Schwarzer Mond: Roman
Urlaubsreise, keine Route, die dir einfach Spaß macht. Wandelst du wieder im Schlaf? Muss wohl so sein. Und irgendwas ist passiert, das dich davon überzeugt hat, dass der Somnambulismus mit den Veränderungen vom vorletzten Sommer zusammenhängt.«
»Das Schlafwandeln hat noch nicht wieder angefangen, aber vermutlich wird es heute nacht passieren, weil ich nämlich die verdammten Pillen weggeworfen habe. Sie haben mich nicht geheilt. Ich habe dich angelogen. Ich war nahe daran, süchtig danach zu werden. Ich war ständig benommen von dem Zeug. Das war mir aber egal, weil ich dachte, es sei besser, benommen zu sein, als das Schlafwandeln mit all seinen Begleiterscheinungen durchzumachen. Aber jetzt hat sich die Situation völlig geändert - wegen dieser Botschaften hier.«
Er zog die beiden Briefe aus der Tasche. »Das Problem ist nicht nur psychologischer Natur. Es ist viel komplizierter und eigenartiger.«
Er reichte Parker den ersten Brief, wobei das Blatt in seiner Hand heftig zitterte.
Der Maler las verblüfft die beiden Sätze.
»Dies lag gestern in meinem Schließfach. Kein Absender. Und ein zweiter Brief war in meinem Hausbriefkasten.«
Er erklärte Parker, dass er die Worte >der Mond< im Schlaf unzählige Male auf seinem Textcomputer getippt hatte und mit diesen Worten auf den Lippen aus einem Traum erwacht war; dann reichte er seinem Freund das zweite Blatt Papier.
»Wenn ich aber der erste bin, dem du überhaupt etwas von dieser Mond-Sache erzählt hast - wie konnte dann jemand etwas davon wissen?«
»Wer auch immer der Absender dieser Briefe sein mag«, sagte Dom, »er weiß offensichtlich über mein Schlafwandeln Bescheid, vielleicht weil ich zum Arzt gegangen bin ...«
»Willst du damit sagen, dass du observiert wirst?«
»Anscheinend, ja. Wenn nicht ständig observiert, so doch von Zeit zu Zeit kontrolliert. Aber während dieser Mensch über mein Schlafwandeln informiert ist, kann er nicht wissen, dass ich mit jenen Worten auf den Lippen aufgewacht bin und sie getippt habe. Dazu hätte er neben meinem Bett stehen müssen, was ja nicht der Fall war. Und trotzdem weiß er, dass ich auf diese Worte >der Mond< reagieren werde, dass sie mich ängstigen werden. Er muss demnach auch wissen, was hinter dieser ganzen verrückten Sache steckt.«
Parker ließ sich endlich auf eine Stuhlkante fallen.
»Finde ihn, dann weißt du, was lost ist.«
»New York ist groß«, sagte Dom. »Und ich habe dort keinerlei Ansatzpunkt. Aber als ich den ersten Brief erhielt, in dem es heißt, die Ursache für mein Schlafwandeln liege in der Vergangenheit begraben, da wurde mir klar, dass du recht haben musst, dass diese Krise in Zusammenhang mit jener anderen vom vorletzten Sommer stehen muss, als ich von Portland nach Mountainview unterwegs war. Und wenn ich diese Reise nun wiederhole, in denselben Motels übernachte, in denselben Restaurants esse usw. ... vielleicht hilft das meinem Gedächtnis auf die Sprünge.«
»Aber wie hättest du etwas so Wichtiges vergessen können?«
»Vielleicht habe ich es nicht vergessen. Vielleicht wurde mir die Erinnerung genommen.«
Ohne darauf zunächst näher einzugehen, fragte Parker: »Aber welchen Grund könnte dieser Wer-auch-immer denn haben, um dir diese Briefe zu schicken? In der Situation, wie du sie dir vorstellst, sind SIE - irgendwelche unbekannten SIE - doch deine Gegner, und dieser Kerl ist schließlich auf ihrer Seite, nicht auf deiner.«
»Vielleicht ist er nicht mit allem einverstanden, was man mir angetan hat - woran ich mich nicht erinnern kann.«
»Was man dir angetan hat? Wovon redest du eigentlich?«
Dom drehte sein Punschglas nervös in den Händen.
»Dieser Briefschreiber -er will mich offenbar wissen lassen, dass mein Problem nicht psychologischer Art ist, dass mehr dahintersteckt. Ich nehme an, dass er mir helfen will, die Wahrheit herauszufinden.«
»Weshalb ruft er dann nicht einfach an und erzählt sie dir?«
»Ich kann es mir nur so erklären, dass er es nicht riskieren kann, mich anzurufen und mir alles zu erzählen. Er muss an irgendeiner Verschwörung beteiligt sein, muss zu irgendeiner Gruppe gehören, die nicht will, dass die Wahrheit an den Tag kommt. Wenn er direkten Kontakt mit mir aufnimmt, werden die anderen es erfahren, und dann wird er in der Scheiße sitzen.«
Parker fuhr sich mehrmals mit der Hand durch die Haare, als könnte er dadurch besser denken.
»Das hört sich ja fast so an, als wäre irgendeine allwissende
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