Schwarzer Kuss Der Nacht
überprüfte er es in ihrem Zimmer. Wie erwartet, fand sich auch dort das blassblaue Licht.
Von hier aus begab er sich in Jennas Zimmer. Darin fand er mehr von der violetten Energie – manche Flecken heller und stärker als andere. Das waren die frischeren Energiespuren, wahrscheinlich vom selben Tag.
Außerdem gab es noch andere Restenergien – zwei, um genau zu sein. Eine war Sarahs blassblaue, die neben dem Schrank schwebte. Die andere, ein tieforangefarbenes Licht, sandte seltsame, aber vertraute Schwingungen aus, die Nick nicht gleich wiedererkannte. Ja, der Hausmeister. Er war vor kurzem in diesem Zimmer gewesen.
Sarahs Muster schien hier dichter, als wäre dies der Ort, an dem sie sich zuletzt aufgehalten hatte. Nick konzentrierte sich darauf und folgte der Spur aus dem Zimmer. Andere bewegten sich durch den Raum, die das Muster störten und es Nick erschwerten, die Spur zu behalten. Doch er glaubte, dass sie zur Wohnungstür führte.
Auf der spirituellen Ebene existierten natürlich keine Barrieren wie Türen oder Schlösser, also bewegte er sich einfachweiter über den Hausflur. Das Energiemuster setzte sich bis zur nächsten Wohnung fort. Nick drang durch die Tür und war sofort von Mais Restenergie umgeben. Das musste ihre Wohnung sein, dachte er.
Auch Sarahs blaue Energie befand sich dort. Er folgte ihr in die Küche und einmal durch das Wohnzimmer. Die höchste Konzentration fand er neben dem Esstisch. Da war noch etwas anderes, doch er konnte nicht genau sagen, was es war. Noch merkwürdiger war, dass dieses neue Energiemuster lediglich an dieser einen Stelle erschien. Es führte keine Spur zu ihm hin oder von ihm weg. Eine Anomalie?
Nick bewegte sich zurück auf den Flur und verharrte dort. Sarahs Energiemuster draußen war älter als das in Mais Wohnung, was insofern verwunderlich war, als er angenommen hatte, dass die Spur eigentlich auf dem Flur am stärksten sein musste. Schließlich hatte Sarah zuletzt die Wohnung verlassen.
Er überprüfte weitere Stockwerke, den Fahrstuhl und die Eingangshalle. Nichts. Schließlich kehrte er in seinen Körper zurück. Als er die Augen öffnete, sahen Mai und Jenna ihn ernst an.
»Ich habe ihr Muster gefunden«, berichtete er ihnen. »Die stärksten Spuren beginnen im hinteren Schlafzimmer und führen zu der Wohnung nebenan – deine, schätze ich?«, fragte er Mai.
Sie nickte. »Sie stammen wohl von gestern Abend, als sie zu mir kam. Wir haben uns eine Weile unterhalten. Dann ging ich ins Schlafzimmer, um ihr ein paar Bücher herauszusuchen, und als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, war sie weg. Ich dachte, sie sei zurück in ihre Wohnung gegangen.« Sie senkte den Blick. »Ich hätte nach ihr sehen sollen.«
Nick spürte Mais Betroffenheit. »Du darfst dir keine Schuld geben. Welchen Grund hattest du denn, anzunehmen, dass sie nicht in ihre Wohnung zurückgegangen ist?« Er sah zu Jenna, die ihm in ihrer Verzweiflung richtig leidtat. »Ich habe ein Energiemuster gefunden, von dem ich denke, dass es zu dem Hausmeister gehört. War er mit Sarah in deinem Schlafzimmer?«
»Will?« Jenna blickte zu Mai. »Hast du nicht gesagt, Sarah hätte erzählt, dass er bei uns war, um den Schrank zu reparieren?«
»Ja«, antwortete Mai, »und sie wollte nicht mit ihm allein sein.«
»Wann war das?«, fragte Nick.
»Gegen sechs, glaube ich.«
Nick erzählte ihnen nicht, dass Sarahs Spur sich abrupt in Mais Wohnung verlor. Er war selbst nicht sicher, was das zu bedeuten hatte, und wollte die beiden nicht unnötig beunruhigen. Also stand er auf. »Wo wohnt dieser Will? Ich sollte mich einmal mit ihm unterhalten.«
Mai hielt hörbar die Luft an. »Denkst du, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat?« Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass der Gedanke, Will könnte eine Rolle bei Sarahs Verschwinden spielen, ihr sehr glaubhaft erschien.
»Ich weiß es nicht«, gestand Nick. »Im Moment will ich ihn nur fragen, worüber sie gesprochen haben. Vielleicht hat Sarah irgendetwas gesagt, das uns einen Hinweis gibt.«
Mit dem Kerl stimmte eindeutig etwas nicht, aber Nick wollte ihm deshalb nicht gleich eine Entführung unterstellen. Noch nicht.
Kapitel 8
Mehrere Stunden waren vergangen, seit Will in der Eingangshalle Mai und ihrem Freund über den Weg gelaufen war. Das hatte ihn reichlich wütend gemacht. Wie konnte der Kerl es wagen, ihm die Frau wegzuschnappen?
Ungefähr um sechs kam ein Anruf aus 10-B, dass die Toilette kaputt war, und Will
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