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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Ich glaube, er hat gesagt, dass ich dir liebe Grüße ausrichten soll oder alles Liebe. Genau weiß ich es nicht mehr.«
    »Wie war sein Name?«
    »Den hat er mir nicht verraten, obwohl ich ihn danach gefragt habe. Er hat bloß gemeint, Namen seien nicht wichtig, und er habe mehrere Namen. Da sei gar nichts dabei. Man könne den Namen genauso leicht wechseln wie die Kleidung. Er hat mir vorgeschlagen, es doch selber mal auszuprobieren. Ich habe ihm gesagt, dass ich Jemima heißen möchte!« Sie stieß wieder ihr heiseres Lachen aus.
    Frieda aber schien es, als wäre die Luft um sie herum schlagartig abgekühlt. Sie setzte sich Olivia gegenüber an den Tisch und beugte sich zu ihr vor. Obwohl sie sich um einen ruhigen Ton bemühte, sprach aus ihrer Stimme eine große Dringlichkeit.
    »Wie hat dieser Mann ausgesehen, Olivia?«
    »Wie er ausgesehen hat? Puh, keine Ahnung. Ein Typ zum Angeben war er jedenfalls nicht.«
    »Ich meine das ernst«, sagte Frieda. »Beschreib ihn mir.«
    Olivia verdrehte die Augen wie ein trotziges Schulmädchen.
    »Graues Haar, sehr kurz geschnitten. Eher kräftig gebaut, würde ich sagen. Nicht allzu groß, aber auch nicht klein.«
    »Was für eine Farbe hatten seine Augen?«
    »Seine Augen? Du bist wirklich seltsam, Frieda. Die Augenfarbe weiß ich nicht mehr. Oder doch, braun. Ja, er hatte braune Augen. Ich habe nämlich zu ihm gesagt, dass seine Augen mich an einen Hund erinnern, den wir mal hatten, also müssen sie wohl braun gewesen sein.«
    »Hat er gesagt, was er beruflich macht?«
    »Nein, ich glaube nicht. Warum?«
    »Bist du sicher, dass er behauptet hat, mich zu kennen?«
    »Angeblich hat er dir erst kürzlich mal bei irgendwas geholfen. Er meinte, du würdest dich bestimmt erinnern.«
    Frieda schloss einen Moment die Augen. Sie sah wieder vor sich, wie die sterbende Mary Orton den Blick auf sie richtete. Sie sah ein Messer auf sich zukommen … und dann eine Gestalt, eine Figur im Schatten, die sie mehr spürte als erkannte – wie ein Flattern an den Rändern ihres Gesichtsfeldes. Jemand hatte sie gerettet.
    »Was hat er noch gesagt?«
    »Ich glaube, ich habe mehr geredet als er«, antwortete Olivia.
    »Erzähl mir alles, woran du dich erinnerst.«
    »Du machst mir ein bisschen Angst.«
    »Bitte!«
    »Er wusste, dass ich eine Tochter habe, die Chloë heißt, und dass sie zurzeit bei dir ist.«
    »Weiter.«
    »Nichts weiter. Ich bekomme von deinen Fragen schon Kopfschmerzen.«
    »Eine Terry oder Joanna oder Carrie hat er nicht erwähnt?«
    »Nein.«
    »Und du sollst mir sonst nichts von ihm ausrichten?«
    »Nur seine Grüße oder alles Liebe. Ach, doch, irgendwas mit Narzissen.«
    »Narzissen? Was für Narzissen?«
    »Ich glaube, er hat gesagt, er habe dir mal Narzissen geschenkt.«
    Ja. Dean hatte mal ein kleines Mädchen quer durch den Park zu ihr hinübergeschickt, mit einem Strauß Narzissen und einer aus sechs Worten bestehenden Nachricht. Diese sechs Worte trug Frieda seitdem mit sich herum: »Deine Zeit war noch nicht gekommen.«
    Sie stand auf.
    »Hast du ihn auch nur einen Moment allein gelassen?«
    »Nein! Oder doch, einmal musste ich aufs Klo, aber davon abgesehen … er hat nichts geklaut, falls du das meinst. Er war einfach nur nett zu mir.«
    »Wie viele Ersatzschlüssel hast du?«
    »Was? Das ist doch Schwachsinn! Außerdem, keine Ahnung. Ich habe einen, Chloë hat auch einen, und vermutlich liegen im Haus noch ein paar andere herum, aber ich habe keine Ahnung, wo.«
    »Hör zu, Olivia, ich werde dir Josef vorbeischicken. Er soll sämtliche Schlösser im Haus austauschen und auch deine Fenster anständig sichern.«
    »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?«
    »Ich hoffe es. Jedenfalls wird Josef gleich morgen früh vorbeikommen, also sieh zu, dass du zeitig aufstehst.«
    »Was ist überhaupt los?«
    »Nichts, hoffe ich. Eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Gehst du schon wieder?«
    »Ich treffe mich noch mit Sasha. Aber Olivia … lass bitte keine fremden Männer mehr ins Haus.«

36
    V or seiner Verabredung mit Sadie verbrachte Karlsson zwanzig Minuten mit Dora Lennox. Sie saßen zusammen in der Küche, während Louise in Wohnzimmer und Diele deutlich vernehmbar aufräumte. Karlsson fand, dass alles an Dora bleich wirkte: das schmale Gesicht, die blutleeren Lippen, die kleinen, zarten Hände, die ständig mit dem Salzstreuer herumspielten. Sie hatte etwas fast Ätherisches an sich. Durch ihre milchweiße Haut schimmerten blaue Adern.
    Karlsson kam sich richtig

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