Schwarzer Mittwoch
doch trotz allem, was zwischen uns war, fällt es dir immer noch schwer, dich mir anzuvertrauen, stimmt’s? Warum? Hast du Angst davor, dich dadurch gebunden zu fühlen – als hätte ich dann zu viel Einfluss auf dich? Ich glaube, du empfindest es als eine Art moralische Verpflichtung, alles mit dir selbst auszumachen. Oder vielleicht traust du anderen einfach nicht zu, dass sie dir helfen könnten. Ich schätze mal, ich versuche dir gerade zu sagen, dass du mir vertrauen solltest … und auch kannst … vertrau mir, Sandy xxx
17
D as Sir Philip Sidney war ein Pub an einer belebten Straße. Zwischen einer Tankstelle und einem Möbelgeschäft machte es einen verlorenen, verlassenen Eindruck. Als Fearby den Gastraum betrat, sah er auf den ersten Blick, welcher von den Gästen ihn angerufen hatte, und im selben Moment war ihm klar, dass es sich um einen Polizisten oder Expolizisten handelte. Grauer Anzug, weißes Hemd, gestreifte Krawatte, schwarze Schuhe, leicht übergewichtig. Fearby ließ sich neben ihm nieder.
»Möchten Sie was trinken?«, fragte er.
»Ich wollte gerade gehen.«
»Wie heißen Sie?«
»Das braucht Sie nicht zu interessieren«, antwortete der Mann, »weil wir uns nämlich nie wieder sehen werden. Wissen Sie, dass wir alle ganz schön die Schnauze voll hatten von Ihnen? Bei der Polizei, meine ich.«
»Bei meiner Zeitung hatten sie auch die Schnauze voll von mir.«
»Dann sind Sie jetzt bestimmt sehr zufrieden mit sich.«
»Haben Sie mich hier antraben lassen, nur um mir das zu sagen?«
»Sind Sie mit der Geschichte fertig?«
»Keine Ahnung«, meinte Fearby. »Conley hat Hazel Barton nicht getötet, was bedeutet, dass es ein anderer war.«
»Die Polizei verfolgt im Moment keine anderen Spuren, wie Sie ja wissen.«
»Ja«, antwortete Fearby. »Und?«
»Ich habe mich gefragt, ob Sie noch irgendwelche Optionen haben – irgendwelche Anhaltspunkte für weitere Nachforschungen.«
»Anhaltspunkte für weitere Nachforschungen?«, wiederholte Fearby. »Soll das ein Witz sein? Ich habe einen ganzen Raum voller Akten.«
»Irgendwann saß ich mal in einer Kneipe vor einem Bierchen«, fuhr der Mann in beiläufigem Ton fort, »und da erzählte mir jemand, an dem Tag, als Hazel Barton ermordet wurde, sei morgens nur ein paar Kilometer entfernt, in Cottingham, ein anderes Mädchen belästigt worden. Aber sie sei davongekommen. Das ist alles. Ich weiß es nur vom Hörensagen.«
»Wurde die Verteidigung darüber nicht informiert?«
»Man hielt es nicht für relevant. Es passte nicht ins Bild. So lief das damals.«
»Warum erzählen Sie mir das jetzt?«
»Ich wollte nur wissen, ob es Sie interessiert.«
»Das bringt mir nichts«, erwiderte Fearby. »Das ist bloß Kneipengeschwätz. Ich brauche einen Namen. Eine Nummer.«
Der Mann erhob sich.
»Solche Sachen machen einem zu schaffen, das lässt einem einfach keine Ruhe«, erklärte er. »Sie wissen schon, wie ein Steinchen im Schuh. Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber mehr geht nicht. Noch ein Anruf, danach hören Sie nie wieder von mir.«
»Sie waren derjenige, der sich bei mir gemeldet hat.«
»Sorgen Sie dafür, dass ich es nicht bereuen muss.«
Nachdem Frieda für sich einen schwarzen Kaffee und für Sasha einen Milchkaffee und ein Plunderstück bestellt hatte, ließ sie sich an ihrem Tisch nieder und schlug die Zeitung auf. Sie blätterte, bis sie den Artikel fand, den sie suchte. Erst vor ein paar Minuten hatte Reuben am Telefon deswegen einen Wutausbruch bekommen, so dass sie vorbereitet war. Rasch überflog sie den Text.
»Oh«, stieß sie plötzlich hervor, als hätte sie jemand mit einem Messer gepiekst. Der Artikel enthielt ein Detail, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
»Wie steht es denn mit deiner Hausrenovierung?«, erkundigte sich Sasha. »Ich wusste ja, dass Josef dir die neue Badewanne schenken wollte, aber dass es so lange dauern würde, war mir nicht klar.«
»Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie mein altes Bad ausgesehen hat«, erklärte Frieda, »oder wie es war, überhaupt ein Bad zu haben .«
»Wahrscheinlich hatte er es als eine Art Therapie für dich gedacht«, meinte Sasha. »Vielleicht ist ein heißes Bad der einzige Luxus, den du dir gönnst, ohne deswegen moralische Bedenken zu haben. Deswegen dachte er wohl, du solltest wenigstens in einer richtig guten Wanne baden.«
»Das klingt, als wäre ich …«, Frieda überlegte einen Moment, »… ein ziemlicher Trauerkloß.«
»Ich glaube, für Josef
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