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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der an Heiligabend einsamer war als er selbst.

7. Erster Weihnachtsfeiertag Elko County, Nevada
    Sandy Sarver erwachte bei Tagesanbruch. Die soeben erst aufgegangene Sonne schimmerte durch die Schlafzimmerfenster des Wohnwagens. Die Welt war so still, als wäre die Zeit stehengeblieben.
    Sandy hätte sich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen können, denn vor ihr lagen noch acht freie Tage. Ernie und Faye Block hatten das Tranquility Motel geschlossen und waren nach Milwaukee geflogen, um ihre Enkel zu besuchen. Und auch der Tranquility Grille, den Sandy zusammen mit ihrem Mann führte, war über die Feiertage geschlossen.
    Aber Sandy wusste, dass sie nicht wieder einschlafen würde, denn sie war hellwach - und sexuell erregt. Sie streckte sich unter der Decke wie eine Katze. Am liebsten hätte sie Ned aufgeweckt, ihn mit Küssen erstickt und fest an sich gezogen.
    Sie konnte ihn im dunklen Schlafzimmer nur umrisshaft erkennen; er atmete tief und gleichmäßig. Obwohl sie großes Verlangen nach ihm hatte, ließ sie ihn weiterschlafen. Sie würden später am Tag noch Zeit genug für die Liebe haben.
    Sie glitt leise aus dem Bett und duschte ausgiebig im Bad, zuletzt kalt.
    Jahrelang hatte sie sich nicht für Sex interessiert, war frigide gewesen. Noch vor gar nicht so langer Zeit hatte sie sich beim Anblick ihres nackten Körpers unweigerlich geschämt. Obwohl sie den Grund für die neuen Gefühle, die in ihr erwacht waren, nicht kannte, hatte sie sich zweifellos verändert. Es hatte im vorletzten Sommer begonnen, als Sex für sie plötzlich ... nun ja, angenehm und wünschenswert geworden war. Jetzt hörte sich das albern an. Natürlich war Sex angenehm. Aber bis zu jenem Sommer war körperliche Liebe für sie immer etwas Unangenehmes gewesen, das erduldet werden musste. Ihr spätes erotisches Aufblühen war eine herrliche Überraschung und ein unerklärliches Geheimnis.
    Nackt kehrte sie ins abgedunkelte Schlafzimmer zurück, holte einen Sweater und Jeans aus dem Schrank und zog sich an.
    In der kleinen Küche wollte sie sich gerade Orangensaft eingießen, als sie plötzlich den heftigen Wunsch verspürte, eine Ausfahrt zu machen. Sie schrieb einen Zettel für Ned, zog eine Lammfelljacke an und ging hinaus, zum Ford-Lieferwagen.
    Sex und Autofahren waren die beiden neuen Leidenschaften in ihrem Leben, und letzteres war für sie fast ebenso wichtig wie ersteres. Auch das war sehr seltsam: Bis zum vorletzten Sommer hatte sie es gehasst, mit dem Lieferwagen überhaupt irgendwohin außer zur Arbeit zu fahren, und sie hatte sich nur in seltenen Fällen selbst ans Steuer gesetzt. Auf Highways unterwegs zu sein war für sie die reinste Qual gewesen; sie hatte davor Angst gehabt wie andere Leute vor dem Fliegen. Aber jetzt gab es vom Sex einmal abgesehen -nichts, was sie lieber tat, als sich ans Steuer des Lieferwagens zu setzen und ohne festes Ziel mit hoher Geschwindigkeit draufloszufahren.
    Sie hatte immer gewusst, warum Sex für sie etwas Ekelhaftes war. Für ihre Frigidität war ohne jeden Zweifel ihr Vater, Horton Purney, verantwortlich. Ihre Mutter hatte sie nicht gekannt - sie war bei ihrer Geburt gestorben; aber ihren Vater hatte sie nur allzu gut gekannt. Sie hatten in einer Bruchbude von Haus in den Außenbezirken von Barstow gewohnt, am Rand der einsamen kalifornischen Wüste, nur sie beide, und sexuell missbraucht zu werden war Sandys früheste Erinnerung. Horton Purney war ein launischer, jähzorniger, strenger und gefährlicher Mann gewesen. Bis Sandy mit vierzehn Jahren das Haus verlassen hatte, war sie von ihrem Vater wie ein erotisches Spielzeug benutzt worden.
    Erst kürzlich war ihr klargeworden, dass ihre heftige Abneigung gegen Fahrten auf dem Highway ebenfalls mit etwas zusammenhing, das ihr Vater ihr angetan hatte. Horton Purney hatte in einer baufälligen, ungestrichenen Scheune neben seinem Haus eine Motorradreparaturwerkstatt betrieben, aber damit nie viel Geld verdient. Deshalb hatte er zweimal im Jahr Sandy ins Auto gesetzt und war mit ihr durch die Wüste nach Las Vegas gefahren, wo er einen Kuppler kannte, einen Mann namens Samson Cherrik. Dieser Cherrik hatte eine ganze Reihe perverser Kunden mit einer besonderen Vorliebe für Kinder, und er war deshalb immer glücklich, Sandy zu sehen. Nach einigen Wochen in Las Vegas wurde Sandy dann wieder ins Auto gesetzt und nach Barstow zurückgebracht. Ihr Vater hatte dann die Taschen voller Geld. Für Sandy war die zweieinhalbstündige

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