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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Kerzenständer und kleine Hunde für den Kaminsims. Den Stand gab es nicht mehr, aber eine Frau, die ebenfalls dort gearbeitet hatte, verkaufte inzwischen am anderen Ende des Marktes – auf der Kanalseite – heiße Suppe. Sie kannte Billy zwar nicht persönlich, wusste jedoch, wo der Mann wohnte. Ihr zufolge war er nachts meistens unterwegs und schlief dann tagsüber. Als Riley schließlich vor der Wohnung in Summertown stand, musste er mehrmals laut klopfen – mit der Faust, denn der Türklopfer war abgerissen und die Klingel schien nicht zu funktionieren –, bis eine Frau erschien und dann auf seine Bitte hin ihren Mann weckte. Der hatte Billy ebenfalls schon seit Wochen nicht mehr gesehen, berichtete aber, dass er oft in einem Café an der Hauptstraße oder im benachbarten Pub anzutreffen sei, wenn er Geld hatte.
    In dem Café schien ihn niemand zu kennen, doch als Riley im Pub nebenan der blassen jungen Frau hinter dem Tresen seinen Ausweis zeigte, deutete sie auf zwei Männer, die an einem Tisch saßen und Bier tranken. Ja, antworteten sie auf Rileys Frage hin, Billy Hunt sei ein Bekannter von ihnen. Ja, meinte einer der beiden, er habe ihn heute schon gesehen. Worüber sie gesprochen hätten? Nichts Besonderes, eigentlich hätten sie nur Hallo gesagt. Wo Billy dann hin sei? In die andere Kneipe, die Grufti-Kneipe in der Kentish Road. Die mit den Totenköpfen.
    Riley ging die Camden High Street entlang, in Richtung U-Bahn-Station Camden Town, wo Munster mit dem Wagen auf ihn wartete.
    »Wie lautet der Plan?«, wollte Riley wissen, nachdem er eingestiegen war.
    »Der Plan? Welcher Plan?«, meinte Munster. »Wir stöbern ihn auf und reden mit ihm.«
    »Sollen wir ihn verhaften?«
    »Erst mal reden wir mit ihm.«
    Munster parkte ein paar Meter vor dem Pub. Sein Blick wanderte die Fassade hinauf. Angewidert schüttelte er den Kopf.
    »Als Junge stand ich total auf Heavy Metal«, bemerkte Riley. »Damals wäre ich voll auf diese Kneipe abgefahren.«
    »Als Junge?«, wiederholte Munster entgeistert. »Aha. Na, dann wollen wir mal. Wissen wir, wie der Kerl aussieht?«
    Draußen vor dem Pub saßen zwei junge Frauen an einem Tisch, beide von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gehüllt, beide mit kahl geschorenem Schädel und etlichen Piercings.
    »Also, von denen ist schon mal keine Billy Hunt«, stellte Riley grinsend fest, »es sei denn, Billy ist ein Mädchenname.«
    An dem anderen Tisch saß ein einzelner Mann vor einem bereits zur Hälfte geleerten Bierglas, eine Zigarette im Mundwinkel. Er war dünn und blass, hatte dunkles Haar, das ihm in alle Richtungen abstand, und trug eine zerknitterte graue Jacke über einer schwarzen Jeans.
    »Das könnte er sein«, mutmaßte Munster.
    Sie stiegen aus und steuerten auf den Mann zu. Er bemerkte sie erst, als sie nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt waren.
    »Wir sind auf der Suche nach William Hunt«, erklärte Munster.
    »William nennt mich bloß meine Mum«, antwortete der Mann, »und das auch nur, wenn sie wütend auf mich ist.«
    Die beiden Detectives ließen sich am Tisch nieder.
    »Dann eben Billy«, sagte Munster. »Wir haben mit einem Mann namens Jeremy Burgess gesprochen. Er betreibt hier ganz in der Nähe einen Laden, nur ein Stück die Straße entlang.«
    Hunt drückte seine Zigarette auf der Tischplatte aus, zog sofort eine neue aus seinem Päckchen und zündete sie sich mit fast fiebriger Konzentration an.
    »Den kenne ich nicht«, meinte er schließlich.
    »William«, antwortete Munster, »gleich werde ich wütend auf Sie.« Er zog ein zusammengelegtes Blatt Papier aus der Tasche und faltete es auf dem Tisch auseinander. »Hier, laut Aussage von Burgess sind Sie mit Silberbesteck bei ihm aufgetaucht, und er hat es Ihnen abgekauft.«
    Hunt griff nach dem Blatt, um einen Blick darauf zu werfen. Munster registrierte, dass bei dem Mann sogar die Hände schmal, langgliedrig und blass waren und dass er schmutzige, fleckige Nägel hatte, obwohl sie bis aufs Fleisch abgekaut waren.
    »Keine Ahnung«, murmelte Hunt schließlich.
    »Was soll das heißen, keine Ahnung? Kommen Sie mit dem ganzen georgianischen Silber allmählich ein bisschen durcheinander?«
    »Laden Sie mich auf ein Bier ein?«
    »Nein, ich lade Sie nicht auf ein Bier ein. Was glauben Sie eigentlich, was wir hier machen?«
    »Wenn Sie Informationen brauchen, dann sollte dabei eigentlich etwas für mich rausspringen.«
    Munsters Blick wanderte zu Riley und dann wieder zurück zu Hunt. Riley

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