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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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schaffen«, erklärte Dawes. »Nach dem Winter ist das immer dringend nötig.«
    »Für mich sieht das schon sehr ordentlich aus«, meinte Frieda.
    »Es ist ein ewiger Kampf. Sehen Sie dort drüben.« Er deutete auf den Nachbargarten. Dort standen ein paar alte Obstbäume und ein ungepflegter Rhododendron, umwuchert von hohem Gras und allerlei Gestrüpp. »Das Haus gehört der Stadt und wird als eine Art Sozialwohnung genutzt. Sie bringen dort immer mal wieder eine Familie unter, Iraker oder Somalier. Meist sind es recht nette Leute, die unter sich bleiben und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Aber sie wohnen dort nur ein paar Monate, dann ziehen sie weiter. Für einen solchen Garten braucht man Jahre. Hören Sie etwas?«
    Frieda lauschte.
    »Was meinen Sie?«
    »Kommen Sie mit.«
    Dawes ging den Pfad entlang, der vom Haus wegführte. Frieda hörte jetzt tatsächlich ein Geräusch, das sie aber nicht einordnen konnte. Es klang fast wie gedämpftes Gemurmel. Inzwischen waren sie am hinteren Ende des Gartens angelangt. Frieda trat neben Dawes und schaute über einen Zaun, der ihr vom Haus aus gar nicht aufgefallen war. Was sie auf der anderen Seite zu sehen bekam, überraschte sie derart, dass sie fast lachen musste: Jenseits des Zauns fiel das Gelände zu einer Art Rinne ab, in der parallel zum Gartenende ein kleiner Bach dahingurgelte. Auf der anderen Seite des Bachbetts verlief ein Pfad und dahinter die hohe Mauer, die sie vorhin schon bemerkt hatte. Sie wandte sich Dawes zu, der angesichts ihrer Überraschung lächelte.
    »Ich muss hier stets an die Kinder denken«, erklärte er. »Als sie klein waren, haben wir oft kleine Papierschiffchen gebaut, sie in den Bach gesetzt und dann zugesehen, wie sie davontrieben, und ich habe immer zu den Kindern gesagt, in drei Stunden würden die Schiffchen die Themse erreichen und anschließend, wenn die Gezeiten mitspielten, aufs Meer hinaussegeln.«
    »Wie heißt denn dieser Bach?«
    »Wissen Sie das denn nicht?«
    »Ich komme aus Nord-London. Die meisten unserer Zuflüsse wurden schon vor langer Zeit unter Straßen und Gebäuden begraben.«
    »Es ist der Wandle«, erklärte Dawes. »Das sagt Ihnen doch bestimmt was.«
    »Ja, der Name sagt mir was.«
    »Man braucht nur ein, zwei Kilometer bachaufwärts zu gehen, dann kommt man zu seiner Quelle. Von hier fließt er weiter in Richtung Themse, vorbei an alten Fabriken und Müllkippen und unter Straßen hindurch. Vor Jahren bin ich den Pfad mal ein ganzes Stück flussabwärts gegangen. Damals wurde das Wasser ziemlich schnell schaumig und gelb und fing zu stinken an. Hier oben bei uns ist noch alles in Ordnung. Aber das ist grundsätzlich das Problem, wenn man an einem Fluss wohnt, nicht? Du bist all denen ausgeliefert, die flussaufwärts leben. Was sie ihrem Fluss antun, das tun sie auch deinem Fluss an. Was die Leute weiter flussabwärts machen, spielt keine Rolle.«
    »Außer für die Leute, die noch weiter flussabwärts leben«, gab Frieda zu bedenken.
    »Das ist nicht mein Problem«, entgegnete Dawes und nahm einen Schluck von seinem Tee. »Mir hat die Vorstellung, an einem Fluss zu leben, immer gefallen. Man weiß nie, was im nächsten Moment vorübertreibt. Mir scheint, Ihnen gefällt das auch.«
    »Da haben Sie recht«, gab Frieda zu.
    »Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade nach verschollenen Mädchen suchen?«
    »Ich bin Psychotherapeutin.«
    »Haben Sie heute Ihren freien Tag?«
    »Gewissermaßen.« Sie traten den Rückweg durch den Garten an. »Und was arbeiten Sie?«, fragte Frieda.
    »Meine Arbeit ist das hier«, antwortete Dawes. »Ich kümmere mich um meinen Garten und renoviere das Haus. Ich arbeite gern mit den Händen, das tut mir gut.«
    »Was haben Sie früher gemacht?«
    »Das Gegenteil, das genaue Gegenteil. Ich habe als Vertreter für eine Firma gearbeitet, die Fotokopierer verkaufte, und mein Leben auf der Straße verbracht.« Mit einer Handbewegung bot er Frieda einen Platz auf einer schmiedeeisernen Bank an. Er selbst ließ sich neben ihr auf einem Stuhl nieder. »Wissen Sie, es gibt da so eine Redeweise, die ich nie verstanden habe. Wenn die Leute zum Ausdruck bringen wollen, dass etwas langweilig ist, dann sagen sie: Es ist, als würde man dem Gras beim Wachsen zusehen – oder der Farbe beim Trocknen. Genau das macht mir am meisten Spaß: meinem Gras beim Wachsen zuzusehen.«
    »Eigentlich bin ich ja hier«, erwiderte Frieda, »weil ich gern Ihre Tochter finden würde.«
    Ganz vorsichtig

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