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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war immer schüchtern und zurückhaltend gewesen, aber auf dem Weg zum Parkplatz und während das Gepäck verstaut wurde, stellte sie jede Menge Fragen über Lucy, Frank und die Kinder. Nach Ernies Phobie fragte sie nicht, weil sie nichts davon wusste; die Blocks hatten ihren ausgedehnten Aufenthalt in Wisconsin einfach damit erklärt, dass sie mehr Zeit mit ihren Enkeln verbringen wollten. Auch auf der Fahrt durch Elko und auf der Interstate plauderte Sandy, während sie den roten Lieferwagen steuerte, munter drauflos, erzählte von Weihnachten und vom Tranquility Grille.
    Auch ihre Fahrweise überraschte Ernie. Er wusste, dass sie eine Aversion gegen das Autofahren hatte. Jetzt aber fuhr sie so schnell, so entspannt und geschickt, wie Ernie das bei ihr noch nie erlebt hatte.
    Auch Faye entging diese Veränderung nicht, und sie warf Ernie bedeutungsvolle Blicke zu.
    Dann geschah etwas Unangenehmes.
    Etwa einen Kilometer vom Motel entfernt, überkam ihn wieder das gleiche seltsame Gefühl wie am 10. Dezember, als er mit den neuen Lampen von Elko zurückgefahren war -das Gefühl, als rufe ihn ein spezielles Landstück südlich der Autobahn. Das absurde Gefühl, dass ihm dort draußen etwas Sonderbares widerfahren war. Wie damals, so übte der Ort auch jetzt auf ihn eine geradezu magische Anziehungskraft aus.
    Das war eine bestürzende Entwicklung, denn Ernie hatte geglaubt, dass diese Faszination irgendwie mit seiner Angst vor der Dunkelheit verknüpft gewesen sei und dass nun, nachdem er von der Nyctophobie geheilt war, auch alle anderen Symptome seiner temporären psychischen Störung verschwunden sein würden. Dass dem nicht so war, schien ihm ein schlechtes Omen zu sein. Er versuchte, den beängstigenden Gedanken zu verdrängen, dass seine Heilung nicht von langer Dauer sein könnte.
    Faye erzählte Sandy vom Weihnachtsmorgen mit den Kindern, und Sandy lachte, aber Ernie nahm ihre Unterhaltung nur noch undeutlich wahr. Als sie sich jenem bestimmten Stück Land näherten, spähte er wie hypnotisiert durch die Windschutzscheibe, überwältigt vom Gefühl einer dicht bevorstehenden Epiphanie. Etwas von ungeheurer Bedeutung würde sich gleich ereignen, und er war von Angst und Ehrfurcht erfüllt.
    Als sie dann an jener magischen Stelle vorbeifuhren, bemerkte Ernie, dass Sandy das Tempo auf 60 Stundenkilometer verlangsamt hatte, obwohl sie bisher ständig etwa doppelt so schnell gefahren war. Aber als ihm das auffiel, beschleunigte sie bereits wieder. Er blickte viel zu spät zu ihr hinüber, um sicher sein zu können, dass auch sie von jenem Stück Land in den Bann gezogen worden war, denn nun war ihr Blick wieder auf die Straße gerichtet, und sie lauschte Fayes Erzählungen. Aber es kam Ernie so vor, als hätte ihr Gesicht einen eigenartigen Ausdruck, und er starrte sie bestürzt an und fragte sich, ob es möglich war, dass dieses ganz gewöhnliche Stück Land, das sich in nichts von seiner Umgebung unterschied, auch auf sie eine mysteriöse Anziehungskraft ausübte.
    »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein«, sagte Faye, als Sandy in die Ausfahrt einbog.
    Ernie suchte immer noch in Sandys Gesicht nach einem Anzeichen dafür, dass sie den Lieferwagen aufgrund der gleichen unheimlichen Faszination verlangsamt hatte, die jene spezielle Stelle auf ihn ausübte, aber er konnte bei Sandy keine Spur von Angst erkennen. Sie lächelte. Er musste sich getäuscht haben.
    Sie hatte das Tempo aus irgendeinem anderen Grund verlangsamt.
    Ihn fröstelte plötzlich, und während sie von der Landstraße auf den Parkplatz des Motels abbogen, trat ihm kalter Schweiß auf die Stirn, und er bekam feuchte Hände.
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Nicht weil er wissen wollte, wie spät es jetzt war, sondern um zu wissen, wieviel Zeit ihm bis zum Sonnenuntergang blieb. Etwa fünf Stunden.
    Und wenn er nun keine Angst vor der Dunkelheit im allgemeinen hatte, sondern nur vor einer ganz speziellen Dunkelheit? Vielleicht hatte er seine Phobie in Milwaukee so schnell überwunden, weil die Nacht ihm dort nur in milder Form Furcht einjagte. Vielleicht galt seine eigentliche Angst, jene lähmende Angst, nur der Finsternis über den Ebenen Nevadas. Aber konnte eine Phobie so eng begrenzt sein? Ganz bestimmt nicht. Und trotzdem musste er einfach auf die Uhr schauen.
    Sandy parkte vor dem Motelbüro, und als sie ausstiegen, umarmte sie plötzlich sowohl Faye als auch Ernie.
    »Ich bin froh, dass Sie wieder hier sind. Ich habe Sie beide sehr

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