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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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brutal vor, als er die Lumpenpuppe herauszog. Dora gab bei ihrem Anblick ein unterdrücktes Wimmern von sich.
    »Es tut mir leid, wenn ich dir damit Kummer bereite, Dora, aber wir haben diese Puppe in deinem Zimmer gefunden.«
    Dora starrte sie einen Moment an, wandte den Blick aber sofort wieder ab.
    »Gehört sie dir?«
    »Sie ist gruselig.«
    »Hast du das getan, Dora?«
    »Nein!«
    »Es macht nichts, wenn du es warst. Niemand wird dir deswegen böse sein. Ich muss nur wissen, ob du das selber warst.«
    »Ich wollte sie nur verstecken.«
    »Vor wem?«
    »Ich weiß nicht. Vor allen. Ich wollte sie auch nicht sehen.«
    »Du hast ein bisschen an ihr herumgeschnippelt, und dann wolltest du sie nicht mehr sehen?«, hakte Karlsson nach. »Das ist doch nicht schlimm.«
    »Nein, ich war das nicht! Sie gehört mir nicht. Erst wollte ich sie in die Mülltonne werfen, aber dann dachte ich, jemand könnte sie finden.«
    »Wenn sie nicht dir gehört, wem gehört sie dann?«
    »Das weiß ich nicht. Warum fragen Sie das?« Ihre Stimme überschlug sich hysterisch.
    »Hör zu, Dora. Du hast nichts falsch gemacht, aber ich muss wissen, wie diese Puppe in dein Zimmer gekommen ist, wenn sie nicht dir gehört.«
    »Ich habe sie gefunden«, flüsterte sie.
    »Wo hast du sie gefunden?«
    »An dem Tag war ich allein zu Hause, weil ich krank war. Ich hatte Fieber und musste nicht in die Schule. Mum hat mir versprochen, früher aus der Arbeit nach Hause zu kommen, und sie hat mir ein Sandwich neben mein Bett gelegt. Ich konnte nicht lesen, weil mein Kopf so wehtat, aber schlafen konnte ich auch nicht, deswegen lag ich nur so da und lauschte auf die Geräusche draußen auf der Straße. Da hat es plötzlich geklappert, und jemand hat etwas durch den Briefschlitz geworfen, aber ich dachte, es wäre Werbung oder so was. Als ich dann später aufs Klo musste und an der Treppe vorbeikam, habe ich die Puppe von oben bemerkt. Da bin ich runter und habe sie aufgehoben und gesehen …« Mit einem leichten Schaudern stockte sie und starrte Karlsson von unten herauf an.
    »Du sagst, jemand hat die Puppe durch den Briefschlitz geworfen?«
    »Ja.«
    »In diesem zerschnippelten Zustand?«
    »Ja. Sie hat mir Angst gemacht. Ich weiß nicht, warum, aber ich musste sie einfach verstecken.«
    »Und das ist tagsüber passiert, zu einer Zeit, in der normalerweise niemand zu Hause gewesen wäre?«
    »Ich hatte die Grippe«, sagte sie, als müsste sie sich rechtfertigen.
    Karlsson nickte. Ihm ging durch den Kopf, dass an jedem normalen Tag Ruth Lennox diejenige gewesen wäre, die die verstümmelte Puppe gefunden hätte. Eine Nachricht. Eine Warnung.
    Sadie trug dieses Mal weder Make-up noch Parfüm. Sie war ein wenig zu früh gekommen und hatte sich bereits einen Tomatensaft bestellt. Sie begrüßte Karlsson wie einen Arbeitskollegen. Als er sich zu ihr hinunterbeugte, um sie auf die Wange zu küssen, drehte sie den Kopf zur Seite, so dass er stattdessen ihr Ohr traf.
    »Besorg dir was zu trinken, wenn du magst. Dann können wir reden.«
    Nachdem er sich an der Theke ein Bier geholt hatte, nahm er ihr gegenüber Platz.
    »Ich weiß nicht, was es da noch zu sagen gibt«, begann er. »Ich habe mich benommen wie ein Idiot. Dabei mochte ich dich immer sehr gern, Sadie, und wollte dich nicht ausnutzen.«
    »Aber du hast es getan. Hätte ich gewusst, dass du nur auf einen schnellen Fick an deinem freien Abend aus warst, hätte ich dich nicht in meine Nähe gelassen.«
    »Es tut mir leid.« Sadie musterte ihn kühl. Fast gegen seinen Willen sprach er weiter, um wieder ein bisschen Milde in Sadies Gesicht zu zaubern, das gerade so hart und unnachgiebig wirkte. »Das Problem ist«, sagte er, »dass es mir zurzeit nicht so gut geht.«
    »Vielen von uns geht es nicht so gut.«
    »Ich weiß. Das soll keine Ausrede sein. Meine Kinder, Mikey und Bella … Du hast sie mal kennengelernt, als sie noch kleiner waren … Jedenfalls sind sie mit ihrer Mutter im Ausland.«
    »Im Ausland? Du meinst, in Urlaub?«
    »Nein. Sie hat diesen neuen Typen … Ich schätze, sie wird ihn heiraten, also ist er im Grunde der Stiefvater meiner Kinder, und er hat eine neue Stelle in Madrid, deswegen sind sie dorthin gezogen. Zu viert, als glückliche Familie.« Er hörte selbst, wie verbittert er klang, und hasste sich dafür. »Sie sind erst mal für zwei Jahre dort. Ich kann sie zwar hin und wieder sehen, aber es wird nicht mehr dasselbe sein. Natürlich ist es schon nicht mehr dasselbe, seit sie

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