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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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kochte noch, als er eine Stunde später fertig war und in seine Wohnung zurückging, wo er die Tür hinter sich zuknallte.
    »Erscheine vor mir!«, brüllte er und stampfte auf den Spiegel zu. Er wartete auf den Nebel hinter dem Glas, der aber nicht kam.
    Verdammter Dschinn!
Was glaubte der denn, wer hier das Kommando hatte? Auf dem Esstisch stand eine schnörkelig dekorierte Holzkiste, die er jetzt zu sich zog und aufklappte.
    Darin lag sein Dolch auf einem blutroten Samtbett. Der Griff aus poliertem Onyx und die Silberklinge blinkten im Lampenlicht. Ja, das Ding war wirklich schön, was Will in seiner Wut jedoch nicht interessierte. Er nahm den Dolch und zog sich die Klinge über die vernarbte Handfläche.
    Zuerst merkte er den Schnitt gar nicht, und fasziniert beobachtete er, wie eine dünne rote Linie erschien. Binnen kürzester Zeit hatte sich eine kleine Blutpfütze in seiner Hand gebildet.
    Als es genug war, drückte er seine Hände zusammen,verschmierte das Blut zwischen ihnen und klatschte sie dann beide flach gegen den Spiegelrahmen. Schmerz schoss ihm die Arme hinauf, was seinen Zorn noch befeuerte.
    »Ich rufe Apep, den großen Zerstörer, und Set, Gott des Bösen, und Am-Heh, Verschlinger von Millionen! Ich gebe mein Blut als Opfer und bitte euch, mir den Segen zu gewähren. Ich rufe eure Mächte der Finsternis, dass sie meine Kraft sein mögen.« Er stierte in den Spiegel. »Dschinn, ich rufe dich!«
    Diesmal beschlug der Spiegel milchig, und aus dem weißlichen Nebel tauchte eine Gestalt auf. Sie kam näher, bis ihre Umrisse klarer konturiert waren. Will fand immer, dass der Dschinn eine verblüffende Ähnlichkeit mit Hellboy am Ende des Films hatte, als seine Hörner herausgewachsen waren und er nicht auf einer Zigarre kaute. Er war groß, und seine Hautfarbe erinnerte an Lava, was Will immer schon komisch fand. Soweit er wusste, konnte der Dschinn kein Feuer wirken, und seine Dimension hatte auch nichts mit den Höllenschlünden zu tun. Will dachte sich, dass der Dschinn wohl jede Gestalt annehmen konnte, die er wollte, und sich diese hier ausgesucht hatte, damit Will Schiss vor ihm kriegte. Was ziemlich gut klappte, auch wenn Will das nie zugegeben hätte.
    Das erste Mal, als Will den Dschinn gerufen hatte, war ein totales Versehen gewesen, an dem Abend nach der Beerdigung seines Großvaters. Will als einziger lebender Verwandter hatte alles geerbt. Viel war es nicht, bloß das alte Buch mit den Zaubersprüchen und der Dolch.
    Bei den Johnsons hatte es im Laufe der Generationen eine Menge Zauberer und Hexen gegeben, deren magische Talente mehr Show als echt gewesen waren. Will ging davon aus, dass es sich bei seinem Großvater nicht anders verhaltenhatte. An jenem Abend jedenfalls hatte er mit dem Dolch gespielt, sich einfach nur ein bisschen mit der Klinge über den Daumen gestrichen, und dabei in dem Zauberbuch des Alten geblättert. Ein Tropfen Blut, der falsche Versabschnitt, und das Portal war aufgegangen.
    »Was wünschst du, o weiser und mächtiger Oz?«, verhöhnte der Dschinn ihn jetzt.
    »Ich will wissen, wieso die Mieterin in 14-B nicht mir gehört? Ich hatte klipp und klar
gewünscht
, dass sie mich bemerken soll.«
    »Oh, sie hat dich bemerkt«, erwiderte der Dschinn ruhig.
    »Und wieso knutscht sie dann draußen mit ihrem Freund rum? Wenn sie mich bemerkt hat, darf sie sich gar nicht mehr für ihn interessieren!«
    »Sie
bemerkt
dich, und das jedes Mal, wenn du in der Nähe bist.« Der Dschinn grinste hämisch. »Ihr gefällt bloß nicht, was sie sieht.«
    »Das habe ich nicht gemeint, als ich den Wunsch geäußert habe, und das weißt du auch.«
    »Nun, dann müsstest du künftig etwas spezifischer werden«, entgegnete der Dschinn überheblich.
    Will knirschte mit den Zähnen. Der Dschinn brachte ihm nichts als Ärger. Es geschähe ihm recht, wenn Will ihn ins Nichts verbannen würde. Leider musste er dazu den richtigen Spruch kennen, und solange das nicht der Fall war, konnte er ebenso gut das Beste aus der Situation machen. »Okay, wie wär’s mit so spezifisch: Ich wünsche …«
    Das Telefonklingeln unterbrach seinen Wunsch. Er brummte einen leisen Fluch und nahm ab, wobei er aufpasste, dass er kein Blut auf den Hörer schmierte.
    »Will?«, meldete sich eine bekannte Frauenstimme. »Hier ist Mai – in 14-B.«
    Ihre Stimme kam einem Streicheln gleich. Er liebte es, sie reden zu hören. »Hallo, Mai. Was für eine hübsche Überraschung!« Er war froh, dass er ruhig und sexy

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