Schwarzer Koks (German Edition)
an seiner Reaktion zu weiden. Er schrak auf, trat ans Fenster, zog den Vorhang einen Spalt weit auf. Auf der anderen Straßenseite fuhr ein regennasser schwarzer Ford davon. Einen Tick zu langsam. Als er beschleunigte, erhaschte Nathan einen Blick auf den Fahrer.
Amonite.
Sie trug eine schwarze Lederjacke und kurz geschnittenes Haar. Sie blickte direkt zu ihm herauf. Ein Schub rasender Energie erfasste ihn. Er sprang die Treppe hinab und hinaus auf die Caledonian Road. Der Regen prasselte auf das Pflaster. Er griff nach der Waffe, aber Amonite war bereits ein gutes Stück weg. Er lief zu seinem Wagen, fummelte nach seinem Schlüssel, wischte sich eine Strähne nassen Haars aus den Augen. Er warf sich in den Fahrersitz. Er würde sie erwischen. Amonite. Dafür würde sie ihm bezahlen. Augenblicke später raste er hinter ihr her, Richtung King’s Cross. Er konnte von Glück reden, dass er niemanden überfuhr.
Amonite saß hinter einem Doppeldecker in der Busspur fest. Nathan kam rutschend zum Stehen, sprang heraus und stürzte auf Amonites Wagen zu. Seine Rechte griff nach der Pistole. Der Doppeldecker fuhr los. Ihr Wagen kroch ebenfalls vorwärts. Nathan war nur wenige Meter von ihr entfernt. Sie beschleunigte. Er sprintete hinter ihr her, krachte in eine junge Frau, die nach seiner Jacke griff, um nicht zu fallen. Als er sich endlich losgemacht hatte, war Amonite bereits zu schnell, um sie zu Fuß einzuholen.
Er raste wieder zurück zum Wagen. Die Fahrzeuge dahinter hupten wie wild. Drei schwarze Taxen fuhren auf der Busspur zwischen ihm und der nächsten Haltestelle. Nathan bereitete sich darauf vor, aus dem Wagen zu springen. Aber im selben Augenblick schoss Amonite aus der Busspur und nutzte die eine oder andere Lücke in den benachbarten Spuren.
Nathan trat aufs Gas. Er konnte sie unmöglich entwischen lassen. Ein roter Wagen zu seiner Rechten kam jäh zum Stehen. Lautes Hupen ertönte. Er fuhr um den Wagen herum. Amonite war gut zwanzig Meter vor ihm. Sie überfuhr eine rote Ampel und bog nach rechts ab. Den entgegenkommenden Fahrzeugen blieb nichts anderes übrig, als auszuweichen. Nathan steckte hinter einem grauen SUV, das an der Ampel stehengeblieben war.
Er fluchte, als er Amonite in einer Nebenstraße verschwinden sah.
Die Ampel schaltete auf Grün. Der allradgetriebene Wagen vor ihm fuhr los. Nathan schob sich daran vorbei und bog ebenfalls in die Seitenstraße ab.
Amonite war etwa achtzig Meter vor ihm.
Dann sechzig, fünfzig …
Sie bog rechts ab. Er folgte ihr.
Die Straße war leer. Er sah nichts als geparkte Fahrzeuge zu beiden Seiten und Fußgänger auf den Gehsteigen links und rechts. Er blickte die von der seinen abzweigenden Straßen hinauf und hinab. Amonite war verschwunden. Er fuhr weiter, bis er sich wieder in der Euston Road sah. Dort war der Verkehr wieder zum Stillstand gekommen. Bilder von Caitlin versuchten sich einzuschleichen. Er schüttelte sie aus dem Kopf.
Dann sah er den schwarzen Ford. Er saß ein Stück weiter vorne zwischen zwei Fahrzeugen fest.
Er sprang aus dem Wagen und drängte sich durch die Passanten. Er hatte Amonites Wagen eben wieder erreicht, als sie beschleunigte. Er zog die Waffe und feuerte durch das Seitenfenster. Amonite hatte ihn vermutlich im Spiegel kommen sehen, jedenfalls sprang sie im selben Augenblick jäh auf die Bremse, in dem er schoss. Die Scheibe zerbarst. Die Pistole mit beiden Händen umfasst, fuhr er herum.
Der Fahrersitz war leer.
Nathan lief um den schwarzen Wagen herum und sah gerade noch, dass Amonite im Zickzack durch die Reihen der Fahrzeuge lief, die jetzt wieder anfuhren. Er lief ihr nach in das große Backsteingebäude von St. Pancras International. Das Gebäude war praktisch verlassen, die Geschäfte hatten bereits geschlossen, nur einige Reisende standen vor dem Eurostar-Terminal. Amonite war ihm ein gutes Stück voraus. Sie sah über die Schulter.
Ihre Blicke trafen sich.
Für den Bruchteil einer Sekunde war er wieder in Ciudad Juárez, in dem geheimen unterirdischen Gefängnis, wo Amonite ihre Feinde gefoltert hatte. Er sah denselben dämonischen Blick in ihren Augen. Denselben kalten, berechnenden Ausdruck. Dieselbe Mordlust.
»Stehenbleiben oder ich schieße!«, rief Nathan und richtete die Waffe auf sie.
Amonite stürzte um eine Ecke. Nathan rannte ihr nach. Nach all den Monaten im Dschungel war er in bester Form. Auf einen Hinterhalt gefasst, drosselte er das Tempo, duckte sich und sprang um die Ecke.
Sie war
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