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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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hatte. »Wir sehen, was der Träumende sieht.«
    Er ging weiter, und Mai ließ sich von ihm führen. Unterdessen war sie damit beschäftigt, die anderen Träume zu betrachten.
    An einer Stelle blieb Nick stehen und neigte den Kopf, als würde er lauschen. Dann streckte er einen Arm aus und griff eine Handvoll Luft. Nun, zumindest dachte Mai, es wäre Luft. Sowie er seine Hand jedoch zurücknahm, sah es aus, als hätte er einen Lichtvorhang beiseitegezogen. Dahinter war es dunkel. Eine kalte Brise wehte ihnen aus der Finsternis entgegen und bescherte Mai eine Gänsehaut. Ihr wurde unheimlich, aber Nick strebte unbeirrt weiter. Mit Mai dicht hinter sich schritt er durch die Öffnung.
    Weit vor ihnen bemerkte Mai ein Licht. Es leuchtete wie ein Scheinwerfer auf eine einsame Gestalt, die mit angezogenen Knien und gesenktem Haupt dahockte. Mais Herz schlug schneller, weil sie glaubte, sie hätten Jenna gefunden, und sie eilte vorwärts. Nick hielt sie am Arm zurück, ehe sie zu dicht an die Gestalt heranlief. Als sie bei ihr waren, blickte der Kauernde auf, und erschrocken starrte Mai in das Gesicht eines Mannes. Dunkelrote Blutlinien rannen ihm von der Stirn über Augen, Wangen und Kinn. Sofort hatte Mai das beklemmende Gefühl, sie wüsste, wie es zu seinen Verletzungen gekommen war.
    »Warum?«, fragte er sie beide verzweifelt. »Warum?«
    Mai sah zu Nick, der den Kopf schüttelte. Ihr Schweigen schien den Mann erst recht aufzubringen. »Warum?«, wiederholte er wütend. Als sie immer noch nicht antworteten, kratzte er sich mit den Fingernägeln über das Gesicht, exaktentlang der andere Blutspuren. Er war sich offenbar gar nicht bewusst, was er tat.
    Nick nahm Mai an der Hand und führte sie weiter. »Ich denke, wir sind an dem Ort, wo die tief verstörten Geister leben. Komm mit, suchen wir weiter nach Jenna!«
    Sie setzten ihren Weg fort, bis sie von einem Schritt zum nächsten die Finsternis verließen und in jemandes Küche gelangten. Am Tresen lehnte ein junges Mädchen. Es hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und sah trotzig zu einem Mann und einer Frau mittleren Alters, die auf der anderen Seite des Frühstückstresens standen.
    »Was, bitte, hast du dir bei dem gestern Abend gedacht, junge Dame?«, fragte der Mann streng.
    »Ich war bloß mit Freundinnen unterwegs. Was ist denn daran so schlimm?«
    »Schlimm ist, dass du uns weder gesagt hast, wo du hinwolltest, noch, was du vorhattest.«
    »Ich bin achtzehn!«, erwiderte das Mädchen verärgert. »Ihr habt mir gar nichts mehr zu sagen!«
    »Solange du in diesem Haus lebst, Jenna, hältst du dich an unsere Regeln!«, entgegnete die Frau. »Und wir wollen nicht, dass du all diesen Unsinn weitermachst. Es ist höchste Zeit, dass du lernst, Verantwortung zu übernehmen – wenn schon nicht für dich, dann wenigstens für Sarah. Sie sieht zu dir auf. Ihretwegen musst du mit gutem Beispiel vorangehen.«
    Jenna?
Mai sah genauer hin und meinte eine jüngere Version der Jenna zu entdecken, die sie kannte. Sie hatten sie also gefunden, aber war das hier ein Traum? Mai schaute zu Nick, der einen Finger auf seine Lippen legte, damit sie still war.
    »Es ist kein Unsinn!«, schrie Jenna. »Das ist Magie. Undich weiß, was ich tue. Du bist ja bloß neidisch, weil du eine Null bist.«
    »Jenna, Liebes, wir behaupten nicht, dass Magie falsch ist, aber sie muss weise benutzt werden. Und bisher hast du uns nicht bewiesen, dass du sie richtig einsetzen kannst. Die arme Mrs. Howard denkt bis heute, ihr Hund sei ihr weggelaufen. Kannst du ihn jemals zurückholen?«
    Die junge Jenna ließ den Kopf hängen.
    »Eben! Verantwortungslos«, folgerte ihre Mutter.
    »Statt mit etwas herumzuspielen, von dem du keine Ahnung hast, solltest du lieber auf ein gutes College hinarbeiten«, fügte ihr Vater hinzu.
    Jenna stemmte ihre Arme in die Seiten. »Ich hab’s euch schon tausendmal gesagt: Ich brauche kein College, um zu wissen, was ich mit meinem Leben anfangen will. Ich bin eine Hexe! Und ich will nichts anderes sein.«
    Ihre Eltern wechselten verdrossene Blicke. »Jenna, du kannst nicht davon leben, eine Hexe zu sein. Du brauchst eine anständige Ausbildung, und die bekommst du nicht ohne College!« Mai entging nicht, dass der Vater Mühe hatte, seine Wut zu beherrschen.
    »Ihr seid neidisch, weil ich kann, was ihr nicht könnt!«, schrie Jenna.
    »Das ist albern«, entgegnete ihre Mutter. »Wir möchten nur das Beste für dich, und weil du offensichtlich nicht entscheiden

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