Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
Vom Netzwerk:
gleich wegzog. Als die Fahrstuhltüren aufglitten, gingen sie Hand in Hand zu Jennas Krankenzimmer.
    Sie schlief friedlich in ihrem Bett, eingerollt auf der Seite liegend, ungefähr so, wie sie Jenna im Traumreich zurückgelassen hatten.
    »Wir können morgen wiederkommen und nach ihr sehen«, flüsterte Nick.
    »Denkst du, sie wird wieder?«
    »Das weiß ich nicht.« Nach dem, was sie gesehen hatten, trug Jenna eine gewaltige Schuld auf ihren Schultern. Wie viel davon symbolisch und wie viel real gewesen war, konnte Nick nicht einmal erraten.
    Er wartete, während Mai noch eine Weile die schlafende Frau betrachtete. Im Moment konnten sie nichts mehr für Jenna tun. »Bereit?«
    Mai nickte, und sie gingen.
    Auf der Rückfahrt zu ihrer Wohnung war Mai ungewöhnlichstill, und Nick fürchtete, dass es ein Fehler gewesen war, sie in das Traumreich mitzunehmen.
    »Wie fühlst du dich?«, wollte er wissen, als sie in ihrer Wohnung waren.
    »Gut, danke. Es schien nur so … wirklich.«
    Er verstand, was sie meinte. »Das kann es manchmal, je nachdem, wessen Traum es ist und wie viele Details der Träumende in ihm aufnimmt.«
    »Ist es möglich, jemanden ins Traumreich mitzunehmen, ohne dass derjenige es weiß?«
    Nick überlegte. »Ich schätze schon, rein theoretisch jedenfalls.«
    »Könntest du das tun?«
    »Nein. Das würde mehr Kraft erfordern, als ich besitze.«
    »Und wer könnte es?«
    »Ein Keltokdämon vermutlich.«
    »Ein Keltokdämon?«
    »Ja, du weißt schon, der Traumkobold.« Nick fiel auf, dass Mai aschfahl wurde. »Mai, stimmt etwas nicht?«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe und schwieg längere Zeit.
    »Einer … Freundin von mir ist unlängst etwas passiert«, erzählte sie schließlich. »Sie kam nach Hause in ihre Wohnung und glaubte, sie wäre allein, aber das war sie nicht. Ein schwarzgekleideter Mann mit einer Skimaske tauchte auf, griff sie an und schlug sie fürchterlich zusammen. Aufgeplatzte Lippe, gebrochene Nase, zugeschwollene Augen. Sie dachte, er brächte sie um – was er vielleicht auch getan hätte, wäre nicht zufällig ein anderer Mann dazugekommen. Erst vermutete sie, er wäre einer ihrer Nachbarn, doch vielleicht wohnte er gar nicht dort. Na ja, also er hat den Maskierten vertrieben. Und als sie sich bei ihrem Retter bedanken wollte,war dieser ebenfalls weg. Sie wollte einen Krankenwagen rufen, wurde jedoch ohnmächtig, ehe sie es konnte.«
    Sie holte tief Luft. »Irgendwann kam sie wieder zu sich, und da war nichts mehr von ihren Verletzungen zu sehen. Das Blut war verschwunden, die Augen nicht mehr geschwollen und nirgends ein Bluterguss. Meine Freundin meinte, sie verlöre den Verstand, hätte sich alles bloß eingebildet. Und jetzt frage ich mich, ob da womöglich ein Traumkobold im Spiel war.«
    Nick war, als hätte jemand ihm einen Holzbalken auf den Kopf geknallt. Was Mai beschrieb, war exakt der Traum, den er gehabt hatte, als er verwundet gewesen war und seinen Körper verlassen hatte. Er war überzeugt gewesen, dass es sich um einen Traum handelte.
    Nein, das war er nicht, widersprach eine kleine Stimme in seinem Kopf. Die Frau, die er in seinen Träumen gesehen hatte, mit der er in seinen Träumen geschlafen hatte, war dieselbe, die er an jenem Tag gerettet hatte.
    Seine Geistverwandte.
    Ein Leben voller Glück, Erfüllung, nie endender Wonne, zum Greifen nah.
    Unweigerlich musste er an seinen Vater denken. Er hatte seine Geistverwandte in Nicks Mutter gefunden, was sie jedoch nicht davon abgehalten hatte, ihn zu verlassen.
    Nick konnte sogar verstehen, warum Geistverwandte nicht zusammenblieben. So spielte das Leben nun einmal. Mist geschah eben. Was er hingegen nicht hinnahm, waren die emotionalen Verwüstungen, die mit der Trennung und dem Wissen einhergingen, dass er bei keiner anderen Frau ein solches Glück finden konnte. Nein, wenn das die ewige Wonne sein sollte, verzichtete Nick dankend.
    Und dennoch hatte er es umsonst gemieden. Obwohl eralles getan hatte, um genau das nicht zu erleben, hatte er seine Geistverwandte gefunden, hatte sie in seinen Träumen sogar geliebt. Doch während er in seinen Träumen mit ihr zusammen war, war er es in der physischen Welt mit einer anderen. Und nicht mit irgendeiner, wie sich herausstellte, sondern mit der Freundin seiner Geistverwandten.
    Er fühlte sich entsetzlich, denn er hatte seine Geistverwandte betrogen, indem er mit ihrer Freundin schlief. Und ganz gleich, wie sehr Mai ihn bezauberte – er könnte nie wieder mit ihr ins

Weitere Kostenlose Bücher