Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
bin.«
    Er schrieb etwas auf den Block.
    »Natürlich wurden die meisten dieser Sünden im Namen der Pflicht begangen. Sowohl Regierungen als auch Geheimdienste sind notwendig, aber weder das eine noch das andere ist ein sauberes Geschäft. Damals glaubte ich nicht an Gott oder an ein Leben nach dem Tod. Jetzt mache ich mir so meine Gedanken ... und manchmal habe ich dann Angst.«
    Er riss das oberste Blatt vom Notizblock ab.
    »Ich habe Angst, was mich nach meinem Tod erwarten könnte. Deshalb möchte ich so lange wie nur irgend möglich leben, Frau Doktor. Und deshalb bin ich, Gott steh mir bei, auf meine alten Tage zum Feigling geworden.«
    Als Christophson das Stückchen Papier faltete und ihr überreichte, registrierte Ginger, dass er es fertiggebracht hatte, allen noch auf dem Friedhof anwesenden Trauergästen den Rücken zuzuwenden, bevor er den Notizblock und den Kugelschreiber aus der Tasche gezogen hatte. Niemand konnte beobachtet haben, was er getan hatte.
    »Ich habe Ihnen die Telefonnummer eines Antiquitätengeschäfts in Greenwich, Connecticut, aufgeschrieben«, erklärte er ihr. »Es gehört meinem jüngeren Bruder Philip. Sie können mich nicht direkt anrufen, weil die falschen Leute vielleicht gesehen haben, dass wir uns unterhalten. Mein Telefon könnte angezapft werden. Ich möchte einen näheren Umgang mit Ihnen nicht riskieren, und ich werde auch keine Nachforschungen hinsichtlich Ihres Problems anstellen. Ich habe jedoch in langen Jahren große Erfahrung in solchen Dingen gesammelt, und vielleicht kann diese Erfahrung für Sie einmal von Nutzen sein. Vielleicht stoßen Sie auf etwas, das Sie nicht verstehen, oder Sie wissen nicht, wie Sie sich in irgendeiner Situation verhalten sollen -dann könnte ich Ihnen eventuell einen Rat geben. Rufen Sie einfach Philip an, und geben Sie ihm Ihre Telefonnummer. Er wird mich sofort zu Hause anrufen und ein vereinbartes Codewort verwenden. Dann werde ich von einer öffentlichen Fernsprechzelle aus zurückrufen, Ihre Nummer erfragen und so schnell wie möglich Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Erfahrung - meine ganz speziellen schmutzigen Erfahrungen -, das ist alles, womit ich Ihnen helfen kann, Dr. Weiss.«
    »Es ist mehr als genug. Sie sind nicht verpflichtet, mir überhaupt zu helfen.«
    »Viel Glück!«
    Er wandte sich abrupt ab und entfernte sich. Seine Stiefel knirschten auf dem gefrorenen Schnee.
    Ginger ging zum Grab zurück, wo sich nur noch Rita, der Leichenbestatter und zwei Arbeiter aufhielten. Man hatte den Samtbehang um das Grab herum bereits entfernt, und von einem Erdhügel war die schützende Plastikplane abgenommen worden.
    »Was war los?« fragte Rita.
    »Ich werde es Ihnen später erzählen«, erwiderte Ginger, bückte sich und nahm eine Rose von dem neben Pablos letzter Ruhestätte bereitliegenden Blumenberg. Sie trat einen Schritt vor und warf die Rose auf den Sarg.
    »Alav ha-sholem. Möge sein Schlaf nur ein kurzer Traum zwischen dieser Welt und etwas Besserem sein. Baruch ha-Shem.«
    Als sie sich mit Rita entfernte, hörte sie, wie die Arbeiter begannen, das Grab zuzuschaufeln.

Elko County, Nevada
    Am Donnerstag hatte Dr. Fontelaine zufrieden erklärt, dass Ernie vollständig von seiner unangenehmen Nyctophobie geheilt  sei.
    »Die schnellste Heilung, die ich je erlebt habe«, hatte er gesagt. »Vermutlich sind Marines eben doch zäher als normale Sterbliche.«
    Am Samstag, dem 11. Januar, nach nur vierwöchigem Aufenthalt in Milwaukee, flogen Ernie und Faye nach Reno und stiegen dort in ein kleines Flugzeug mit nur zehn Sitzen um, das vormittags um 11.27 h in Elko landete.
    Sandy Sarver holte sie am Flughafen ab. Sie stand beim Ausgang in der Wintersonne und winkte ihnen zu, und im ersten Augenblick hätte Ernie sie fast nicht wiedererkannt. Nichts mehr von grauer Maus mit hängenden Schultern. Zum erstenmal, seit Ernie sie kannte, war sie ein wenig geschminkt, hatte Lidschatten und Lippenstift verwendet. Ihre Nägel waren nicht mehr abgebissen. Ihr Haar glänzte und war hübsch frisiert. Sie hatte zehn Pfund zugenommen. Hatte sie bisher immer älter ausgesehen, als sie war, so sah sie nun um Jahre jünger aus.
    Sie errötete, als Ernie und Faye ihrem Staunen über diese Veränderungen wortreich Ausdruck verliehen. Sie bemühte sich, gleichmütig zu erscheinen und die Sache als unwichtig abzutun, aber sie war doch überglücklich über die Komplimente und die Freude der Blocks.
    Sie hatte sich aber nicht nur äußerlich verändert. Sie

Weitere Kostenlose Bücher