Schwarzer Mittwoch
sprechen wir jetzt?«, fragte Frieda.
»Tja, jetzt ging es gerade ein bisschen um mich, aber in erster Linie geht es um Russell Lennox. Natürlich hatte ich gehofft, er würde zusammenbrechen, sobald wir ihn mit der Affäre konfrontierten, und ein Geständnis ablegen. Fall abgeschlossen.«
»Aber so ist es nicht gelaufen.«
»Ich hätte dich mitnehmen sollen.«
»Das klingt, als wäre ich eine Art Spürhund.«
»Ich hätte dich um den Gefallen bitten sollen, mich zu begleiten. Es wäre mir sehr recht gewesen, wenn du in dem Moment, als ich es ihm sagte, sein Gesicht gesehen hättest. Du hast einen Blick für so etwas.«
»Aber Yvette war doch dabei.«
»Sie ist in der Hinsicht noch schlechter als ich, und ich bin schon grottenschlecht. Du solltest mal meine Exfrau fragen. Sie hat immer gesagt, ich hätte keine Ahnung von ihren Gefühlen, worauf ich ihr jedes Mal zur Antwort gab, wenn sie wolle, dass ich über ihre Gefühle Bescheid weiß, solle sie mit mir darüber reden und … Na ja, du kannst es dir in etwa vorstellen.«
»Wenn er es am Tag des Mordes geschafft hat, dir gegenüberzusitzen und nicht zusammenzubrechen«, meinte Frieda, »dann wäre es jetzt erst recht kein Problem für ihn, und ich wäre dir keine Hilfe gewesen.«
»Fehlt dir die Polizeiarbeit?«, fragte Karlsson. »Sei ehrlich.«
Frieda ließ sich mit ihrer Antwort sehr viel Zeit.
»Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Vielleicht. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich wieder Feuer fange, zum Beispiel, als ich von Ruth Lennox’ Doppelleben hörte. Da musste ich mich richtig am Riemen reißen.«
»Das ist meine Schuld«, erklärte Karlsson, der plötzlich Gewissensbisse empfand. »Eigentlich solltest du dich auf deine Genesung konzentrieren, und da sitze ich und sorge dafür, dass es dir schlechter statt besser geht.«
»Ganz im Gegenteil – es tut gut, dich zu sehen. Ich habe das Gefühl, Besuch aus der Welt da draußen zu bekommen. Manche Besuche von dort sind schlecht, aber deiner ist einer von den guten.«
»Das hoffe ich«, meinte Karlsson. »Hör zu, Frieda, ich habe gerade erst erfahren, wie übel man dir mitgespielt hat. Am liebsten würde ich diesem Hal Bradshaw seinen wichtigtuerischen Kragen umdrehen.«
»Das wäre meiner Sache wohl nicht sehr zuträglich.«
»Der Kerl hat dich richtig auf dem Kieker, stimmt’s? Du hast ihn dumm dastehen lassen, und das kann er nicht ertragen. Das vergisst er dir nie. Kein Wunder, dass er letztes Mal so höhnisch gegrinst hat.«
»Willst du damit andeuten, er hat das Ganze nur inszeniert, um mir eins auszuwischen?«
»Zuzutrauen ist es ihm. Wenn es nach mir ginge, müsste ich mir sein Geschwätz über die Kunst des Verbrechens nie wieder anhören, aber bedauerlicherweise ist der Polizeipräsident ein Fan von ihm.« Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: »Vielleicht sollte ich dir das jetzt nicht sagen, aber ich tue es trotzdem. Zu Beginn der Ermittlungen im Fall Lennox habe ich beim Polizeipräsidenten dafür plädiert, unsere polizeiliche Zusammenarbeit mit Bradshaw nicht fortzusetzen. Das war von mir eigentlich nur als informeller Vorschlag unter vier Augen gedacht, doch Crawford holte gleich Bradshaw dazu und ließ mich vor ihm wiederholen, was ich gesagt hatte. Er tut nichts lieber, als Leute gegeneinander auszuspielen.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»Bradshaw fing an, gegen dich zu hetzen. Da habe ich dich verteidigt und zu ihm gesagt, er sei doch nur eifersüchtig auf dich, weil er im Vergleich zu dir so schlecht abgeschnitten hat. Das ist wahrscheinlich alles meine Schuld: Ich habe ihn verhöhnt, und du musst es jetzt büßen. Ich wünschte, ich könnte etwas dagegen tun.«
»Es gibt nichts, was du tun könntest, aber falls dir doch etwas einfällt, dann tu es bitte nicht.«
»Auf keinen Fall lasse ich zu, dass er die Lennox-Kinder in die Finger kriegt.«
»Wirst du es ihnen sagen?«
»Ja. Es sei denn, ihr Vater nimmt es mir ab. Die Ärmsten. Erst wird ihre Mutter ermordet, und dann machen wir ihnen auch noch die Vergangenheit kaputt. Den Sohn kennst du ja schon, oder?«
»Ja, ich bin ihm ein-, zweimal begegnet. Warum siehst du mich so an?«
»Ich habe einen Vorschlag.«
»Die Antwort lautet Nein.«
Riley war derjenige, der die ganzen Flaschen entdeckte. Sie befanden sich in dem kleinen Gartenschuppen, der mit allem möglichen Zeug vollgestellt war: einem kleinen Rasenmäher, mehreren Spaten, Rechen, Gartenscheren, einer großen, welligen Abdeckplane,
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