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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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paarmal getroffen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. Manche Dinge gehören einfach nicht zu unserer Ausbildung. Wahrscheinlich könnte ich einen von unseren Polizeipsychologen fragen.« Bei der Vorstellung zog sie skeptisch die Nase kraus. »Dieser Vollidiot Hal Bradshaw würde ihr bestimmt liebend gern erklären, was sie fühlt und warum. Aber ich … tja, ich dachte wohl irgendwie, Sie könnten ihr helfen.«
    »Um der guten alten Zeiten willen?«, fragte Frieda ironisch.
    »Das heißt also, Sie machen es nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Na schön. Ich werde nicht zu dir rüberfliegen und an deine Tür hämmern. Ich habe beschlossen, dir zu vertrauen. Aber du machst es mir sehr schwer, Frieda. Sandy

44
    A uf Jim Fearbys Liste standen inzwischen weitere Namen. An diesem Vormittag suchte er die Familie von Philippa Lewis auf. Sie lebte in einem kleinen Ort, der nur ein paar Kilometer südlich von Oxford lag, in einer neuen Wohnsiedlung. Eine Frau mittleren Alters – vermutlich Philippas Mutter Sue – knallte ihm die Tür vor der Nase zu, als er ihr seinen Namen und Beruf nannte. Er hatte im Lokalblatt einen Artikel über den Fall entdeckt, die übliche Geschichte von einem Mädchen, das eines Tages länger in der Schule zu tun hatte und dann zu Fuß nach Hause aufbrach, dort aber nie ankam. Obwohl die Zeitung nur ein ziemlich unscharfes Foto von ihr abgedruckt hatte, war sie ihm wie eine potenzielle Kandidatin erschienen. Er versah ihren Namen mit einem Häkchen, gefolgt von einem Fragezeichen.
    Als Nächstes fuhr er in Richtung Warwick. Die Mutter von Cathy Birkin bewirtete ihn mit Tee und Kuchen. Schon vor dem ersten Bissen wusste er, dass er es diesmal mit einem Namen zu tun hatte, den er von der Liste streichen konnte. Das Mädchen war vorher bereits zweimal von zu Hause ausgerissen. Der Kuchen schmeckte trotzdem sehr gut: Ingwer, mit einem Hauch von Schärfe. Fearby fiel allmählich ein zweites Muster auf. Die Mütter der Ausreißerinnen waren diejenigen, die ihn einluden und ihm Tee und Kuchen anboten. Er konnte sich die Häuser und die Mädchen fast schon anhand der Kuchensorten merken, die ihm jeweils vorgesetzt worden waren. Oben in der Nähe von Crewe, bei Claire Boyle, hatte er Karottenkuchen bekommen. In High Wycombe, bei Maria Horsley: Schokoladenkuchen. Versuchten diese Leute immer noch zu beweisen, dass sie ihr Bestes gegeben hatten und keine schlechten Eltern waren? Der Ingwerkuchen schmeckte ein bisschen trocken und blieb am Gaumen kleben. Er musste ihn mit seinem allmählich kalt werdenden Tee hinunterspülen. Während er kaute, meldete sich sein eigenes schlechtes Gewissen. Er schob den Besuch nun schon so lange vor sich her. Dieses Mal musste er sowieso in die Richtung, es war nur ein kleiner Umweg.
    Fast hoffte er, George Conley nicht anzutreffen, doch er war zu Hause. Der kleine Block, in den er gezogen war, sah recht ordentlich aus. Als Conley ihm öffnete, zeigte er wie schon zuvor kaum ein Zeichen des Erkennens. Bei allen Gesprächen, die sie beide im Lauf der Jahre geführt hatten, war Conley seinem Blick immer ein wenig ausgewichen, weil er sich bei direktem Augenkontakt nicht wohlzufühlen schien. Sogar dann, wenn er selbst das Wort führte, war es, als spräche er mit jemandem knapp neben oder hinter Fearby.
    Beim Betreten der Wohnung schlug Fearby ein Schwall Wärme und Mief entgegen, wobei beides irgendwie eine Einheit zu bilden schien. Der Geruch ließ sich nicht so richtig identifizieren, Fearby wollte das auch gar nicht. Auf jeden Fall spielten Schweiß und Feuchtigkeit dabei eine Rolle. Fearby musste plötzlich an den Geruch denken, der im Sommer immer hinter den Müllwagen herwehte.
    Er selbst lebte auch schon seit Jahren allein und wusste, wie es war, wenn Arbeitsflächen nie gründlich abgewischt wurden, das benutzte Geschirr sich immer höher stapelte, Essen schlecht wurde, weil man vergessen hatte, es zurück in den Kühlschrank zu stellen, und überall auf dem Boden Klamotten herumlagen. Das hier aber war eine andere Dimension. In dem dunklen, überheizten Wohnzimmer musste er sich einen Weg durch schmutzige Teller und Gläser bahnen. Er sah geöffnete Konservendosen, noch halb mit Dingen gefüllt, die er nicht mehr erkennen konnte, weil eine dicke Schicht weißen und grünen Schimmels sie bedeckte. Fast alles – Teller, Gläser, Dosen – war voller Zigarettenstummel. Fearby fragte sich, ob es Leute gab, die er anrufen konnte. Saß in irgendeinem

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