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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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pathetisch und unzulänglich war, rührte sie Jorja doch. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie er sich bei seinem letzten Telefonanruf kurz vor Weihnachten angehört hatte -kalt, arrogant und selbstsüchtig; aber vielleicht hatte sie irgendwelche subtilen Untertöne unter dieser Fassade von Grausamkeit und großsprecherischem Auftreten überhört - Verstörung, Verwirrung, Einsamkeit, Angst.
    Während sie darüber nachgrübelte, folgte sie Pepper zum Schlafzimmer. Sie hasste es, in Alans Sachen herumwühlen zu müssen, aber es ließ sich nun einmal nicht vermeiden.
    In einem ziemlich langen Korridor blieb Pepper plötzlich stehen und stieß eine Tür auf. »O Scheiße! Die verdammten Bullen haben die ganze Sauerei hier einfach so gelassen, wie sie war!«
    Jorja warf unwillkürlich einen Blick durch die geöffnete Tür, bevor sie begriff, dass dies das Badezimmer war, in dem Alan sich umgebracht hatte. Der beige Kachelboden war blutig. Die Glastür der Duschkabine, Waschbecken, Handtücher, Abfalleimer und Toilette - alles war blutbespritzt. An der Wand hinter der Toilette war ein großer Fleck geronnenen Blutes.
    »Er hat zweimal geschossen.« Pepper lieferte Einzelheiten, die Jorja nicht hören wollte. »Zuerst in den Unterleib. Ist das nicht verrückt? Und dann hat er die Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt.«
    Der Blutgeruch stieg Jorja in die Nase.
    »Die verdammten Bullen hätten wenigstens die schlimmste Sauerei wegputzen können«, sagte Pepper wieder, so als glaubte sie, dass Polizisten nicht nur Pistolen bei sich tragen sollten, sondern auch Schrubber und Seife. »Meine Putzfrau kommt erst am Montag. Und sie wird außerdem keine Lust haben, sich mit dieser Sauerei zu beschäftigen.«
    Jorja löste sich mühsam aus dem hypnotischen Bann des blutigen Bades und stolperte blindlings einige Schritte den Korridor entlang.
    »He«, rief Pepper, »geht es Ihnen nicht gut?«
    Jorja biss die Zähne zusammen und lehnte sich am Ende des Korridors an einen Türrahmen.
    »He, Honey, Sie hatten doch noch eine Schwäche für ihn, stimmt's?«
    »Nein«, murmelte Jorja.
    Pepper trat dicht - viel zu dicht - an sie heran und legte ihr eine unerwünschte tröstende Hand auf die Schulter. »Aber ja doch. O Gott, es tut mir leid.«
    Jorja fragte sich angesichts des salbungsvollen Mitleids der Frau, ob Pepper überhaupt echter Gefühle fähig war, die nichts mit Eigennutz zu tun hatten.
    »Sie sagten, Sie hätten nichts mehr für ihn übrig, aber ich hätte es sehen müssen.«
    Jorja hätte am liebsten gebrüllt: Du dummes Luder, ich hatte nichts mehr für ihn übrig, aber schließlich war er doch trotz allem ein menschliches Wesen, oder etwa nicht? Wie können Sie nur so gefühllos sein? Was stimmt nicht mit Ihnen? Haben Sie überhaupt kein Herz?
    Aber sie sagte nur: »Es ist alles in Ordnung. Mir fehlt nichts. Wo sind seine Sachen? Ich möchte sie durchsehen und möglichst schnell von hier wegkommen.«
    Pepper öffnete die Tür, an die Jorja sich gelehnt hatte, und führte sie in ein Schlafzimmer.
    »Er hatte die unteren Schubladen der Kommode, die linke Seite des Toilettentisches und diese Hälfte des Schrankes für seine Sachen. Ich werde Ihnen helfen.«
    Sie zog die unterste Schublade der Kommode heraus.
    Für Jorja war dieser Raum plötzlich so gespenstisch und unwirklich wie irgendein Ort in einem Traum. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie ging um das Bett herum auf den ersten von den drei Gegenständen zu, die ihr Angst machten. Bücher. Ein halbes Dutzend Bücher lag auf dem Nachttisch. Sie hatte auf zwei Buchrücken das Wort >Mond< gesehen. Mit zitternden Händen nahm sie eins nach dem anderen zur Hand und stellte fest, dass alle sechs das gleiche Thema hatten.
    »Stimmt irgendwas nicht?« fragte Pepper.
    Jorja ging zum Toilettentisch, auf dem ein Globus von der Größe eines Basketballs stand. Sie knipste den Schalter am Kabel an, und der Globus wurde von innen beleuchtet. Es war kein Erd-, sondern ein Mondglobus mit deutlicher Beschriftung der Krater, Ebenen und Berge.
    Das dritte, was Jorja ängstigte, war ein Teleskop auf einem Stativ neben dem Toilettentisch, an einem Fenster. Das Gerät unterschied sich in nichts von anderen Amateurteleskopen, aber es kam Jorja irgendwie bedrohlich vor, weil es düstere Assoziationen in ihr hervorrief.
    »Das sind Alans Sachen«, sagte Pepper.
    »Hat er sich für Astronomie interessiert? Seit wann?«
    »In den letzten paar Monaten.«
    Die Ähnlichkeiten zwischen

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