das sie nicht gegen die anti-ethnische, kollektivistische Philosophie der neuen Herrscher des Landes eintauschen wollten. Das entschiedene Festhalten der Indianer an ihren eigenen Traditionen musste zwangsläufig zu ihrer Ausrottung führen, denn die Machthaber zögerten nicht, zur Durchsetzung ihrer Ziele Erschießungskommandos einzusetzen.
Trotzdem hätte man niemals zwanzig Rangers mit einem derart gefährlichen Auftrag losgeschickt, nur um Miskitos zu retten. Es gehörte zum politischen Alltag, dass in jeder Ecke der Welt sowohl Links- als auch Rechtsdiktaturen Teile ihrer Bevölkerung ermordeten, und die USA unternahmen nichts, um diese staatlich sanktionierten Morde zu verhindern. Aber abgesehen von den Indianern wurden im >Institut der Brüderschaft< auch elf andere Personen gefangengehalten, deren Rettung die riskante militärische Operation lohnend erscheinen ließ.
Bei diesen elf Personen handelte es sich um ehemalige Revolutionäre, die in dem gerechten Krieg gegen den inzwischen gestürzten Rechtsdiktator mitgekämpft hatten, aber nicht schweigen wollten, als ihre Revolution von Anhängern eines linken totalitären Regimes verraten wurde. Diese elf Männer besaßen zweifellos wertvolle Informationen. Die Möglichkeit, sie nach gelungener Befreiung ausfragen zu können, war wesentlich wichtiger als die Rettung von tausend Indianern zumindest in den Augen der amerikanischen Regierung.
Jacks Abteilung erreichte, ohne entdeckt zu werden, das Institut der Brüderschaft in einem landwirtschaftlichen Gebiet am Rande des Dschungels. Es war -abgesehen von seinem Namen - ein richtiges Straflager mit Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen.
Außerhalb des umzäunten Lagerterrains gab es zwei Gebäude: einen zweistöckigen Betonklotz für die Bezirksverwaltung, sowie eine baufällige Holzbaracke, in der 60 Truppenangehörige hausten.
Kurz nach Mitternacht bezogen die Rangers heimlich Position und unternahmen einen Raketenangriff auf die Baracke und das Betongebäude. Dem Sperrfeuer folgten Nahkämpfe. Eine halbe Stunde nach den letzten Schüssen wurden die überglücklichen Indianer und die übrigen Gefangenen zur Marschkolonne formiert und machten sich auf den Weg zur 25 Kilometer entfernten Grenze.
Zwei Rangers waren tot, drei weitere verletzt.
Als Kommandant der Abteilung führte Rafe Eikhorn die Kolonne der Befreiten an; ein Teil seiner Männer sicherte die Flanken, während Jack mit drei Männern zurückblieb, um dafür zu sorgen, dass auch die letzten Gefangenen das Lager in geordneten Reihen verließen. Außerdem sollte er Aktenmaterial über Verhörmethoden, Folterung und Ermordung von Indianern und Bauern mitnehmen. Als die vier Männer schließlich das >Institut der Brüderschaft< verließen, betrug der Abstand zwischen ihnen und den letzten Miskitos etwa drei Kilometer.
Obwohl Jack und seine Männer rasch vorwärtskamen, konnten sie ihre Abteilung nicht einholen und waren noch kilometerweit von der hondurianischen Grenze entfernt, als im Morgengrauen feindliche Armeehubschrauber wie riesige schwarze Wespen dicht über den Bäumen auftauchten und auf jeder Lichtung, wo sie nur landen konnten, Truppen absetzten. Die übrigen Rangers und alle befreiten Ge fangenen kamen unbeschadet über die Grenze, aber Jack und seine Männer wurden gefangengenommen und in eine Einrichtung ähnlich dem >Institut der Brüderschaft< gebracht. Nur ging es dort um vieles schlimmer zu als im Lager; offiziell existierte diese Einrichtung überhaupt nicht. Die Räteregierung wollte nicht zugeben, dass im neuen Arbeiterparadies Platz für eine derartige Hölle war - und dass in deren vier Wänden brutalste Verhörmethoden angewandt wurden. Und weil der dreistöckige Gebäudekomplex mit Zellen und Folterkammern keinen Namen hatte, existierte er auch nicht - in echter Orwell'scher Tradition.
Innerhalb dieser namenlosen Wände, in Zellen ohne Nummern, mussten Jack Twist und die drei anderen Rangers psychische und physische Folterungen, Demütigungen aller Art, Hunger und ständige Todesdrohungen erdulden. Einer der vier Männer starb. Einer wurde wahnsinnig. Nur Jack und sein engster Freund, Oscar Weston, standen die elfeinhalbmonatige Haftzeit durch, ohne den Verstand zu verlieren.
Während er nun, acht Jahre später, auf den >Guardmaster
Dröhnende Stiefelabsätze auf Betonkorridoren.