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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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leise schluchzend da, obwohl ich mich über ihre offensichtliche gute Gesundheit und ihr Wohlergehen riesig freute. Gott sei Dank hatte ich lange genug gelebt, um sie wiederzusehen.
    Ihre einst mageren Beinchen und Ärmchen waren jetzt kräftig und von der Sonne gebräunt. Ihre blassen, schmalen Gesichter hatten sich in strahlende, glänzende verwandelt. Mit Lippen, die jetzt eher lächelten als schmollten oder traurig nach unten hingen. Mit Augen, die nicht mehr Hunger und Kälte widerspiegelten. Der Anblick der beiden ließ Licht in all die Schatten fallen, die ich mir sorgfältig gemerkt hatte. Das Lied ging zu Ende, und ich bewegte mich leise auf die Säule zu, neben der ich sitzen und mich vor ihren Blicken verbergen konnte.
    Die Kinder setzten sich und legten ihre Gesangsbücher in die rückwärtigen Taschen oder in die Stuhlreihen vor ihnen. Als ich sah, wie sich Unsere-Jane stolz in ihrem hübschen pink-und weißfarbenen Kleid plusterte, vertrieb ein Lächeln meine Tränen. Jede Plisseefalte mußte sorgfältig zurechtgerückt werden, damit sie hinterher ja nicht zerknittert war und sich aufstellte. Sie verwandte große Mühe darauf, zu beachten, daß ihr kurzer Rock die braungebrannten Knie bedeckte, die sie ordentlich wie eine große Dame zusammenhielt. Ihr helles Haar war kunstvoll frisiert, so daß es kaum ihre Schultern berührte, bevor es sich in hübschen Locken wie zufällig nach oben drehte. Als sie ihren Kopf zum Profil drehte, konnte ich die fedrigen Ponyfransen auf ihrer Stirn sehen. Ihr Haar kannte die meisterhafte Pflege, die mir und Fanny in diesem Alter fremd gewesen war. Ach, wie lieb sie aussah! So voller Gesundheit und Vitalität, daß sie direkt zu strahlen schien.
    Neben ihr saß Keith und blickte feierlich nach vorne zur Lehrerin, die die Geschichte vom Knaben David zu erzählen begann.
    Ein paarmal mußte ich aufstehen und mich bewegen, um die zwei so besser sehen zu können. Er strahlte genauso viel Gesundheit und Vitalität wie Unsere-Jane aus. Seitdem ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, waren sie ganz schön gewachsen, ihre beiden Gesichter waren reifer und ausgeprägter geworden. Trotzdem hätte ich sie überall erkannt, denn einiges hatte die Zeit nicht verändern können. Immer wieder sah Keith zu seiner jüngeren Schwester hinüber, darauf bedacht, daß es ihr gut ging und sie glücklich war. Er legte eine bemerkenswerte Menge männlicher Fürsorge an den Tag.
    Unterdessen hatte Unsere-Jane ihr kindliches Verhalten, das ihr in der Vergangenheit so viel Beachtung gesichert hatte, beibehalten.
    Ich betete, keiner möge kommen, um mich nach dem Grund meines Hierseins zu fragen.
    Die Geschichte von David ging zu Ende. Ich lauschte den folgenden Fragen und Antworten und hörte, wie die süße, zarte Stimme von Keith immer erst dann antwortete, wenn er direkt aufgerufen wurde. Dagegen hob Unsere-Jane ständig ihre kleine, zierliche Hand und war versessen darauf, ihre Frage oder ihre Antwort loszuwerden. »Wie konnte denn ein kleiner Stein einen gewaltigen Riesen töten?« fragte sie. Auf die Antwort der Lehrerin hörte ich nicht.
    Das aufgeregte Geschnatter der aufbrechenden Kinder hätte beinahe übertönt, was Unsere-Jane danach sagte, aber meine Ohren waren für ihre Stimme geschärft.
    »Schnell, Keith!« drängte sie. »Wir gehen am Nachmittag zu Susans Party, und wir dürfen uns doch nicht verspäten.«
    In einigem Abstand folgte ich den beiden Kindern, von denen ich sooft geträumt hatte. Eifersüchtig sah ich zu, wie sich Unsere-Jane in Rita Rawlings ausgebreitete Arme warf. Lester Rawlings stand, fett und kahl wie je, knapp hinter seiner Frau.
    Wie besitzergreifend legte er eine Hand Keith auf die Schulter, ehe er den Kopf drehte und mich direkt ansah. Über drei Jahre waren vergangen, seit er mich gesehen hatte. Damals hatte ich mich an die Wand der Berghütte gedrückt, mit dreckigen, zerlumpten Kleidern und barfuß. Trotzdem schien er mich wiederzuerkennen. Von dem verwahrlosten Kind war ich meilenweit entfernt, aber immer noch kannte er mich.
    Vielleicht hatten mich die Tränen, die mir übers Gesicht liefen, verraten. Er sagte irgend etwas zu seiner Frau, die die beiden Kinder in einen Cadillac drängte. Dann lächelte er mich mit offensichtlicher Sympathie an.
    »Ich danke Ihnen«, sagte er schlicht.
    Zum zweiten Mal in meinem Leben beobachtete ich, wie der Rechtsanwalt und seine Frau in einem Cadillac wegfuhren und zwei Teile von mir selbst mitnahmen. Ich starrte

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