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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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überzeugt davon, dass Alexander Christophson ehemaliger Botschafter in Großbritannien, ehemaliger Senator der USA und ehemaliger Direktor des CIA - an der Beerdigung seines alten Freundes teilnehmen würde, und sie wollte unbedingt mit ihm sprechen. An Christophson hatte Pablo sich am Weihnachtsabend ratsuchend gewandt. Und es war Christophson gewesen, der ihm Näheres über die Asrael-Blockierung erzählt hatte. Sie musste Christophson eine wichtige Frage stellen, obwohl sie sich vor seiner Antwort fürchtete.
    Sie hatte ihn in der Kapelle sofort erkannt. Früher hatte man ihn oft im Fernsehen und auf Zeitungsfotos gesehen, und seine große, hagere, weißhaarige Gestalt war unverkennbar. Jetzt standen sie sich am Grab direkt gegenüber; zwischen ihnen befand sich der verhüllte Sarg. Er hatte ihr mehrmals flüchtige Blicke zugeworfen, aber natürlich war sie für ihn eine völlig unbekannte Person.
    Der Geistliche sprach ein letztes Gebet. Kurze Zeit später begrüßten manche Trauergäste einander, unterhielten sich in kleinen Gruppen. Andere, darunter auch Christophson, entfernten sich rasch, gingen an den schneebedeckten Tannen, den kahlen Ahornbäumen und den Grabsteinen vorbei auf den Parkplatz zu.
    »Ich muss mit jenem Mann dort sprechen«, flüsterte Ginger Rita zu. »Ich bin gleich wieder da.«
    Rita rief ihr besorgt etwas zu, aber Ginger blieb nicht stehen, um nähere Erklärungen abzugeben. Sie holte Christophson unter einer riesigen Eiche ein. Sie rief seinen Namen, und er drehte sich um. Er hatte durchdringende graue Augen, die er weit aufriss, als sie ihm erklärte, wer sie war.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, murmelte er und wollte sich abwenden.
    »Bitte«, sagte Ginger und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Wenn Sie mich für das, was Pablo widerfahren ist, verantwortlich machen ...«
    »Was ich glaube, kann Ihnen doch egal sein, Frau Doktor!«
    Sie hielt ihn am Ärmel fest. »Warten Sie! Um Gottes willen, bitte gehen Sie nicht fort!«
    Christophson beobachtete die Trauergäste, die sich langsam zerstreuten, und Ginger begriff, dass er befürchtete, die falschen Leute - gefährliche Leute - könnten ihn mit ihr sehen und zu der Vermutung kommen, dass er ihr half, wie Pablo es getan hatte. Sein Kopf zitterte leicht, und Ginger dachte zuerst, seine Nervosität wäre schuld daran, aber dann erkannte sie, dass er an der Parkinsonschen Krankheit litt.
    »Doktor Weiss«, sagte er, »wenn Sie von mir eine Art Absolution erwarten, so kann ich sie Ihnen gern erteilen. Pablo kannte die Risiken, und er nahm sie bereitwillig auf sich. Er war selbst seines Unglücks Schmied.«
    »Begriff er, welches Risiko er einging? Das ist es, was ich wissen muss.«
    Christophson schien überrascht zu sein. »Ich habe ihn persönlich gewarnt.«
    »Wovor gewarnt? Vor wem?«
    »Ich weiß nicht, vor wem. Aber in Anbetracht der Mühe, die man sich gemacht hat, um Ihr Gedächtnis zu manipulieren, müssen Sie etwas von ungeheurer Bedeutung gesehen haben. Ich habe Pablo gewarnt, dass die Leute, die Sie einer Gehirnwäsche unterzogen haben, keine Amateure sind, dass es nicht nur Ihnen, sondern auch ihm schlecht bekommen könnte, wenn diese Leute erführen, dass er Ihnen helfen wollte, die Asrael-Blockierung zu durchbrechen.« Christophsons graue Augen suchten ihren Blick. Er seufzte. »Er hat Ihnen doch von seinem Gespräch mit mir erzählt?«
    »Er hat mir alles erzählt -nur Ihre Warnung hat er mir verschwiegen.« Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    »Davon hat er mir kein Wort erzählt.«
    Er nahm eine schmale, wohlgeformte, aber gichtbrüchige Hand aus seiner Manteltasche und drückte ihr beruhigend den Arm. »Frau Doktor, nachdem Sie mir das gesagt haben, kann ich Ihnen überhaupt keinen Vorwurf mehr machen.«
    »Aber ich mache mir Vorwürfe«, sagte Ginger mit kläglicher Stimme.
    »Nein. Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen.«
    Christophson vergewisserte sich wieder, dass sie nicht beobachtet wurden, öffnete die beiden oberen Mantelknöpfe, zog das Taschentuch aus der Brusttasche seines Sakkos und reichte es Ginger. »Sie dürfen sich nicht selbst quälen. Unser Freund hat ein erfülltes und glückliches Leben gehabt, und er ist zwar eines gewaltsamen Todes gestorben, aber dafür war es ein schneller Tod, und das kann eine große Gnade sein.«
    Während sie sich mit dem Tuch aus hellblauer Seide die Augen trocknete, sagte Ginger: »Er war ein so liebenswerter Mensch.«
    »Das war er«, stimmte Christophson ihr

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