Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
nun lass uns endlich essen gehen.«
    »Vorher muss ich noch ein paar Sachen überprüfen.«
    »Nein, musst du nicht.«
    Frieda zog die protestierende Olivia in die Diele, nötigte sie in ihren Mantel und bugsierte sie dann zur Tür hinaus. Während sie die Haustreppe hinuntergingen, blickte Olivia sich besorgt um.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich gerade genau die Sorte Leute in mein Haus rein lasse, die man normalerweise draußen zu halten versucht.«
    »Nein«, sagte Olivia zum Kellner, »ich brauche ihn nicht zu probieren. Schenken Sie einfach so viel wie möglich ein. Danke, und lassen Sie die Flasche da.« Sie griff nach dem Glas. »Prost!« Nachdem sie einen großen Schluck genommen hatte, seufzte sie: »Lieber Himmel, das habe ich jetzt gebraucht! Hast du gesehen, wie sie sich zur Begrüßung alle umarmt haben, als wären sie gerade erst von einer Weltreise zurückgekommen? Und kaum sind sie mit dem Umarmen und dem dazugehörigen Gekreische fertig, kleben sie schon wieder an ihren Handys. Obwohl sie sich auf einer Party befinden, müssen sie sofort mit den Leuten reden, die nicht auf der Party oder gerade auf dem Weg zu der Party sind. Oder vielleicht versuchen sie auch in Erfahrung zu bringen, ob irgendwo eine bessere Party läuft.« Sie trank einen weiteren Schluck. »Wahrscheinlich senden sie einen allgemeinen Aufruf an die gesamte Jugend von Nord-London, sich auf den Weg zu machen und das Haus zu verwüsten.« Sie warf Frieda einen Blick zu. »An dieser Stelle solltest du eigentlich sagen: Nein, nein, keine Sorge, es passiert schon nichts.«
    »Es passiert schon nichts«, sagte Frieda.
    Olivia winkte dem Kellner.
    »Wie wär’s, wenn wir viele kleine Gerichte bestellen? Dann können wir durchprobieren.«
    »Ich überlasse die Auswahl ganz dir.«
    Olivia bestellte genug für drei bis vier gute Esser und dazu gleich eine zweite Flasche Wein.
    »Im Grunde bin ich bloß eine erbärmliche Heuchlerin«, erklärte Olivia, nachdem der Kellner wieder gegangen war. »Meine eigentliche Sorge wegen der Party ist, dass Chloë auch nur die Hälfte von dem machen könnte, was ich getrieben habe, als ich so alt war wie sie. Nein, jünger als sie. Sie ist immerhin schon siebzehn. Wenn ich an die Feten denke, die wir mit vierzehn, fünfzehn gefeiert haben … Genau genommen war vieles davon illegal. Die Leute hätten dafür ins Gefängnis wandern können. Bestimmt war es bei dir nicht anders. David hat mir ein, zwei Sachen verraten.«
    Friedas Blick wurde starr. Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein, sagte aber nichts.
    »Wenn ich daran denke, was ich damals alles angestellt habe«, fuhr Olivia fort, »aber wenigstens hat mich dabei keiner mit dem Handy gefilmt und das Ganze anschließend ins Internet gestellt. Das ist der Unterschied. Als wir Teenager waren, konnte man über die Stränge schlagen, und hinterher war es vorbei und vergessen. Heutzutage werden sie gefilmt und bekommen die Aufnahmen dann per Telefon zugeschickt oder finden sie auf Facebook wieder. Den jungen Leuten ist nicht klar, dass ihnen dadurch alles ewig nachhängt. Bei uns war das nicht so.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Frieda. »Manche haben Verletzungen davongetragen. Oder wurden schwanger.«
    »Letzteres konnte mir nicht passieren«, antwortete Olivia. »Meine Mutter hat quasi dafür gesorgt, dass ich die Pille nahm, sobald ich laufen konnte. Was nicht heißen soll, dass ich damals eine von den ganz Wilden war. Ich meine damit nur … wenn ich mir ein paar von den Entscheidungen ansehe, die ich in jungen Jahren getroffen habe, würde ich mir einfach wünschen, dass Chloë es besser macht.« Sie schenkte ihr Glas wieder voll. Frieda hielt die Hand über das ihre. »Aber ich glaube«, fuhr Olivia fort, »in mancherlei Hinsicht ist Chloë sowieso reifer als ich in ihrem Alter. Ich weiß genau, was du jetzt gleich sagen wirst.«
    Sie legte eine Pause ein.
    »Was werde ich denn sagen?«, fragte Frieda.
    »Dass ich eine richtige Katastrophe gewesen sein muss, wenn ich noch unreifer war als Chloë.«
    »Das wollte ich gar nicht sagen.«
    »Sondern?«
    »Dass ich gut finde, was du vorher über deine Tochter gesagt hast.«
    »Wir werden sehen«, schnaubte Olivia. »In der Zwischenzeit haben sie das Haus wahrscheinlich schon in sämtliche Einzelteile zerlegt.«
    »Ich bin mir sicher, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst.«
    »Allmählich frage ich mich, auf welchen Partys du warst«, meinte Olivia. »Ich war mal auf einer, da ging es

Weitere Kostenlose Bücher