gern wiedersehen wollte, aufhalten würden, in der Klasse ihrer Sonntagsschule. Rita Rawlings hatte mir ausführlich beschrieben, wie ich ihr Klassenzimmer finden und was ich, dort angekommen, tun mußte. »Und wenn Sie sie lieben, Heaven, halten Sie Ihr Versprechen. Denken Sie an ihre Bedürfnisse und nicht an Ihre eigenen, bleiben sie außer Sichtweite.«
    Im Inneren der Kirche war es kühl und düster, die mächtige Halle zog sich in die Länge, gutgekleidete Leute lächelten mir zu. Irgendwo im hinteren Teil wußte ich nicht weiter… aber dann hörte ich Kinder singen. Und scheinbar konnte ich über allen anderen Stimmen das süße Stimmchen von Unserer-Jane heraushören, ähnlich dem Sopran von Miss Marianne Deal, als diese mit uns in Winnerows einziger protestantischen Kirche Choräle sang.
    Die süßen Gesangsstimmen führten mich zu ihnen. Im Eingang hielt ich inne und drückte die Tür auf, um den Gottesdienstliedern zu lauschen, die von so vielen Kindern fröhlich gesungen wurden. Nur ein Klavier begleitete sie. Kurz darauf betrat ich den riesigen Raum, in dem wenigstens fünfzehn Kinder zwischen zehn und zwölf mit Gesangsbüchern in den Händen dastanden und lauthals sangen.
    Die Kinder von Winnerow hätten sich vor dieser Gruppe in ihren hübschen, pastellfarbenen Sommerkleidern geschämt.
    Meine beiden standen nebeneinander, Keith und Unsere-Jane.
    Beide hielten dasselbe Gesangsbuch, beide sangen begeistert, mehr aus Spaß daran, sich selbst auszudrücken, als aus frommem Eifer. Ich aber stand

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