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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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auf die Probe gestellt werden - oder die Stärke Ihres unbewussten Verlangens, wieder glauben zu können. Wenn dieses Verlangen stark genug ist, werden Sie die Unannehmlichkeit dieser langen Reise auf sich nehmen, und als Belohnung wird Ihnen etwas offenbart werden, das Sie zum Glauben zurückführen wird.«
    »Aber weshalb ausgerechnet Nevada? Warum nicht Florida oder Texas - oder Istanbul?«
    »Das weiß nur Gott allein.«
    »Und weshalb sollte sich Gott wegen eines einzigen vom Glauben abgefallenen Priesters soviel Mühe machen?«
    »Für ihn, der Himmel und Erde erschaffen hat, ist das überhaupt keine Mühe. Und ein Mensch ist für ihn genauso wichtig wie Millionen.«
    »Und warum hat er mich dann überhaupt meinen Glauben verlieren lassen?«
    »Vielleicht ist der Verlust und die Wiedererlangung des Glaubens eine Stärkung und Manifestation. Vielleicht müssen Sie das durchstehen, weil Gott Sie als stärkeren Menschen benötigt, als Sie es bisher waren.«
    Brendan lächelte und schüttelte bewundernd den Kopf. »Sie bleiben nie eine Antwort schuldig, nicht wahr, Vater?«
    Stefan Wycazik lehnte sich mit selbstzufriedenem Gesicht in seinem Stuhl zurück. »Gott hat mich mit einer scharfen Zunge gesegnet.«
    Brendan kannte Vater Wycaziks Ruf als Retter von Priestern in Nöten, und er wusste, dass sein Vorgesetzter nicht leicht aufgeben würde -wenn überhaupt. Aber Brendan war fest entschlossen, nicht mit Monsignore Janney im Schlepptau nach Nevada zu reisen.
    Vater Wycazik beobachtete Brendan über sein Brandyglas hinweg mit unverhohlener Zuneigung und eiserner Entschlossenheit und wartete begierig auf den nächsten Einwand, um ihn rasch entkräften zu können.
    Brendan seufzte. Es würde ein langer Abend werden.

Elko County, Nevada
    Nachdem er in wilder Panik aus dem Tranquility Grille ins letzte dahinschwindende Scharlach- und purpurrote Licht der Abenddämmerung hinausgerannt war, begab sich Dom Corvaisis auf direktem Wege zum Motelbüro, wo er im ersten Augenblick glaubte, in einen Ehestreit hineingeplatzt zu sein. Ihm wurde jedoch rasch klar, dass hier etwas Merkwürdigeres vorging.
    Ein Mann von kräftiger Statur in beiger Hose und braunem Sweater stand mitten im Raum, vor der Rezeption. Er war nur gute fünf Zentimeter größer als Dom, aber viel kompakter. Er schien aus massivem Eichenholz geschnitzt zu sein. Seine grauen, kurzgeschorenen Haare und die Falten in seinem Gesicht deuteten darauf hin, dass er etwa fünfzig sein musste, obwohl sein durchtrainierter Körper ihn jünger aussehen ließ.
    Dieser Bulle von einem Mann zitterte am ganzen Leibe - vor Wut, so dachte Dom zuerst. Eine Frau stand neben ihm und sah ihn eindringlich an. Sie war blond, hatte ausdrucksvolle blaue Augen und musste jünger als der Mann sein, obwohl ihr Alter schwer zu schätzen war. Als Dom über die Schwelle trat, stellte er fest, dass sein erster Eindruck falsch gewesen war. Dieser Mann zitterte nicht vor Zorn, sondern vor Angst.
    »Entspann dich«, sagte die Frau. »Versuch, deine Atmung zu kontrollieren.«
    Der massige Mann keuchte. Er hatte seinen Stiernacken nach vorne gebeugt und den Kopf gesenkt; mit hängenden Schultern starrte er zu Boden. Sein unregelmäßiger Atem verriet, dass er einer Panik nahe war.
    »Hol langsam und tief Luft«, fuhr die Frau fort. »Denk an das, was Dr. Fontelaine dir beigebracht hat. Sobald du dich beruhigt hast, werden wir einen kleinen Spaziergang machen.«
    »Nein!« Der Mann schüttelte heftig den Kopf.
    »Doch.« Die Frau legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Wir werden einen Spaziergang machen, Ernie, und du wirst sehen, dass diese Dunkelheit sich in nichts von jener in Milwaukee unterscheidet.«
    Ernie.
    Dom zuckte zusammen, als er diesen Namen hörte.
    Sofort fielen ihm jene vier Mondposter in Zebediah Lomacks Wohnzimmer in Reno ein, die mit Namen verunziert waren.
    Die Frau sah Dom an, und er sagte: »Ich brauche ein Zimmer.«
    »Wir sind total ausgebucht«, erwiderte sie.
    »Die Leuchtschrift zeigt aber an >Zimmer frei<.«
    »Okay«, sagte sie. »Okay, aber nicht jetzt. Bitte. Nicht jetzt. Gehen Sie in die Imbissstube oder sonstwohin. Kommen Sie in einer halben Stunde wieder. Bitte!«
    Erst jetzt schien Ernie Doms Anwesenheit zu bemerken. Er hob den Kopf, und ein Stöhnen der Angst und Verzweiflung entrang sich seiner Brust. »Die Tür! Schließen Sie sie, bevor die Dunkelheit hier eindringt.«
    »Nein, nein, nein«, redete die Frau energisch, aber voller Mitgefühl auf ihn

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