Schwarzer Mittwoch
war es auch eine Therapie.«
Frieda starrte sie verblüfft an.
»Für Josef?«
»Ich weiß, dass du vor Ort warst, als Mary Orton starb. Mir ist klar, wie schrecklich das für dich war. Aber Josef hat sie auch gekannt. Er hat sich um sie gekümmert und ihr Haus auf Vordermann gebracht. Umgekehrt hat sie sich aber auch um ihn gekümmert, ihren ukrainischen Sohn, der netter zu ihr war als ihre englischen Söhne.«
»Das stimmt«, gab Frieda ihr recht.
»Was ihr und dir passiert ist, hat ihn schwer getroffen. Ich habe das Gefühl, wenn ihm etwas Schlimmes widerfährt, spricht er nicht darüber. Stattdessen betrinkt er sich oder tut etwas für jemand anderen.«
»Schon möglich«, antwortete Frieda. »Ich wünschte nur, seine Therapie würde nicht so viel Chaos verursachen, von dem Lärm ganz zu schweigen.«
»Und nun schreiben die Zeitungen schon wieder über dich. Hängt es dir nicht zum Hals heraus, dass sie dauernd auf dir herumhacken?«
»Im Moment macht mir eher etwas anderes Sorgen«, entgegnete Frieda. »Mir war das bisher auch nicht bekannt, aber es gibt da etwas, das du wissen solltest.«
»Was meinst du damit?«
»Im Zusammenhang mit dieser Studie wurden vier Psychotherapeuten ins Visier genommen. Zum einen natürlich ich, außerdem Reuben und eine Kollegin namens Geraldine Fliess, die vermutlich ausgewählt wurde, weil sie über extreme geistige Störungen geschrieben hat. Der Vierte im Bunde ist James Rundell.«
Eine Weile sagte keine der beiden Frauen etwas, aber das war auch nicht nötig.
»Der uns zusammengebracht hat, schätze ich«, brach Sasha schließlich das Schweigen.
»Und dem es zu verdanken ist, dass ich verhaftet wurde.«
Rundell war Sashas Therapeut gewesen. Trotzdem hatte er mit ihr geschlafen, während sie seine Patientin war. Als Frieda das später herausfand, konfrontierte sie ihn nicht nur mit dieser Tatsache, sondern griff ihn in einem Restaurant sogar tätlich an, woraufhin sie in einer Arrestzelle landete, aus der Karlsson sie wieder befreite.
»Werde ich in dem Artikel erwähnt?«, fragte Sasha. »Entschuldige«, fügte sie sofort hinzu. »Ich weiß, das hat sich jetzt selbstsüchtig angehört. So war es nicht gemeint.«
»Soweit ich sehe«, antwortete Frieda, »wirst du nicht erwähnt.«
»Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen. Es geht mir besser. Das alles gehört der Vergangenheit an, es hat keine Macht mehr über mich.«
»Da bin ich aber froh.«
»Ehrlich gesagt …«, als Sasha zögerte, sah Frieda sie fragend an, »… wollte ich es dir schon die ganze Zeit erzählen, aber irgendwie hat es nie gepasst. Ich habe jemanden kennengelernt.«
»Wirklich? Wen?«
»Sein Name ist Frank Manning.« Ein weicher, verträumter Ausdruck trat in Sashas Gesicht.
»Du musst mir mehr erzählen! Was macht er?«
»Er ist Anwalt – Strafverteidiger. Ich habe ihn erst vor ein paar Wochen kennengelernt. Es ging alles so schnell.«
»Und ist er …« Frieda zögerte. Sie wollte wissen, ob Frank solo und frei war oder – wie in etlichen von Sashas früheren Beziehungen – mit Komplikationen behaftet. Sie sorgte sich um ihre schöne junge Freundin.
»Du möchtest wissen, ob er verheiratet ist? Nein. Er ist geschieden und hat einen kleinen Sohn. Schau mich nicht so an, Frieda! Ich vertraue ihm. Wenn du ihn kennen würdest, wüsstest du, was ich meine. Er ist ein anständiger Mann.«
»Dann will ich ihn möglichst bald kennenlernen.« Frieda griff nach Sashas Hand und drückte sie. »Ich freu mich sehr für dich. Eigentlich hätte ich es wissen müssen – du strahlst so.«
»Ich bin einfach glücklich. Wenn ich morgens aufwache, fühle ich mich so lebendig! Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr. Ich hatte fast vergessen, wie schön das ist.«
»Und er empfindet genauso.«
»Ja, da bin ich mir ganz sicher.«
»Du musst ihn mir so schnell wie möglich vorstellen, damit ich herausfinden kann, ob er wirklich gut genug ist für dich.«
»Das lässt sich machen. Aber Frieda … dass ihr alle in dem Artikel auftaucht, du, Reuben und Rundell – ist das bloß Zufall?«
Frieda überlegte einen Moment, bevor sie antwortete.
»Die Studie wurde von einem Psychologen namens Hal Bradshaw durchgeführt. Er arbeitet mit der Polizei zusammen. Wir waren beide mit dem Fall befasst, der mich beinahe das Leben gekostet hätte.«
»Ihr habt euch nicht verstanden?«
»Wir waren in etlichen Punkten unterschiedlicher Meinung.«
»Stört es dich, wenn ich mal einen Blick
Weitere Kostenlose Bücher