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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu. »Und allmählich verstehe ich auch, warum er bereit war, für Sie Risiken einzugehen. Er sagte, Sie seien eine sehr liebenswerte Frau, und ich muss feststellen, dass sein Urteilsvermögen auch in diesem Fall so scharf und zuverlässig wie immer war.«
    Gingers Herz war immer noch zentnerschwer, aber sie schöpfte doch Hoffnung, dass ihre Gewissensbisse schwinden könnten und nur die Trauer übrigbleiben würde.
    »Ich danke Ihnen.« Ebenso an sich selbst wie an Christophson richtete sie sodann die Frage: »Was nun? Was soll ich jetzt tun?«
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, erwiderte er sogleich. »Ich habe seit fast zehn Jahren nichts mehr mit dem Geheimdienst zu tun, habe auch keine Kontakte mehr dorthin. Ich habe wirklich keine Ahnung, wer hinter Ihrer Gedächtnisblockierung stecken könnte und aus welchem Grunde.«
    »Ich würde Sie ohnehin nicht bitten, mir zu helfen. Ich möchte das Leben Unschuldiger nicht noch einmal aufs Spiel setzen. Ich dachte nur, dass Sie mir einen Tipp geben könnten, wie ich mir selbst helfen kann.«
    »Gehen Sie zur Polizei. Es ist deren Aufgabe, Ihnen zu helfen.« Ginger schüttelte den Kopf. »Nein. Die Polizei ist langsam, viel zu langsam. Die meisten Polizeibeamten sind überarbeitet, und die übrigen sind nichts weiter als Bürokraten in Uniform. Mein
    Problem ist viel zu dringlich, als dass ich so lange warten könnte, bis sie Zeit finden, sich damit zu beschäftigen. Und außerdem traue ich der Polizei nicht. Plötzlich traue ich überhaupt keinen staatlichen Behörden mehr. Die Kassettenaufnahmen, die Pablo von unseren Hypnosesitzungen gemacht hatte, waren verschwunden, als ich mit der Polizei in seine Wohnung zurückkam, deshalb habe ich sie auch überhaupt nicht erwähnt, ebensowenig wie meine Anfälle oder die Tatsache, dass Pablo mir geholfen hatte. Ich erzählte einfach, wir seien Freunde gewesen, ich sei zum Mittagessen bei ihm vorbeigekommen und habe den Mörder überrascht. Ich ließ die Polizei in dem Glauben, es wäre ein ganz gewöhnlicher Einbrecher gewesen. Reiner Verfolgungswahn -ich traute der Polizei nicht, und daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Die Polizei kommt also nicht in Frage.«
    »Dann sollten Sie einen anderen Hypnotiseur finden, der Sie ...«
    »Nein, ich möchte das Leben Unschuldiger nicht noch einmal aufs Spiel setzen«, wiederholte sie.
    »Das kann ich verstehen. Aber ich wüsste nicht, was Sie sonst tun könnten.« Er schob beide Hände in seine tiefen Manteltaschen. »Es tut mir leid.«
    »Es braucht Ihnen nicht leid zu tun«, versicherte sie.
    Er wollte sich abwenden, hielt in der Bewegung inne, seufzte.
    »Ich möchte, dass Sie mich verstehen, Frau Doktor. Ich habe den Weltkrieg mitgemacht und mich dabei gut bewährt. Später war ich ein guter Botschafter. Als Leiter des CIA und als Senator musste ich viele schwierige Entscheidungen treffen -einige davon brachten mich persönlich in Gefahr. Ich habe Risiken nie gescheut. Aber jetzt bin ich ein alter Mann - sechsundsiebzig -, und ich fühle mich sogar älter. Die Parkinsonsche Krankheit. Ein schlechtes Herz. Hoher Blutdruck. Ich liebe meine Frau sehr, und wenn mir etwas zustößt, wird sie ganz allein sein. Ich weiß nicht, wie gut sie mit dieser Situation fertigwerden wird, Dr. Weiss.«
    »Bitte, Sie brauchen sich wirklich nicht zu rechtfertigen«, sagte Ginger, erstaunt darüber, wie rasch sie ihre Rollen vertauscht hatten. Anfangs war er es gewesen, der sie beruhigt und versucht hatte, ihr die Schuldgefühle zu nehmen; jetzt war sie an der Reihe, ihm Mut zuzusprechen.
    Jacob, ihr Vater, hatte oft gesagt, die Fähigkeit, barmherzig zu sein, sei die größte Tugend der Menschheit, und Vergebung, ob man sie nun gewähre oder empfange, schaffe ein unverbrüchliches Band der Verbundenheit. Jacobs Worte waren ihr eingefallen, weil sie diese Verbundenheit jetzt spürte, nachdem Alex Christophson ihre Schuldgefühle gelindert hatte und sie nun ihrerseits versuchte, ihm die seinigen zu nehmen.
    Offenbar spürte auch er diese neue, vertraute Nähe, denn er redete nun noch freimütiger als zuvor.
    »Um die Wahrheit zu sagen, Frau Doktor -wenn ich nicht in diese Sache verwickelt werden möchte, so weniger deshalb, weil ich übermäßig am Leben hänge, als vielmehr aus dem Grund, dass ich in zunehmendem Maße Angst vor dem Tod habe.«
    Beim Reden zog er einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus der Tasche.
    »Ich habe in meinem Leben einige Dinge getan, auf die ich wirklich nicht stolz

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