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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eine Menge Arbeit. Ich werde Sie schon auf Trab halten, nur keine Bange. Aber sagen Sie mir eines, Brendan ... halten Sie es überhaupt für möglich, dass Sie wieder zum Glauben finden?«
    Der Kaplan nickte. »Ich fühle mich Gott nicht mehr entfremdet, nur bin ich nicht von ihm erfüllt. Vielleicht wird mich mein Weg schließlich zur Kirche zurückführen, wie Sie es glauben. Ich weiß es einfach nicht.«
    Trotz seiner Enttäuschung, dass Brendan sich weigerte, die Heilung von Emmy und Winton dem wunderbaren Wirken Gottes zuzuschreiben, war Vater Wycazik glücklich, dass er den Kaplan in seiner Nähe haben würde, was ihm die Gelegenheit gab, weiter auf ihn einzuwirken und ihn der Errettung zuzuführen.
    Brendan begleitete Vater Wycazik nach unten, und vor der Haustür umarmten sich die beiden Männer so herzlich, dass ein Fremder, der ihren Beruf nicht kannte, sie für Vater und Sohn gehalten hätte.
    Auf der Veranda, wo ein prahlerischer - eher zu Halloween als zu Weihnachten passender - Wind heulte, sagte Brendan: »Ich weiß nicht, warum, Vater Stefan, aber ich spüre, dass uns ein wunderbares, erstaunliches Abenteuer bevorsteht.«
    »Die Entdeckung - oder Wiederentdeckung - des Glaubens ist immer ein erstaunliches Abenteuer, Brendan.« Nach dieser letzten rechten Geraden, auf die Vater Wycazik als guter Seelenkämpfer einfach nicht verzichten konnte, entfernte er sich.

Reno, Nevada
    Wimmernd und keuchend kämpfte Zeb Lomack gegen die narkotisierende Wirkung seiner Mondsucht an, taumelte durch die Abfälle und die umherhuschenden Küchenschaben, packte die auf dem Tisch liegende Schrotflinte, schob die Mündung zwischen seine Zähne - und stellte fest, dass seine Arme zu kurz waren, dass er nicht auf den Abzug drücken konnte. Der Drang, zu den Monden an den Wänden emporzublicken, war so überwältigend stark, dass er das Gefühl hatte, als zerrte jemand heftig an seinen Haaren, um ihn zu zwingen, vom Fußboden aufzuschauen. Und als er zum Schutz die Augen schloss, schien sein unsichtbarer Gegner unerbittlich an seinen Lidern zu reißen. Seine wahnsinnige Angst, wie sein Vater für den Rest seines Lebens in einem Irrenhaus eingesperrt zu werden, verlieh ihm jedoch die Kraft, den hypnotischen Sirenengesängen der Monde Widerstand zu leisten. Mit geschlossenen Augen ließ er sich auf einen Stuhl fallen, zog einen Schuh aus, sodann die Socke, packte die Flinte mit beiden Händen, schob sich die Mündung in den Mund, hob den nackten Fuß und legte eine Zehe auf den kalten Abzug. Imaginäres Mondlicht auf seiner Haut und imaginäre Mondgezeiten in seinem Blut wurden so mächtig, dass er die Augen öffnete, die vielen Monde an den Wänden sah und »nein!« in die Mündung der Flinte schrie. Und während er gegen die Faszination des Mondes ankämpfte und mit dem Fuß auf den Abzug drückte, platzte plötzlich der Erinnerungsballon in seinem Geist, und alles fiel ihm schlagartig ein: der vorletzte Sommer, Dominick, Ginger, Faye, Ernie, der junge Priester, die anderen, die Interstate 80, das Tranquility Motel, o Gott, das Motel, und  o Gott! - der Mond!
    Vielleicht konnte Zebediah Lomack die Bewegung seines nackten Fußes einfach nicht mehr kontrollieren, vielleicht war aber auch im Gegenteil die plötzlich zurückgekehrte Erinnerung so furchtbar, dass Selbstmord der einzige Ausweg zu sein schien.
    Wie dem auch sein mochte, jedenfalls ging die Flinte mit lautem Krachen los, Zebs Hinterkopf explodierte, und für ihn hatte aller Schrecken ein Ende.

Boston, Massachusetts
    Ginger Weiss las während des ganzen Weihnachtsnachmittags >Twilight in Babylon< und legte das Buch nur unwillig aus der Hand, als es um sieben Uhr abends Zeit wurde, zum Abendessen mit der Familie Hannaby ins Erdgeschoss hinunterzugehen.
    Sie war von diesem Roman gefesselt, noch mehr jedoch von dem Foto des Autors. Dominick Corvaisis' gebieterische Augen und interessante Gesichtszüge weckten in ihr immer noch ein Unbehagen, das an Furcht grenzte, und sie konnte das seltsame Gefühl nicht loswerden, dass sie diesen Mann kannte.
    Das Festessen mit ihren Gastgebern, deren Kindern und Enkeln hätte sehr anregend und gemütlich sein können, wenn nicht Dominick Corvaisis rätselhafterweise ihr ganzes Interesse beansprucht hätte. Um zehn Uhr, als sie sich endlich zurückziehen konnte, ohne jemanden zu kränken, eilte sie nach einem letzten Austausch von guten Wünschen auf ihr Zimmer.
    Sie las sofort weiter, unterbrach ihre Lektüre nur, um ab und zu das

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