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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Brauchbares liefert!«

43
    Y vette haderte mit sich. Sie spürte den mitfühlenden Blick, den Chris Munster ihr beim Verlassen des Raums zuwarf, doch damit machte er es nur noch schlimmer. Als er sie fragte, ob sie einen Kaffee wolle, fauchte sie ihn nur an. Genervt ließ sie sich auf ihren Schreibtischstuhl plumpsen.
    Zuerst rief sie bei der Firma in Shoreditch an, für die Zach arbeitete, doch die Frau, die ans Telefon ging, erklärte ihr, er sei an dem Tag nicht im Haus – er arbeite nicht Vollzeit und sei außerdem sowieso nicht der verlässlichste aller Mitarbeiter. Deshalb versuchte Yvette es auf seinem Handy, wurde aber sofort an die Mailbox weitergeleitet. Auch unter seiner Festnetznummer ging er nicht ran. Yvette ließ es ewig läuten. Schließlich schlüpfte sie seufzend in ihre Jacke.
    Auf dem Weg nach draußen lief sie erneut Munster über den Weg.
    »Wohin bist du unterwegs?«, fragte sie.
    »Zu Samantha Kemp. Du?«
    »Zu diesem gottverdammten Zach Greene.«
    »Möchtest du, dass ich …?«
    »Nein, möchte ich nicht.«
    Samantha Kemp arbeitete gerade für eine Firma, die Digitalkameras vertrieb. Die Geschäftsräume lagen nur einen Katzensprung vom Marble Arch entfernt. Man führte Munster in einen kleinen Besucherraum im ersten Stock, mit Blick auf einen Sari-Laden.
    Als sie den Raum betrat, stellte Munster überrascht fest, wie jung sie aussah. Paul Kerrigan war ein stämmiger, bereits ergrauender Mann mittleren Alters, aber Samantha Kemp schätzte er höchstens auf Ende zwanzig. Sie trug eine schicke, faltenfrei gebügelte weiße Bluse und einen schwarzen Rock. An ihrer Strumpfhose entdeckte er eine Laufmasche, die vom Fußknöchel bis zu ihrem wohlgeformten Knie verlief. Sein Blick wanderte hinauf zu ihrem runden, blassen Gesicht, das von feinem, silberblondem Haar umrahmt wurde.
    »Danke, dass Sie sich Zeit nehmen. Ich werde Sie nicht lange aufhalten.«
    »Worum geht es?«
    Munster registrierte, dass sie nervös war. Immer wieder strich sie über ihren Rock.
    »Stimmt es, dass Sie Paul Kerrigan kennen?«
    »Ja. Ich arbeite hin und wieder für seine Firma. Warum?« Ihre helle Haut lief rot an. Selbst als die Röte wieder nachließ, blieben auf ihren Wangen ein paar hektische Flecken zurück. »Worum geht es?«, fragte sie noch einmal.
    »Können Sie sich daran erinnern, was Sie am Mittwoch, dem sechsten April, gemacht haben?« Sie gab ihm keine Antwort. »Miss Kemp?«
    »Ich habe Sie schon verstanden. Ich weiß nur nicht, worauf Sie hinauswollen. Warum sollte ich Ihnen etwas über mein Privatleben erzählen?«
    »Mister Kerrigan sagt, Sie seien am Nachmittag und Abend des sechsten April mit ihm zusammen gewesen.«
    »Mit ihm?«
    »Ja.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Er mag ja verheiratet sein, aber das ist sein Problem, nicht meines.«
    »Sprechen wir über den Mittwoch, den sechsten April.«
    »Er ist nicht glücklich, müssen Sie wissen.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Er ist wirklich nicht glücklich.« Zu seinem Entsetzen stellte Munster fest, dass sie aussah, als würde sie gleich zu weinen anfangen: In ihren graublauen Augen standen Tränen. »Von mir bekommt er Trost. Ich lasse mir deswegen kein schlechtes Gewissen einreden.«
    »Mich interessiert nur eines: Haben Sie ihn auch am Mittwoch, dem sechsten April, getröstet?«
    »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »Führen Sie einen Terminkalender?«
    »Ja«, antwortete sie, »ja, ich war an dem Mittwoch mit ihm zusammen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Es war der Tag nach meinem Geburtstag. Er hatte eine Flasche Champagner für mich besorgt.«
    »Um welche Zeit haben Sie sich getroffen?«
    »Er kam schon am Nachmittag, gegen vier. Wir haben ein bisschen Champagner getrunken, und dann …« Sie wurde wieder feuerrot. »Zwischen sieben und acht ist er wieder gegangen. Er hat gesagt, er müsse zum Abendessen nach Hause.«
    »Gibt es jemanden, der das bestätigen kann?«
    »Meine Mitbewohnerin, Lynn. Sie ist gegen sechs nach Hause gekommen und hat auch ein bisschen was von dem Champagner getrunken. Ich nehme an, Sie brauchen ihren Nachnamen und ihre Telefonnummer.«
    »Ja, bitte.«
    »Weiß sie über uns Bescheid? Ich meine, seine Frau? Steckt er in Schwierigkeiten?«
    Munster sah sie an. Sie wusste doch bestimmt von Ruth Lennox. Aber da er es nicht mit Sicherheit sagen konnte, wollte er auf keinen Fall derjenige sein, der ihr die Neuigkeit mitteilte. Sollte Paul Kerrigan seine Drecksarbeit doch alleine machen.
    Zach Greene

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