Schwarzer Koks (German Edition)
Präsidenten.
Sie nahm Tasche und Gitarrenkoffer auf. Sie war ein Groupie der Reichen und Mächtigen; das war das Problem. So war das schon mit Don Camplones gewesen. Er hatte nur zu pfeifen brauchen, und sie war gesprungen. Vielleicht war es ja an der Zeit, ihre eigene Organisation aufzubauen, endlich ihren eigenen Weg zu gehen.
Sie schüttelte den Kopf; sie dachte zu viel.
Eine SMS landete auf ihrem Telefon; es war ihr Kontakt bei der Flughafenpolizei.
Er war eben gelandet.
Sie warf noch einen letzten prüfenden Blick über das Hotelzimmer, um sicherzugehen, dass sie nichts Belastendes hinterlassen hatte. Dann verließ sie das Flughafenhotel und ging die Straße hinab auf den Terminal zu. Eine Reihe von Polizisten standen davor, rauchend, gelangweilt und auf dem Posten zugleich, falls das möglich war.
Amonite schlüpfte in den Eingang eines Nebengebäudes und lief, drei Stufen auf einmal, die Treppe hinauf in den dritten Stock. Sie klopfte viermal an eine Tür und wartete. Sie holte einen Schlüssel aus der Tasche. Vorsichtig schloss sie auf, öffnete die Tür, spähte hinein. Der Raum war leer; es gab noch nicht einmal Möbel; nichts als weiße Wände rund ums Parkett. Ihr Kontakt bei der Flughafensicherheit hatte ihr versichert, es würde sie hier niemand stören.
Amonite ging ans Fenster und sah durch die Jalousie hinaus auf den Terminal gegenüber. Sie hatte einen unverstellten Blick auf den Eingang. Ohne die Jalousie zu öffnen, schob sie das Fenster hoch. Sie öffnete den Gitarrenkoffer und setzte das Gewehr zusammen. Vorsichtig steckte sie den Lauf zwischen den Lamellen der Jalousie hindurch; darüber sorgte sie für einen Spalt für das Zielfernrohr. Sie stellte es ein, bis sie die Leute, die aus dem Terminal kamen, scharf im Fadenkreuz hatte. Einer von ihnen war ein junger Mann im schwarzen Anzug mit kurzgeschnittenem Haar. Er plapperte in sein Mobiltelefon. Amonite konnte die Härchen in seinen Ohren sehen.
Sie strich über den Abzug. Nur ein sachter Druck, und die Kugel würde aus dem Lauf fahren, direkt in den Kopf des Mannes. Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie liebte das Gefühl von Macht bei dem Gedanken, das Leben eines Menschen an der Fingerspitze zu haben. Sie lehnte das Gewehr an die Wand und sorgte dafür, dass ihr das Fenster nicht herabrutschen würde. Dabei achtete sie darauf, dass man sie nicht sah. Sie wartete fünf Minuten, um sicherzugehen, dass das offene Fenster nicht entdeckt worden war.
Zufrieden, nahm sie das Gewehr wieder auf und ging in Position. Nur noch wenige Minuten. Weitere Reisende strömten durch ihr Fadenkreuz, einige von ihnen dick, andere dünn. Einer wie der andere wirkten sie gestresst.
Amonite atmete tief durch. Sie brauchte absolute Ruhe in den Armen. Es wehte kein Wind draußen; sie brauchte ihren Schuss also nicht eigens zu berechnen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Jeden Augenblick würde es soweit sein.
Wie auf Stichwort erschien Cedric Belville in den Glastüren des Terminals. Draußen blieb er stehen und sah sich um. Ein kleiner, gewöhnlicher Typ: schlecht sitzende Tweedjacke, brauner Schopf, flache Nase, kleiner Aktenkoffer. Wie ein so unscheinbarer Typ es bei der SOCA derart weit hatte bringen können, ging ihr nicht ein.
Während er auf und ab ging, folgte sie Cedric mit dem Zielfernrohr. Wo nur dieser Kershner blieb? Zu gern hätte sie ihn noch wissen lassen, was seiner kleinen Schlampe passiert war.
Ihr Finger krümmte sich um den Abzug. Cedric holte ein Mobiltelefon heraus.
Ein dicker Tourist mit einer ganzen Reihe von Koffern trat ihr in den Weg.
Verzieh dich, Mann.
Der Tourist ging weiter. Cedric bot wieder ein klares Ziel. Amonite knirschte mit den Zähnen. Wartete ab. Sie wollte auch diesen Kershner erwischen. Er hatte ihr einmal zu oft einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Cedric ging hinüber auf den Parkplatz. Er steckte das Telefon weg und schien zu wissen, wo es hinging. Sie blickte über das Zielfernrohr hinaus, um ihn zwischen den Autos nicht zu verlieren.
Verdammt. Er hielt auf das Parkhaus zu. In einigen Sekunden wäre er nicht mehr zu sehen.
Sie nahm ihn wieder ins Visier. Dann drückte sie ab.
Kapitel 82
Flughafen Bogotá, Kolumbien
16. April 2011
»Ich geh ihn mal besser alleine abholen«, sagte Nathan zu Manuel, als sie auf dem überdachten Parkplatz des Flughafens aus dem Pickup-Truck stiegen.
Manuel schüttelte den Kopf. »Er ist ein wichtiger Mann. Ich sollte ihn als Vertreter der
Weitere Kostenlose Bücher